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Auflässige alte Grubenbaue sind selten leicht auffindbar, da die Zugänge zu ihnen seit alter Zeit verschlossen werden oder verfallen sind. Ein sicherer, gut zu befahrender Zugang ist jedoch Grundvoraussetzung für bergbauhistorische Forschungsarbeiten. Einen guten Zugang zeichnet aus, daß er
- möglichst nahe am Objekt der Forschung liegt und Umwege dahin vermieden werden,
- sicher im Sinne von standfest ist und durch unerfahrene, sich durch die Befahrung gefährdende Personen (beispielsweise Kinder) nicht geöffnet oder besser gar nicht erst gefunden werden kann,
- sich im Erscheinungsbild in die Landschaft einfügt, nach historischem Vorbild gestaltet ist und optisch nicht störend wirkt,
- nach Möglichkeit ohne zusätzliche, persönlich mitzuführende Hilfsmittel wie Kletterausrüstung oder Strickleitern zu befahren ist.
Alle oben genannten Aspekte treffen nie optimal zusammen, deshalb ist es zweckmäßig (auch aus Sicherheitsgründen), zu einem Objekt mehrere Zugänge zu haben. Beispielsweise ist ein in Sachsen unter Befahrern ziemlich bekanntes Objekt sowohl über einen langen, für klettertechnisch unerfahrene Leute jedoch sicheren Weg über einen Stollen zu erreichen, als auch über einen kurzen Weg, der mit Seiltechnik befahren werden kann.
11.1 Quellenarbeit
Die Erkundung von Zugängen in untertägige Grubenbaue erfolgt durch praktische Tätigkeit im Gelände unter Zuhilfenahme theoretischer Mittel wie Karten, Risse, Aktenauszüge, Ergebnisse von Befragungen und ähnliche Hinweise. Gute geschichtliche Kenntnisse (über die Grube oder das Revier) sind auf jeden Fall von Vorteil, da man schon beim Studium entsprechender schriftlicher Aufzeichnungen wie Archivmaterialien (Akten, Verleihbücher und so weiter), Reisebeschreibungen, ja selbst Sagen, wichtige Hinweise über die Lage einer Grube erhalten kann. Das ist kein Quatsch, Befahrer wurden in Freiberg durch eine Sage erst auf einen größeren Revierteil des Uraltbergbaus aufmerksam, der danach ausgiebig erkundet wurde!
Diese Hinweise ergeben dann, mit modernen Kartenwerken abgeglichen (sehr nützlich: TK 10, noch besser: Flurkarten mit Höhenlinien), Anhaltspunkte zur Suche im Gelände. Die amtlichen Topographischen Karten sowie deren Vorgängerauflagen, auch geologische und andere Spezialkarten sowie die Luftbilder der Landesaufnahme erhält man für Sachsen über das Landesvermessungsamt Sachsen, Adresse siehe Kapitel 17.6.4. Dort sind zum Teil auch die alten Ausgaben der Meßtischblätter noch erhältlich. Diese entstanden nicht durch Luftbildaufnahmen wie die modernen Karten, sondern durch richtige Vermessung im Gelände und sie zeigen sowohl kleinste Wege im Wald wie auch beispielsweise fast verlandete Teiche noch richtig als Teich oder Morast (auf luftbildbasierten Karten in der Regel nicht mehr erkennbar), zudem sind längst abgerissene Grubengebäude auf modernen Karten nicht mehr enthalten.
In Archiven (Adressen siehe Kapitel 17.6.2) aufgefundene Risse lassen sich inhaltsgemäß, wenn bekannte Festpunkte und ein reproduzierbarer Maßstab vorhanden sind, unter Beachtung der Änderung der magnetischen Deklination (Kompaß-Nadelabweichung) ebenfalls gut auf topographische Karten oder deren Vergrößerungen übertragen. Bei älteren
Abbildung 66: Aufsuchen der Zugänge im Gelände |
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1) größeres Gewässer; 2) Bach, Taleinschnitt; 3) Stollenpinge mit Halde und Wasseraustritt; 4-4') Haldenzug auf Erzgang; 5) Stollenmundloch; 6) Häufung größerer und kleinerer Halden auf einem Gangkreuz; 7) Tagebruch, Pinge; 8) Erzgang; 9) Halde mit Schachtpinge |
Rissen kann man Lagezuordnungen anhand von Gebäude, Halden oder Geländeformen, die auf neuen Karten nicht enthalten sind, mittels älterer Karten oder manchmal mittels Luftbildern vornehmen. Im Gelände orientiert man sich dann grob nach der Karte und beachtet darüber hinaus alle anderen Anzeichen, die auf Zugänge zu Grubenbauen hindeuten - Beispiele in Abbildung 66.
