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FRANZ-LUDWIG-STOLLEN WIRD FÜR BESUCHER EINSEHBAR Bis heute herrscht eisernes Schweigen über die letzten Versuchsbohrungen 1968
Welche Schätze lagern noch wirklich im alten Zechengebiet?





Um auch einem größeren Publikum ein Stück Kupferberger Bergbaugeschichte einsehbar und nachvollziehbar machen zu können, sind die Mitglieder des örtlichen Bergbau-Museumsvereins schon seit einigen Wochen damit beschäftigt, den so genannten Franz-Ludwig-Stollen hinter dem Trafohaus am Marktplatz zu öffnen.
KUPFERBERG – Geleitet werden die Arbeiten von Vorsitzendem Heinz Kliesch und Museumswart Wolfram Kliesch, der auch Hobbygeologe und profunder Kenner der Kupferberger Bergwerksgeschichte ist. Vor Beginn der Arbeiten wurde der Einstieg im Bereich des Marktplatzes genau eingemessen, aber auch Länge und Höhe des Stollens wurden akribisch erfasst.

Der Stollen soll sich dem Besucher künftig etwa zwei Meter unter der Oberfläche der Grünanlage erschließen. Dafür wurde nun eine Einstiegsrampe aus Granitstufen gebaut. An der untersten Stufe bietet sich ein Einblick in den Stollen auf eine Länge von etwa 30 Metern, die Höhe des mit Natursteinen ausgemauerten Stollens beträgt ungefähr 1,50 Meter. Das Stollenmundloch soll mit einem Gitter versehen werden, damit die Besucher nicht in Versuchung kommen, den Stollen auf eigene Faust zu erkunden.

Beim Franz-Ludwig-Stollen handelt es sich um einen der ältesten Entwässerungsstollen im gesamten Bergwerksbereich. Er war dringend notwendig, um das Wasser aus dem Bergwerk abzuleiten. Nach etwa 30 Metern verhindert eine Stützmauer das Vordringen des Wassers bis zum Mundloch. Das anfallende Wasser versorgt durch eine alte Wasserleitung den Brunnen am Marktplatz.

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Einblicke auf 30
Metern Länge

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Der gesamte Stollen verläuft unter dem Südosten Kupferbergs. Er wurde deshalb leicht ansteigend vorangetrieben, weil er ausschließlich der Entwässerung der Gruben diente.

Bürgermeister Herbert Opel dankte Vorsitzendem Heinz Kliesch und seinem Team für die bisher schon geleistete Arbeit und die Übernahme der Kosten für das gesamte Projekt. Kupferberg werde dadurch um eine Attraktion reicher, was auch hoffentlich seine Auswirkungen auf den Fremdenverkehr habe. Besonders bedankte sich der Bürgermeister beim Hauptsponsor des Vereins, der Firma Schicker, und ihrem Betriebsleiter Michael Weidemann, der nicht nur mit Maschinen, sondern auch selbst tatkräftig mithalf, ebenso wie stellvertretender Bürgermeister Reinhard Holhut.

Kliesch ging genauer auf die jüngste Bergwerksgeschichte der Stadt ein. 1936 bis 1940 unternahm die Firma Mansfeld noch einmal verschiedene Abbauversuche in Kupferberg. Zu diesem Zweck holte man einen Trupp erfahrener Bergleute herbei, die in nur 35 Metern Tiefe nach Kupfer und anderen Metallen suchten. Damals waren noch einmal 50 Bergarbeiter eingesetzt, und über dem kleinen Bergstädtchen lag noch einmal der Hauch einer großen Vergangenheit.

Der Einfahrtschacht befand sich am heutigen alten Sportplatz, der Förderschacht am Weg nach Unterbirkenhof. Gute Funde brachte man mit den Fuhrwerken nach Untersteinach, von wo aus die Erze per Bahn zur Verhütung nach Eisleben befördert wurden. Diese Tatsache beweist, daß der Ertrag des Bergwerkes teilweise sehr ergiebig war.

Mit dem Jahr 1940 endete die eigentliche Geschichte des Kupferberger Bergbaus. In den Jahren 1966/67 jedoch fühlte man sich noch einmal in die große Vergangenheit zurückversetzt, als im alten Zechengebiet Tiefbohrmaschinen der europäischen Firma Eurosond am Werke waren. Unter der Leitung des Italieners Matthias Malisan wurden verschiedene Versuchsbohrungen bis in eine Tiefe von etwa 300 Metern vorgenommen. Mit Genehmigung des Bergamtes Bayreuth wurde nach Erzen und Edelmetallen gesucht, die nach vorausgehenden Untersuchungen vorhanden sein sollten.

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Maschinenlärm
endete abrupt

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Genauso plötzlich, wie die Versuchsbohrungen begonnen hatten, wurden sie 1968 beendet. „Über die Ergebnisse der Untersuchung bewahrt man bis heute eisernes Stillschweigen“, sagte Kliesch. Es sei aber anzunehmen, dass Malisan zu dem Ergebnis gekommen sei, die Kosten einer Entsumpfung des Grubengebietes stünden in keinem Verhältnis zu dem erreichbaren Erzvorkommen. „Wäre dies nicht der Fall, so wüßte die Stadtverwaltung sicherlich bereits von einer anstehenden Eröffnung eines neuen Bergwerkes in und um Kupferberg“, sagte Kliesch.

Im Interesse der Stadt muss es nach Ansicht Klieschs nun Ziel sein, ein Besucherbergwerk als Attraktion für die Touristen zu schaffen. Versuchsbohrungen wurden bereits im Bereich des alten Sportplatzes außerhalb der Stadt niedergebracht; dabei konnte die Lage eines großen Bergbau-Hohlraumes bestätigt werden, den man nach einem Plan aus dem Jahre 1921 dort auch vermutet hatte.

Das meiste geht nur in mühsamer Handarbeit: In den vergangenen Wochen mussten erhebliche Mengen an Erde abgetragen werden, um eine Treppe zum Stollen-Mundloch zu bauen und den Hang mit einer Mauer aus Natursteinen zu sichern. Im Bild in der Einstiegsrampe Christian Kühl, davor Wolfram Kliesch mit Bürgermeister Herbert Opel, der sich laufend vor Ort über die Fortschritte erkundigt.