untertage.com - home Bilder Galerien Forum

Newsletter




Empfange HTML?

Joomla Extensions powered by Joobi

Anmeldung


In diesem Kapitel sollen die Zeichen, Tafeln, Inschriften und Markierungen zusammengefasst werden, die in Folge von markscheiderischen Vermessungen geschlagen oder angebracht und Grenzen bzw. bestimmte Punkte und damit im Zusammenhang stehende Rechtsansprüche markieren, Grubenfeldgrenzen markieren, markscheiderische Vermessungspunkte darstellen oder sonstwie der Markierung oder Orientierung dienen. Die Zeichen oder Inschriften können durch Bergbeamte oder durch den jeweiligen Eigentümer (bzw. in dessen Auftrag) angebracht werden. Eine spezielle Gruppe, die Fund- und Gangtafeln, die auch hier einzuordnen wäre, wird allerdings gesondert in Kapitel 3 vorgestellt.


2.1. Grubenfeldgrenzen

Die Vermessung von Grubenfeldern gehört zu den ältesten rechtlichen Praktiken, die mit dem Bergbau in Zusammenhang stehen. Notwendig wurden solche Vermessungen Übertage, aber auch Untertage, spätestens dann, wenn Gruben miteinander durchschlägig werden. Dann konnte es erforderlich sein, die Übertage festgelegten Grenzen nach Untertage zu übertragen. Abhängig von Zeit und Revier, konnten solche Grenzen dem Einfallen des Ganges nach unten folgen oder senkrecht nach unten verlaufen. Eine einfache und deutliche Möglichkeit, die Grubenfeldgrenzen Untertage darzustellen, ist das Einschlagen von Markierungen. Agricola (1557) schreibt, wie die Markscheider von Übertage gesetzten Steinen bzw. vom Grubenmittelpunkt - praktischerweise der Mittelpunkt des Haspelbaumes - nach unten messen und hier Zeichen einschlagen:

".. tzeigt er [der Markscheider - T.W.] an bey welchen ort / dz margkzeichen oder erbstuffen des stollens oder felorts seye zu schlahen. Es wirtt aber diß eingehauwen in bey sein / beider gschwornen steigern / und schichtmeistern: dann wie zugegen der Bergkmeister / diesen marckpfal in die erden schlecht / so schlecht auch der Marscheider ein streich in die gstein / von wegen der zeichen / die auch darum margkzeichen genandt werden. So er aber in schacht des gangs / der neuwlichen zehauwen ist angfangen / der massen margk setzet / so misset er erstmalen mit den Compaß / oder scheiben die schnür / so herzu gethon / die fleche des schachts / und verzeichnets mitt puncten / darnach alle felort / bis zu disem / in welches gstein die margkzeichen seindt zehauwen / aber alle ecken des felorts / misset er / und nach dem er die schnur in die fläche hatt außgstreckt / so streckt er zugleich / wie ich gsagt hab / die quärschnur / und hauwet ins gestein die zeichen. Wann aber in den margstein und erbzeichen / auch im felort / dz under ihnen ist / ein zeichen zehauwen ist / so hebt der marscheider von den zeichen an zumessen / und zeichnet jede winckell / und zu underst am felort / spandt er ein schnur / über dz selbig ort hinauß / in welches gstein er vermeint / das ein stuffen zuschlahen seye / als bald spannet er auß die schnur / wie ich offtmals gsagt hab auff die fläche. Wiewol aber der gang / im underen felort / anders dann im obern / in welchen das erst margkzeichen in stein gehauwen ist / streichett / so muß man doch gleich wol im underen felortt stracks im gestein ein magkzeichen hauwen. ..."