Durch Ungenauigkeit der Übertragung, Fehler auf dem Original und Verzerrung durch fotomechanische Vergrößerung (Kopierer!) treten zum Teil erhebliche Lageungenauigkeiten auf. Daher sollte man auch - wenn genügend Informationsmaterial vorhanden ist - prüfen, ob die Übertragung auf die topographische Karte plausibel ist. Damit ist gemeint, daß beispielsweise kein Stollen mitten im Teich (sofern es den schon früher dort gab) oder auf einer Bergkuppe beginnt und daß das Höhenniveau halbwegs stimmen muß. Kennt man durch geschichtliche Aussagen den Namen des Ganges oder Erzlagers, auf dem die betreffende Grube baute, ist es gut, zusätzlich zur topographischen noch die geologische Karte 1:25000 oder, so vorhanden, eine Gangkarte und/ oder -beschreibung zu benutzen. Bei Gangkarten vergewissert man sich darüber, ob sie die Gänge an der Tagesoberfläche, als Projektion auf ein anderes Höhenniveau (zum Beispiel Stollensohle) oder gar als beliebiges Durcheinander in verschiedenen Höhen darstellen. Zeigt die Gangkarte nicht die Ausstrichlinien am Tage, projiziert man die mit ihrem Einfallen dargestellten Gänge mittels der Winkelfunktionen an die Tagesoberfläche. Diese Methode kann, aber muß nicht funktionieren, da manche Gänge nicht gleichmäßig einfallen.
Es ist für die Erkundung von Zugängen gleichfalls sehr hilfreich, wenn über das betrachtete Gebiet eine sogenannte „Bergschadenkundliche Analyse” (BSA) existiert, in der tagesnahe Grubenbaue eines Reviers, die unter Umständen die Tagesoberfläche beeinflussen können, aufgelistet und in Karten dargestellt werden. Bergschadenkundliche Analysen kann man im Sächsisches Bergarchiv Freiberg einsehen oder bei guten Freunden.
Aufzeichnungen über Gruben (das heißt Risse, Akten, Lehn- und Verleihbücher) sind bis auf wenige Ausnahmen erst seit dem 16. Jahrhundert erhalten. Die vorher betriebenen Anlagen findet man höchstens in Urkunden mit Namen wie „St. Donat vor dem Meißner Tore” [28] oder gar nur „unser Bergwerk zu Wolkenstein” [29]. Sind solche Baue nicht in Zeiten betrieben worden, aus denen es nähere Überlieferungen gibt, muß ein solcher Hinweis genügen, um einen Zugang oder wenigstens die Lokalität ausschließlich durch praktische Forschung herauszubekommen. Dabei versucht man zunächst einmal Bergbaurelikte zu finden und dann mittels Ausschließen bekannter Gruben („welche Grube und welche Gegend ist es garantiert nicht?”) den genauen Ort und Namen einzukreisen.