Agricola schreibt nichts über das Aussehen der Stufen. Nach Adlung (1999) ist - zumindest für das Freiberger Revier - bis in das 15. Jahrhundert nichts urkundliches über das Aussehen der Zeichen übermittelt. Erst im Freiberger Bergschiedsbuch von 1525 - 1561 wird erwähnt, dass durch den Bergmeister oder Markscheider ein Kreuz ins Hangende als auch ins Liegende des Ganges geschlagen wurde. Vermutet wird jedoch, dass die Stufen vorher genauso ausgesehen haben.
Adlung (1999) berichtet auch von einem Beispiel aus dem Freiberger Revier, in dem die Kreuze nicht in die gegenüberliegenden Stöße geschlagen wurden, sondern an einem Stoß übereinander, da man auf der einen Seite wegen einem Schacht mit Beschädigungen rechnen musste.


Bild 2.1.01:
Markscheiderische Zeichen, zwei gegenüber liegende Kreuze. Grubenfeldgrenze, in einem Wasserlösungsstollen der durch mehrere Maaßen geht, Marienberger Revier, Sachsen. Foto: anonym (1).









Bild 2.1.02:
Markscheiderisches Zeichen, Grubenfeldgrenze. Am gegenüber liegenden Stoß befindet sich das zweite Kreuz. Linßgrube, Schönborn-Dreiwerden, Sachsen. Foto Thomas Witzke.









Bild 2.1.03:
Grubenfeldgrenze als Doppelkreuz. Am gegenüber liegenden Stoß befindet sich ebenfalls in Doppelkreuz (siehe Bild 2.1.04). Grube im Kiesholz, Marienberg, Sachsen. Zweite Hälfte 16. Jahrhundert. Übersichts- und Detailfoto. Foto Michael Pfefferkorn.









Bild 2.1.04:
Grubenfeldgrenze als Doppelkreuz, gegenüber liegender Stoß zu Bild 2.1.03. Foto Michael Pfefferkorn.









Auch größere Tafeln mit Abkürzungen der Grubennamen, Kürzeln der Namen der Bergmeister und Geschwornen sowie Jahreszahlen sind bekannt.


Bild 2.1.05:
Grubenfeldgrenze der Gelobt Land Fundgrube zur Donath Fundgrube auf dem Donath Spat. Thelersberger Stollen, Brand-Erbisdorf, Sachsen. Foto: Michael Pfefferkorn.









Vorläufig hier eingeordnet werden sollen die beiden folgenden Bilder aus einem Flügelort des Treue Gewerken Verbindlichkeit Stollens, ein Entwässerungsstollen im Kamsdorfer Revier, Thüringen. Bei den Stufen wird vermutet, dass es sich um Grubenfeldgrenzen handelt. Die Ausführung und die spezielle Markierung des Bohrlochs für den Holzdübel lassen eine besondere Bedeutung annehmen.


Bild 2.1.06:
Markscheiderisches Zeichen, vermutlich Grubenfeldgrenze, westliches Flügelort Treue Gewerken Verbindlichkeit Stollen, Kamsdorf, Thüringen. Foto Michael Pfefferkorn.









Bild 2.1.07:
Markscheiderisches Zeichen, vermutlich Grubenfeldgrenze, westliches Flügelort Treue Gewerken Verbindlichkeit Stollen, Kamsdorf, Thüringen. Foto Michael Pfefferkorn.










In den untertägigen Kalksteingruben bei Maastricht auf niederländischem und belgischem Gebiet finden sich Zeichen oder Inschriften als Grubenfeldmarkierungen. Die Konzessionen zum Bergbau auf Kalkstein wurden im Mittelalter wahrscheinlich vom Fürsten durch einen Bergmeister vergeben (Information Jacquo Silvertant, Maastricht). Die Zeichen befinden sich an der Firste. Durch die Abbautechnologie liegen sie heute meist in 8 - 12 Meter Höhe. Jeder Konzessionsinhaber verwendete ein spezielles Zeichen. Interessant ist, dass die Zeichen für die Konzessionen oft in Verbindung mit Warnzeichen stehen. Bei diesen Warnzeichen handelt es sich um Galgen oder Räder, die die Funktion von Piktogrammen haben und den Inhabern benachbarter Konzessionen verdeutlichen, dass ein Abbau über die Grenze Diebstahl bedeutet und die Todesstrafe zur Folge hat (siehe Kapitel 5.2).
Inschriften, die Eigentum an Grubenfeldern markieren, finden sich an den Stößen bzw. den Sicherheitspfeilern. Der Übergang von Eigentumszeichen zu Inschriften erfolgte etwa um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert mit zunehmender Verbreitung der Kenntnisse in Lesen und Schreiben. Nach dem Mittelalter erfolgte die Konzessionsvergabe durch den Grundeigentümer.