11.2 Übertägige Hinweise auf Zugänge
Abbildung 67: Entstehung und Verfall einer Schachtaufsattelung |
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Links) Haspelschacht mit aufgeschütteten Halden; Mitte) gemauerte Schachtaufsattelung ermöglichte höheren Haldensturz; Rechts) verwahrter Schacht: die Halden sind abgefahren, Reste der Schachtaufsattelung sind noch vorhanden; (Fördereinrichtungen und Gebäude sind jeweils weggelassen) | |||
Begibt man sich nun zu praktischer Suche ins Gelände, tut man dieses am besten während der vegetationsarmen Jahreszeit (Oktober bis April), möglichst bei leichtem Frost und Rauhreif ohne viel Schnee. Das hat folgende Gründe: die Vegetation schränkt die Übersicht, vor allem im Wald mit Unterholz, stark ein; bei Frost und Reif sieht man auswetternde Grubenbaue mit geringer Überdeckung am besten, da der Reif an diesen Stellen fehlt. Bei starkem Frost kann es vor allem morgens im ersten Licht zur Herausbildung von Dampfsäulen über ausziehenden Bauen kommen. Zur groben Orientierung hält man sich an die deutlichsten Zeichen früheren Bergbaus: Halden und Haldenzüge. Um einen Stollen zu finden, verfolgt man den Haldenzug bis ins nächste Tal oder zu einem markanten Geländeeinschnitt und achtet dort auf grabenartige Vertiefungen und Wasseraustritte, wenn kein Mundloch zu finden ist. Eine Einkerbung (auch flach) mit davorliegender Halde am Hang und vielleicht gar noch austretender „Quelle” ist ein ziemlich sicherer Hinweis auf einen Stollen. Schächte sucht man auf Halden, indem man nach Einsenkungen (Schachtpingen) auf diesen sieht, die oft durch Einzäunungen mit weithin leuchtendem Schild besonders gut zu finden sind. Manchmal ist die Lage eines größeren Schachtes auch mit einem Stein markiert. Mauerreste sind ebenfalls eine Untersuchung wert, da mindestens seit dem 16. Jahrhundert Schächte oft mit Mauern statt Holz aufgesattelt wurden, das heißt man mauerte den Schachtkopf nach oben heraus, um die Halde in unmittelbarer Schachtnähe erhöhen zu können. Wurde die Halde abgefahren, stehen nur noch die Mauern einer Schachtaufsattelung mit ihrer typischen pyramidenstumpfartigen Form (Abbildung 67).
Abbildung 68: Einsatz der Wünschelrute | Quelle oben: Agricola, „Vom Bergwerk XII Bücher“, Reproduktion aus [46] |
Oben) konventionell; unten) weniger romatisch mit Schweißdraht, angedeutet die "Signalgebung" |
Um bereits ausgebaute, von anderen Befahrern jedoch getarnte Zugänge zu finden, bemüht man seinen eigenen inneren Schweinehund („Wie hätte ich das angestellt?”) und verläßt sich auf seine Inspiration - mehr verraten wir im Interesse sicherer Zugänge und zum Ärger gewisser Leser (Glück auf, R.J. aus C.!) nicht!
Zuletzt noch für alle Unverklemmten der Hinweis auf die Wünschelrute (Abbildung 68). Seit Agricolas Zeiten für das Auffinden von Erz, Wasser und Hohlräumen immer wieder beschrieben, mit und ohne Erfolg genutzt, wissenschaftlich widerlegt und nicht totzukriegen, soll sie hier nicht unerwähnt bleiben. Das Prinzip ist aus der Abbildung erkennbar, wer's gern romatisch möchte, verwendet die konventionelle Astgabel aus Weide oder Hasel, nachts bei Neumond am Friedhof geschnitten, eher aufklärerisch Angehauchte biegen zwei Schweißdrähte um 90° und versuchen es damit. Die Methode verursacht keinen Flurschaden, hebt die allgemeine Heiterkeit und führt mindestens dazu, daß man sich eingehend mit dem Gelände befaßt. Außerdem will den Autoren scheinen, daß es ehrenhafter sei, an die Wünschelrute denn an die Allmacht des Geldes zu glauben.
Alle hier gegebenen Hinweise zum Aufsuchen der Zugänge können zum Erfolg führen, ersetzen jedoch nicht die schöpferische Auseinandersetzung mit den speziellen Gegebenheiten des bearbeiteten Reviers, wie zum Beispiel den aus Erfahrung gewonnenen Grundsatz, daß sich an eingezäunten Schachtpingen des jüngeren Bergbaus (etwa 1950 bis 1955) im Oberen Erzgebirge das Schürfen besonders lohnt... Die Arbeit im Gelände ist eine recht subtile Sache, die man am besten wochentags allein, in Ruhe und zu Fuß ausführt - nicht nur wegen der notwendigen Konzentration auf geringste Spuren früheren Bergbaus!