Bild 2.1.08:
Zeichen zweier benachbarter Konzessionsinhaber zur Markierung der Grubenfeldgrenze. Vor 1500. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Die Zeichen befinden sich an der Firste in mehreren Metern Höhe. Foto Thomas Witzke.









Bild 2.1.09:
Zeichen eines Konzessionsinhabers zur Markierung der Grubenfeldgrenze, neben Galgen und Rad als Warnung gegen unerlaubten Abbau über die Feldgrenze. Vor 1500. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Die Zeichen befinden sich an der Firste in mehreren Metern Höhe. Foto Thomas Witzke.









Bild 2.1.10:
Zeichen zweier benachbarter Konzessionsinhaber zur Markierung der Grubenfeldgrenze. Daneben eine "Drachentöter"-Zeichnung mit unbekannter Bedeutung. Vor 1500. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Die Zeichen befinden sich an der Firste in mehreren Metern Höhe. Foto Thomas Witzke.









Bild 2.1.11:
Zeichen zweier benachbarter Konzessionsinhaber zur Markierung der Grubenfeldgrenze. Daneben ein Galgen als Warnung gegen unerlaubten Abbau über die Feldgrenze. Vor 1500. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Die Zeichen befinden sich an der Firste in mehreren Metern Höhe. Foto Thomas Witzke.









Bild 2.1.12:
Zeichen zweier benachbarter Konzessionsinhaber zur Markierung der Grubenfeldgrenze. Vor 1500. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Die Zeichen befinden sich an der Firste in mehreren Metern Höhe. Foto Thomas Witzke.









Bild 2.1.13:
Zeichen eines Konzessionsinhabers (eventuell der Prinzbischof von Lüttich) zur Markierung der Grubenfeldgrenze. Vor 1500. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Die Zeichen befinden sich an der Firste in mehreren Metern Höhe. Foto Thomas Witzke.









Bild 2.1.14:
Zeichen eines Konzessionsinhabers, der Prinzbischof von Lüttich, zur Markierung der Grubenfeldgrenze. Vor 1500. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Die Zeichen befinden sich an der Firste in mehreren Metern Höhe. Foto Thomas Witzke.









Bild 2.1.15:
Zeichen (zwei gegenüberliegende Kreuze) eines Konzessionsinhabers zur Markierung der Grubenfeldgrenze. Vor 1500. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Die Zeichen befinden sich an der Firste in mehreren Metern Höhe. Foto Thomas Witzke.









Bild 2.1.16:
Zeichen zweier benachbarter Konzessionsinhaber zur Markierung der Grubenfeldgrenze. Vor 1500. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Die Zeichen befinden sich an der Firste in mehreren Metern Höhe. Foto Thomas Witzke.









Bild 2.1.17:
Inschrift von Jan Bossen zur Markierung der Konzession, 16. Jahrhundert. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Die Zeichen befinden sich an der Firste in mehreren Metern Höhe. Foto Thomas Witzke.









Bild 2.1.18:
Inschrift und Zeichen von Peter Stas zur Markierung der Konzession, von 1584. Grubensystem Zonneberg, Masstricht, Niederlande. Foto Thomas Witzke.










Tafeln vom Erbbereiten

Das Erbbereiten war eine alte bergmännische Amtshandlung, bei der ein Grubenfeld mit besonderen, unanfechtbaren Bergbaurechten ausgestattet wurde. Voraussetzung war, daß Ausbeute erzielt wurde und Erze anstanden. Das Erbbereiten wurde mit besonderen Zeremonien veranstaltet. Die hohen Kosten gingen zu Lasten der Gewerken. Das Verfahren ist sehr alt, es wird bereits in einem Dokument von 1320 erwähnt. Der Begriff "Erbbereiten" ist wohl auf den Brauch zurückzuführen, das vermessene Feld zu Pferde abzureiten. Beim Erbbereiten werden übertage Lochsteine gesetzt. Ausgehend davon kann das Grubenfeld auch untertage vermessen werden, was z.T. durch Tafeln dokumentiert wird.


Bild 2.1.19:
Tafel zum Erbbereiten von 1750, Milde Hand Gottes, Brand-Erbisdorf, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.








Die Abkürzungen auf der Tafel bedeuten:
M(ilde) H(and) G(ottes) F(undgruben) E(nde)
                        17 + 50
I(ohann) E(manuel) S(tephani)     I(ohann) S(amuel) K(öhler)
B(erg) M(eister)       V(ice) B(erg) M(eister)


Bild 2.1.20:
Tafel zum Erbbereiten von 1697, Altmolchner Stehender (?), Brand-Erbisdorf, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Die Abkürzungen auf der Tafel bedeuten:
A(ndreas) S(üß) B(erg) M(eister)
I(ohann) A(ndreas) S(üß) V(ice) B(erg) M(eister)
A(ugust) B(eyer) M(ark)S(cheider) A(ndreas) T(ränkner) G(eschworner)

 


© Thomas Witzke und die jeweiligen Bildautoren {mospagebreak}



2.2. Grubenmittelpunkte

Bild 2.2.01:
Grubenmittelpunkt, Milde Hand Gottes, Brand-Erbisdorf, Erzgebirge, Sachsen. Foto: anonym (1).











2.3. Verstufungen

Beim Vortrieb von Entwässerungsstollen oder Stollenflügeln traten öfter Streitigkeiten mit den Gewerken der Gruben auf, zu denen sie durchschlägig werden sollten. Hier suchte man nach Möglichkeiten, die rechtlichen Probleme zu regeln. Eine Möglichkeit war, bestimmte Stufen an den Grenzen der Einzugsbereiche einzuschlagen. Damit werden auch finanzielle Ansprüche der Stöllner deutlich gemacht.
Eine der hier geschlagenen Stufen ist die sogenannte "Vierte-Pfennig-Stufe". Das Recht auf den Vierten Pfennig diente dazu, die Unkosten der Stöllner zu verringern. Dieses Recht trat bereits während des Vortriebs, sobald der Stollen die Grenze des Grubenfeldes erreichte, noch vor dem Durchschlag mit den Grubenbauen in Kraft. Die Gewerken der Grube zahlten ein Viertel der Unkosten der untertägigen Arbeiten. Es handelt sich um ein sehr altes Recht, welches schon in der Kuttenberger Bergordnung von 1300 erwähnt wird.
Um den Rechtsanspruch deutlich zu machen, schlug man gelegentlich eine Stufe beim Einkommen des Stollens in das Grubenfeld. Die Stufe markiert damit eine Grenze wie die weiter oben genannten Markscheidestufen, wurde jedoch auf Ersuchen der Stöllner geschlagen.
Im Erzgebirge ist die Stufe aus Grubenbauen des 16. Jahrhunderts bekannt, im 17. Jahrhundert kam sie hier außer Gebrauch.


Bild 2.3.01:
Vierte-Pfennig-Stufe. Grube im Kiesholz, Marienberg, Sachsen. Zweite Hälfte 16. Jahrhundert. Foto: Thomas Witzke.