11.3 Auffinden von Zugängen von unten
Zuweilen kommt man von innen an eine Stelle, die eine kurze Verbindung nach über Tage erwarten läßt. Das können sein Verbrüche, hinter welchen sich Frösche tummeln und Mücken spielen, heftig durchwetterte Verbrüche in Tagesnähe, manchmal sieht man einen kleinen
Abbildung 69: Bohrstange aus Baustahl zur Erkundung von innen |
Lichtschein oder durch einen niedrigen Abbau herabgefallenes Laub. Ist nach Rissen oder örtlichen Gegebenheiten (von oben kommender Schacht in einer Teufe bis 20 m, entwässernder Stolln) eine solche Verbindung zu erwarten, sollte man noch genauer als sonst nach solchen speziellen Anzeichen suchen, es wurden schon gewaltige Schachtkletteraktionen deswegen gestartet.
Glaubt man eine höffige Möglichkeit gefunden zu haben, einen weiteren Zugang zu schaffen, besieht man sich zunächst von unten die Begleitumstände. Von besonderer Bedeutung sind alle Umstände, die eine Lokalisierung des Zugangs über Tage ermöglichen (Lageschätzungen relativ zu leicht auffindbaren Punkten wie Tagesschächten, markanten Gängen und so weiter) sowie eine Abschätzung der Stärke des Verschlusses (zum Beispiel bei Schachtplomben, ob die Verwahrung bereits unten im Anstehenden oder erst tagesnah in einer Mauerung sitzt). Meist wird man zunächst von unten die Verwahrung prüfen und sich in vielen Fällen bereits eine kleine Sichtverbindung schaffen können. Damit beläßt man es vorerst und sucht den Zugang von oben auf, um sich über das weitere Vorgehen klarzuwerden.
In einem Privatgrundstück oder an einem stark bewanderten Weg wird man kein überflüssiges Loch machen, sondern den Zugang (und Notausgang!) still auf seine innere Liste setzten und eventuell verursachten Flurschaden wieder abtarnen. An einer ruhigen Stelle wird man sich danach richten, ob man den Zugang jetzt nötig braucht, und ihn dann entweder abtarnen oder wie unten beschrieben aufwältigen. Dabei kann man sich je nach Gegebenheiten zwischen einer Aufwältigung von unten oder oben entscheiden. Findet man den Zugang von oben nicht, kann man versuchen den Zugang mit einem Bewehrstab vom Bau (Abbildung 69) von unten anzubohren. Findet man den Baustahl über Tage nicht wieder, ist auch ein Grabungsversuch meist zwecklos.
11.4 Aufwältigung - nicht nur für Zugänge
Ist man sich nach vorausgegangenen Sucharbeiten weitgehend sicher, einen verrollten, verfüllten oder sonstwie verschlossenen Zugang lokalisiert zu haben, kann man mit einem Schurf oder anderen notwendigen Aufwältigungsarbeiten beginnen. Vor Beginn der Arbeiten vergewissert man sich, daß
- mit der Arbeit kein Schaden in Feld und Flur angerichtet wird (große Halde und Löcher vermeiden, Steine ordentlich ablegen wie einen Lesesteinhaufen)
- Aushubmaterial so abgelagert wird, daß niemand belästigt wird (auch der Anblick kann belästigen - also der Umgebung angepaßt abdecken!)
- Grundregeln des Naturschutzes beachtet werden - und nicht nur im Natur- und Landschaftsschutzgebiet (keine Standorte seltener oder geschützter Pflanzen beschädigen, Bäumen nicht die Standfläche abgraben oder Wurzeln unnötig beschädigen, nicht lärmen, keinen Müll hinterlassen und (vor allem für Sachsen!) sich selbst ein wenig der Umgebung anpassen...),
- eventuell abzulassende Wässer hinter Verbrüchen nicht unkontrolliert in die Umgebung und schon gar nicht direkt in Gewässer laufen zu lassen, sondern am besten örtlich zu versickern oder so zu verteilen, daß die Natur und ihre Optik keinen Schaden nimmt.
Das Öffnen alter Grubenbaue ruft bei Nicht-Befahrern sehr oft Unverständnis hervor, die Gründe dafür sind vielschichtig. Zum einen stecken "Bürger" ohne eigenen Schaffensdrang gern ihre mißgünstige Nase in anderer Leute Angelegenheiten und rufen durch ihre unbändige Lust am Denunzieren Verdruß hervor, zum anderen fühlen sie sich aus Unkenntnis der Dinge und die tägliche Lektüre der Boulevardpresse durch das entstandene Loch belästigt oder gar bedroht („Denkt doch mal an unsere Kinder, wenn das einstürzt!“ - Geschrei einer Frau aus Frohnau / Erzgebirge, als auf einer fachgerecht ausgebauten Teufe der Bergsicherung Anfang 1997 Befahrer von ortsansässigen Mineraliensammlern denunziert und von der Polizei erwischt wurden).
Um Ärger vorzubeugen, kann man den offiziellen Weg beschreiten - nämlich das Bergamt um Erlaubnis fragen, sich mit dem Grundeigentümer, Förster, Jagdpächter, Naturschutzbehörden, Landesämtern für Archäologie und Denkmalpflege sowie vielen anderen Bürokraten und seinem Beichtvater einigen und wird feststellen, daß dieser Weg im günstigsten Fall Monate dauert oder daß eine Genehmigung unbezahlbar ist, wenn sie nicht vorsichtshalber gleich ganz verweigert wird. Der schnellere Weg ist in der einschlägigen Fachliteratur ausführlich beschrieben und soll hier nicht weiter erörtert werden - euer Einfallsreichtum ist gefragt! Speziell für das Erzgebirge hat zu diesem Thema ein guter Kenner der lokalen Szene, Herr Karl May aus Hohenstein-Ernstthal, umfangreich gearbeitet ([34], [35], [36]).
11.4.1 Ausbuddeln
Nach diesem kleinen Exkurs in die Abgründe des kleinbürgerlichen Seelenlebens kommen wir nun zu den unmittelbaren Vorarbeiten einer Aufwältigung: erste Sondierungen bei verdeckten Zugängen. Um nur wenig abgedeckte Schächte oder Stollenmundlöcher zu suchen und für die nachfolgende Schürfgrabung genau zu lokalisieren, ist die Peilstangensondierung gut geeignet. Dabei wird eine schwere, angespitzte Eisenstange (Bullenpfahl) von bis zu 4 m Länge von Hand unter ständigem Wiederherausziehen und Drehen der Stange im Loch (Erweitern des Bohrlochs, Abbildung 70) in Richtung des vermuteten Hohlraumes in den Untergrund gerammt.
Abbildung 70: Peilstangensondierung |
Das macht man solange, bis man einen Hohlraum geortet hat oder auf ein Hindernis (beispielsweise einen großen Stein) gestoßen ist. Die Sondierung erfolgt von Hand, auch wenn das auf die Dauer anstrengend ist, nicht etwa mit einem Hammer wie bei geologischen Untersuchungen mit dem Bohrstock, da man beim Vortreiben der Stange von Hand recht gut Holz, Eisen oder Stein als Hindernisse unterscheiden kann, die Stange nur selten unbeabsichtigt ins Loch fällt und außerdem Lärm in der Natur vermieden wird.
Bei einiger Erfahrung bemerkt man am Bohrfortschritt, ob es sich um lose oder dicht gepackte Auffüllung oder gewachsenen Boden handelt. Die lose Auffüllung kann - im Gegensatz zur dichter liegenden Haldenschüttung der Umgebung (vorher dort einige Probesondierungen durchführen) - ein Hinweis auf Verfüllmassen über
Abbildung 71: Gezäh für Erkundungs- und Aufwältigungsarbeiten |
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a) Kreuzhacke; b) Spaten; c) Schaufel; d) Eimer; e) gekürzte Schaufel; ohne Abbildung) Klappspaten, auch als Kratze feststellbar, UB1=Universalbagger 1 ; f)Keilhaue mit gekürztem Stiel; f') Keilhaue; g) Kratze; h) Trog; i) Brechstange |
Schächten oder Stollenmundlöchern sein, da diese Massen durch Ausspülung in den darunterliegenden Hohlraum Feinbestandteile verloren haben und daher aufgelockert sind.