Bild 2.3.02:
Vierte-Pfennig-Stufe. Grube im Kiesholz, Marienberg, Sachsen. Zweite Hälfte 16. Jahrhundert. Foto Michael Pfefferkorn.









Bild 2.3.03:
Vermutlich Vierte-Pfennig-Stufe, Treue Gewerken Verbindlichkeit Stollen, Kamsdorf, Thüringen. Foto Michael Pfefferkorn.









Wenn ein Stollen nicht weiter vorgetrieben bzw. von den Stöllnern aufgegeben wurde, kam ein anderes Zeichen zur Anwendung. Dieses Zeichen (gewöhnlich ein Doppelkreuz), die Verstufung, diente zur Abgrenzung der Rechtsansprüche alter und neuer Stöllner bei Wiederaufnahme. Die alten Stöllner hatten weiterhin Anspruch auf einen Teil des Stollenneuntels, falls der Stollen die Grube erreichte.
Das Verstufungszeichen ist aus dem Erzgebirge seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts bekannt. Es ist bis in die Vogesen verbreitet gewesen, wurde hier jedoch wohl gleich bei der Aufnahme eines Stollens geschlagen.


Bild 2.3.04:
Schwer erkennbares Verstufungszeichen. Treue Gewerken Verbindlichkeit Stollen in Kamsdorf, Thüringen. Foto Michael Pfefferkorn.









Gelegentlich wird auch ein senkrechter Strich mit drei Querbalken als Verstufungszeichen verwendet. Bekannt sind derartige Zeichen aus Johanngeorgenstadt/Sachsen und Kamsdorf/Thüringen. In Kamsdorf findet sich ein derartiges Verstufungszeichen am Julianestollen (ein bedeutender Entwässerungsstollen), wo der z.T. versetzte Albertgang einkommt, in der Nähe des Albertschachtes.


Bild 2.3.05:
Verstufungszeichen in einem alten Stollen nahe Schacht 120, Johanngeorgenstadt, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Bild 2.3.06:
Verstufungszeichen, am Julianestollen, Kamsdorf, Thüringen. Foto Thomas Witzke.









Auch ein einfaches Kreuz ist als Verstufungszeichen bekannt. Etwas ungewöhnlich ist jedoch bei dem folgenden Beispiel, dass die Tafel in die Ortsbrust geschlagen wurde, denn bei einer Neuaufnahme des Stollenvortriebs würde sie verloren gehen.


Bild 2.3.07:
Verstufung des Weistaubner Stollns, Pobershau, Erzgebirge, Sachsen, im Quartal Trinitatis 1835. Foto Michael Pfefferkorn.










Große Verstufungstafeln sind aus dem Freiberger Revier bekannt. Der fiskalisch vorgetriebene Rothschönberger Stollen, der bedeutendste Entwässerungsstollen des Freiberger Reviers, wurde gegen die von den jeweiligen Gruben aufzufahrenden Bereiche verstuft.
Die wohl schönste und aufwändigste Verstufungstafel überhaupt findet sich im Treue Sachsen Stolln bei Kleinvoigtsberg. Auch sie zeigt ein Doppelkreuz als Verstufungszeichen.

Bild 2.3.08:
Verstufung des Rothschönberger Stollens, Bereich 7. - 8. Lichtloch, Erzgebirge, Sachsen. Foto Holger Lausch.









Der Text auf der Tafel lautet:
Fortsetz. d.
Rschb. Stolln
im Innern d.
Freib. Revier
v. Cotta Bergr.
Beuneman Stollnf
Butze Stollnobstgr.
Fiscal.
Rschb. Stolln.
verstufft
d. 12. April 1877
Müller, Ob-Bergr.
Richter, Berginsp.
Johst, Bergverw.


Bild 2.3.09:
Verstufung des Rothschönberger Stollens gegen den Beihilfe Erbstollen, Bereich 7. - 8. Lichtloch, Erzgebirge, Sachsen. Foto Holger Lausch.