Hat man bei der Suche nach einem Schacht zum Beispiel mit der Peilstange eine angefaulte Holzbühne durchschlagen oder ist zwischen Schienen herausgekommen, kann man - nachdem man sich besser irgendwo angeseilt hat - bei geschicktem Arbeiten das Bohrloch so erweitern, daß ein Teil der sonst bei einem Schurf auszuhebenden Massen durch das Loch nur unter Zuhilfenahme der Peilstange in den Schacht fällt und nicht mühsam nach über Tage ausgefördert und im Gelände verteilt werden muß. Das ist in Gegenden, wo man die Befahrer und ihre Löcher nicht besonders liebt, recht zweckmäßig; für die wenige nach unten gefallene Masse findet sich unter Tage immer ein Platz, wo sie nicht im Weg herumliegt. Ist an der Tagesoberfläche ein großes Loch entstanden, baut man es wie unten beschrieben zum Zugang aus oder deckt es zunächst so ab, daß niemand hineinfallen kann oder sich belästigt fühlt.
Ein Schurf wird angelegt, wenn mit der Peilstange allein nichts auszurichten ist (bei sehr steiniger oder dichtliegender Auffüllung, Abmauerungen, Gewölben, Betonplomben oder ähnlichem) und ein Zugang durch Verfüllmassen hindurch geschaffen werden soll. Die Grabung kann horizontal (offener Graben) oder vertikal (Schurfgrube oder -schacht) erfolgen, schräge Schurfschächte sind - bis auf kurze zum Erreichen eines Mundlochs - wegen des komplizierten Ausbaus für den Befahrer unzweckmäßig. Ist die Auffüllung nicht standfest, baut man den Graben oder Schacht aus. In Kapitel 12.1 ist der Ausbau beschrieben.
Abbildung 72: Ein etwa anderer „Schurf“ | Foto: privat |
Nicht alles läßt sich normen. Hier geht es wie in einer Trümmerhöhle zwischen Pingenmassen nach unten. Gefunden wurde der Zugang durch ausziehende Wetter |
Abbildung 73: Schleifkästen |
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Oben: a) aufgeschnittener Plastikkanister, Inhalt 20 -30 Liter; b) Aluwanne (Fleischertrog, Backtrog), Inhalt bis 50 Liter; c) klassischer hölzerner Schleifkasten, seit Agricola beschrieben, zuletzt von der Wismut zur Gewältigung des Altbergbaus eingesetzt: Holzkasten mit Griffen, mit blechbeschlagenen Holzkufen, Inhalt 20- 30 Liter Unten: Detail zum Holz-Schleifkasten aus [30] |
Werkzeuge zum Anlegen eines Schurfes, die auch für untertägige Aufwältigungsarbeiten brauchbar sind, werden in Abbildung 71 gezeigt. Neben Kreuzhacke, Spaten, Schaufel und Eimer (a ... d) kommen bergbau- beziehungsweise befahrerspezifische Geräte zum Einsatz, die sich auch in der Höhlenforschung Beliebtheit erfreuen und kurz beschrieben werden sollen. Da ein Schurf nicht zu groß werden soll (Naturschutz, Arbeitsaufwand, Sichtbarkeit) und in der Regel 1 m bis 1,3 m im Quadrat mißt (Schacht) bzw. 0,5 m bis 1 m breit ist (Graben), hat man wenig Platz zum Arbeiten. Deshalb werden die Werkzeugstiele eingekürzt und der Stiel oder das Werkzeug geringfügig verändert.
Die normale Bauschaufel (c) wird gekürzt, das Blatt schmaler gemacht und sie bekommt einen Henkelgriff (e). Aus der sperrigen Kreuzhacke (f) wird eine Keilhaue (f’), indem man das flache Ende abschneidet und den Stiel etwas kürzt. Statt der Schaufel kann man Kratze (g) und Trog (h) verwenden, man zieht mit der Kratze Masse auf den Trog und kippt diesen hinter sich in das bereitstehende Fördergefäß aus oder reicht ihn in einer engen Strecke weiter. Bei übertägigen Aufwältigungen oder bei großen Stollnquerschnitten verwendet man statt des Troges ein großes Schaufelblech, auf welches man die Masse zieht und welches das Darunterfahren mit der Schaufel sehr erleichtert. Man kann auch ganz gut statt mit einer Schaufel mit einem Armee-Feldspaten graben, den man wahlweise als Schaufel oder Kratze einsetzt. Sind in der Auffüllung große Steine, bewegt man diese mit der langstieligen Keilhaue (f) oder Brechstange (i) und zerkleinert sie mit Hammer und Meißel. Auch die Stiele großer Hämmer werden zweckmäßig eingekürzt. Zum Reinigen verschlammter Abflußrohre (in Stollenmundlöchern oder unter Mauern) sowie der Wasserseige sind verlängerte Ofenhaken und -kratzen geeignet.