Bild 2.3.10:
Verstufungstafel des Treuer Sachsen Stollen gegen den Tiefe Hilfe Gottes Stollen. Kleinvoigtsberg bei Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Michael Pfefferkorn.

Der Text auf der Tafel lautet (aus ADLUNG, 1999):




Bild 2.3.11:
Verstufungstafel des Treuer Sachsen Stollen gegen den Tiefe Hilfe Gottes Stollen, daneben die im folgenden Bild dargestellte Tafel. Kleinvoigtsberg bei Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Michael Pfefferkorn.









Bild 2.3.12:
Die 4 Meter neben der Verstufungstafel befindliche Tafel, die die Entfernung zum Peter Fundschacht angibt. Kleinvoigtsberg bei Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Michael Pfefferkorn.











© Thomas Witzke und die jeweiligen Bildautoren {mospagebreak}



2.4. Markscheiderische Fixpunkte (Polygonpunkte)

Markscheiderische Fixpunkte (Polygonpunkte) wurden erst mit umfangreichen Vermessungsarbeiten wie sie zur Erstellung von Rissen notwendig sind, erforderlich. Sehr alte Polygonpunkte sind deshalb nicht zu erwarten. Besonders im 16. und 17. Jahrhundert wurde vielfach nur mit an geeigneter Stelle eingeklemmten Holzstöcken gearbeitet. Derartige Vermessungshilfen haben sich gelegentlich bis heute erhalten.
Kompliziertere Vermessungsarbeiten erforderten feste Polygonpunkte, die auch nach einiger Zeit wieder gefunden werden mussten. Dazu schlug man Stufen in Form eines Kreuzes ins Gestein. Häufig weisen sie im Zentrum ein Bohrloch für den Holzdübel auf. An einer Schraube im Dübel konnte dann die Lachterschnur befestigt werden.
Zuweilen sind neben den Kreuzen auch andere Zeichen verwendet worden.
Mit der Einführung des Theodoliten zur Vermessung und dem Wegfall der Lachterschnur kamen diese Zeichen außer Gebrauch und wurden durch aufgehängte Plaketten oder Tafeln ersetzt.


Bild 2.4.01:
Markscheidekreuz mit Bohrloch und Holzdübel. Reiche Zeche, Freiberg, Sachsen. Foto Thomas Witzke.









Bild 2.4.02:
Markscheidekreuz. Freudenstein Erbstolln, Halsbrücke bei Freiberg, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Bild 2.4.03:
Markscheidekreuz. Rheinisch Wein, Halsbrücke bei Freiberg, Sachsen. Foto Holger Lausch.









Bild 2.4.04:
Markscheidekreuz. Neuhoffnung Stollen, Kamsdorf, Thüringen. Foto Thomas Witzke.









Bild 2.4.05:
Markscheidekreuz und Gedingezeichen. Juliane-Stollen, Kamsdorf, Thüringen. Foto Thomas Witzke.









Bild 2.4.06:
Markscheidekreuz in der Tiefen Rösche, Thurm Rosenhof, Clausthal, Harz, Niedersachsen. Foto Thomas Witzke.









Bild 2.4.07:
Markscheidekreuz, 1879. Grube Wohlfahrt, Rescheid, Eifel, Nordrhein-Westfalen. Foto Thomas Witzke.









Bild 2.4.08:
Markscheidekreuz, wahrscheinlich 16. Jahrhundert. Stüblbau der Goldlagerstätte Schellgaden, Lungau, Salzburg, Österreich. Foto Christian Auer.










Zeichen zur Höhenmessung oder -markierung ?

Vermutlich zur Höhenmarkierung und -messung könnte das folgende, nur aus einem waagerechten Strich bestehendes Zeichen von etwa 4 x 1 cm Abmessung gedient haben. Es findet sich mehrfach in den Resten des ursprünglichen, aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammenden Teilen der Müdisdorfer Rösche bei Brand-Erbisdorf im Freiberger Revier. Damit könnte das Gefälle in der Rösche festgelegt worden sein. Eine andere Möglichkeit ist, dass es sich um ein Vortriebszeichen handelt.


Bild 2.4.09:
Vermutlich Zeichen zur Höhenmessung und -markierung, Müdisdorfer Rösche, Müdisdorf bei Brand-Erbisdorf, Sachsen. Zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts. Foto Thomas Witzke.











© Thomas Witzke und die jeweiligen Bildautoren {mospagebreak}



2.5. Andere markscheiderische Tafeln und Zeichen

Eine sehr schöne Markscheidetafel findet sich im Bereich des 12. Stollenortes auf dem Tiefen Georg Stollen (getrieben 1777 - 1799) im Oberharz. Bis zur Fertigstellung des Ernst August Stollens war er der wichtigste Erbstollen für den gesamten Oberharz. Die Tafel stammt aus der Zeit um 1779 und zeigt die Krone für den königlichen Stollen und die Nameskürzel der für den Stollenbau bedeutendsten Männer: HCFVRBH = Herr Claus Friedrich Von Reden Berg Hauptmann, sowie HGAST = Herr Georg August Stelzner (Oberbergmeister).


Bild 2.5.01: Markscheidetafel mit Nameskürzeln. Tiefer Georg Stollen, Harz, Niedersachsen. Foto Michael Kitzig.









Bild 2.5.02: Markscheidetafel mit Nameskürzeln (?). Thelersberger Stollen, Brand-Erbisdorf, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









sonstige markscheiderische Zeichen


Das in folgenden Bild dargestellte Zeichen sieht zwar aus wie der in Kapitel 1 beschriebene Quartalswinkel für das Nachreißen der Firste, hat aber hier eine völlig andere Bedeutung. Es findet sich unmittelbar neben einem Wetterüberhauen und markiert dieses zweifellos. Das Zeichen kann als schematische Darstellung des Überhauens gedeutet werden.


Bild 2.5.03: Zeichen, das ein Wetterüberhauen markiert. Peterstollen, Revier Holzappel, Lahn. Foto Thomas Witzke.










Eine vermutlich ähnliche Markierungsfunktion hat das sorgfältig in einen Stein geschlagene Zeichen aus dem Schlebuscher Erbstollen, Wetter, Ennepe-Ruhr-Kreis. Es befindet sich am gegenüberliegenden Stoß von Lichtloch 1. Dieses Lichtloch ist eine Treppe, die mit einer Sandsteinplatte abgedeckt ist. Nach einer vorläufigen Deutung symbolisiert der kleine senkrechte Strich das Mundloch, der waagerechte den Stollen und der Schrägstrich die Treppe. Unverständlich mutet jedoch die sorgfältige Ausführung und der Nutzen des Zeichens an.

Bild 2.5.04: Zeichen, das vermutlich ein Lichtloch markiert. Schlebuscher Erbststollen, Wetter, Nordrhein-Westfalen. Foto Carsten Säckl.










Im Stüblbau der Goldlagerstätte Schellgaden, Salzburg in Österreich findet sich ein Markscheidezeichen, eine Art Doppelkreuz, an einem geschrämten Aufbruch als Verbindung zu höheren Teilen der Grube. Es ist von dem einfachen Markscheidekreuz abgeleitet und mit einem zusätzlichen Querstrich versehen, um den Aufbruch zu kennzeichnen.

Bild 2.5.05:
Markscheidezeichen, wahrscheinlich 16. Jahrhundert. Stüblbau der Goldlagerstätte Schellgaden, Lungau, Salzburg, Österreich. Foto Christian Auer.











© Thomas Witzke und die jeweiligen Bildautoren {mospagebreak}



2.6. Lachtertafeln, Tafeln mit Entfernungsangaben

Diese Tafeln lassen sich von den Vortriebstafeln zum Teil nicht scharf trennen, und es können sich auch echte Vortriebstafeln unter den Beispielen befinden. Zentrales Element der hier zusammengefassten Tafeln ist jedoch eine Entfernungsangabe.


Bild 2.6.01: Lachtertafel aus dem Weißtaubner Stolln, Pobershau, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Bild 2.6.02: Lachtertafel in einem alten Stollen, nahe Schacht 120, Johanngeorgenstadt, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Bild 2.6.03: Lachtertafel "Vom Tage bis Thelersberger Füllort 52,37 Lachter", Thelersberger Stollen, Lade des Bundes Schacht, Brand-Erbisdorf, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Bild 2.6.04: Lachtertafel Thelersberger Stollen auf den Dornsträucher Spat, am Mathias Kunst- und Treibeschacht, Brand-Erbisdorf, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Die im nächsten Bild dargestellte Tafel aus dem Schlebuscher Erbstollen, Wetter, Ennepe-Ruhr-Kreis, vermerkt nicht das Jahr, in dem der Stollen angelegt wurde, sondern das Jahr der Fertigstellung der Gewölbemauerung (1824). Der Pfeil zeigt in Richtung Mundloch. Die zweite Zahl (18 7/8) gibt die Entfernung zum Mundloch in Lachtern an. Ein Lachter entspricht hier etwa 2,09 m. Die Buchstaben sind vermutlich Namenskürzel.


Bild 2.6.05: Lachtertafel von 1824. Schlebuscher Erbststollen, Wetter, Nordrhein-Westfalen. Foto Carsten Säckl.









Folgendes Bild zeigt eine moderne "Lachtertafel" aus dem Prinz Walliser Wasserlauf bei Clausthal im Harz. Die Plakette aus Plastik gibt die Entfernung in Metern zum Mundloch an. Rot darunter die Markierung von der eigentlichen Vermessung. Darüber findet sich eine "Zähltafel", die von der Auffahrung der Rösche stammt. Das Vermessungszeichen und die Zähltafel stehen in keiner Beziehung und liegen hier nur zufällig beieinander.

Bild 2.6.06: Entfernungsangabe zu Mundloch im Prinz Walliser Wasserlauf, Clausthal, Harz, Niedersachsen, darüber eine Zähltafel. Foto Thomas Witzke.









Auch Tafeln mit Teufenangaben von Schächten sind bekannt. Hier ein Beispiel aus Zug bei Freiberg vom W. Fischer-Schacht mit der Angabe 19,3 Lachter freie Teufe.


Bild 2.6.07: Tafel mit Teufenangabe, W. Fischer-Schacht, Zug bei Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









Die folgende Tafel gibt die Teufe im Tiefen Georgstollen unter der Kirche am Marktplatz von Clausthal im Harz an. Es handelt sich um eine Kopie der originalen Tafel.

Bild 2.6.08: Tafel (Kopie) mit Teufenangabe unter der Kirche von Clausthal, Tiefer Georgstollen, Harz, Niedersachsen. Foto Michael Pfefferkorn.









© Thomas Witzke und die jeweiligen Bildautoren {mospagebreak}



2.7. untertägige Landesgrenzen

Ein kleines Kuriosum dürften Markierungen zu untertägigen Landesgrenzen sein. Bisher liegen zwei Beispiele vor, eines von der belgisch-niederländischen Grenze und eines von der französisch-luxemburgischen Grenze. Leider ist letzteres auf Grund eines abgeschlossenen Gittertores sehr schlecht zu fotografieren, außerdem ist die Inschrift schlecht erhalten und durch Baumaßnahmen für das Gittertor auch stark beschädigt worden.


Bild 2.7.01: Grenze Belgien-Holland. Grube Caestert, Petit Lanaye, Belgien. Foto Thomas Witzke.










© Thomas Witzke und die jeweiligen Bildautoren

weiter zu 3. Fund- und Gangtafeln, Tafeln zur Kennzeichnung und Orientierung