Bei der Aufwältigung versetzter oder verbrochener Strecken unter Tage hat man oft das Problem, daß man die Masse über eine längere Stecke in höchst unbequemer Enge transportieren muß, bevor man sie irgendwo ablagern kann. Mit Eimern ist das Schinderei, besser geht es mit einem Schleifkasten. Dieser ist aus Metall, Holz (selbstgebaut nach historischem Vorbild) oder einem aufgeschnittenen Plastekanister, siehe Abbildung 73.
Abbildung 74: Förderung mit Schleifkasten in einer engen Strecke |
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Am Schleifkasten wird vorn und hinten je ein Seil zum Ziehen befestigt, im günstigsten Falle kann der „Fördermann” von der Stelle aus den gefüllten Kasten zu sich ziehen, an der die Masse abgelagert wird und derjenige, der gräbt, zieht den leeren Kasten am anderen Seilende wieder zu sich (Abbildung 74). Geht das nicht, bleibt einem nichts weiter übrig, als sich den Kasten zum Beispiel am Gürtel anzuhängen und damit auf allen Vieren durch die enge Strecke zu kriechen oder, wenn man noch gebückt laufen kann, ihn am Strick hinter sich herzuziehen. Man achtet darauf, daß der Schleifkasten abgerundete Formen besitzt, damit er nirgens hängenbleibt und daß die Sohle, worauf er gezogen wird, eben ist, damit man ihn nicht mehrmals unterwegs wieder füllen muß. Ist die Strecke breit genug, kann man den Schleifkasten oder Eimer auch mit einem kleinen Handwagen transportieren.
11.4.2 Arbeit mit Schlägel und Eisen
Schlägel und Eisen (bergmännischer Sprachgebrauch für Hammer und angestielten Meißel) kommen dort zum Einsatz, wo große Steine zerlegt werden müssen oder Mauern im Weg sind. Bei der Auswahl dieses Gezähes beachtet man das richtige Gewichtsverhältnis der Werkzeuge zueinander, der Hammer muß immer deutlich schwerer als der Meißel sein, da er sonst nur darauf herumspringt! Es ist besser, weil nicht so ermüdend, einen kurzstieligen schweren Hammer statt einem leichten langstieligen zu verwenden. Bei den Meißeln (spitz, Flachmeißel nützen nur selten etwas) verwendet man qualitativ hochwertiges, zähes Material, welches an der Meißelspitze sorgfältig gehärtet, am anderen Ende aber weich ist, damit der Hammer nicht prellt. Gute Erfahrungen gibt es mit Meißeln, die zum Spalten von harten Gesteinen von Steinmetzen eingesetzt werden (sogenannte Graniteisen), da hier guter Stahl und optimale Gestaltung der Meißelspitze vereint sind. Ist ein Meißel stumpf geschlagen, schafft man ihn zum Schmied, der die Spitze wieder auszieht und (hoffentlich ordentlich) härtet. Anschleifen geht nur wenige Male, nämlich solange, bis man aus dem gehärteten Bereich der Spitze hinaus ist. Will man einen Stein zerlegen, haut man nicht drauflos, als säße der liebste Feind darin, sondern sieht zunächst einmal nach Schwachstellen wie Klüften, Schieferungsflächen oder drusigen Gangtrümern und setzt den Meißel dort an. Hilft ein Meißel nicht, schlägt man diesen im Stein fest und setzt einen zweiten (oder mehrere) daneben. Durch gleichmäßiges Einschlagen, wozu man, wenn die Meißel „gezogen” haben, einen großen Bello nehmen kann, wird der Stein zerlegt. Zum Zertreiben großer Deckel muß man in einer Reihe vorbohren, die Meißel oder Spaltkeile in den Löchern ansetzen und immer im Wechsel weiter einschlagen.
Diese Methode nützt auch auf harten Mauerfugen etwas, oft geht damit eine ganze Reihe Steine ab. Mauern, egal ob Ziegel oder Beton, sind bei etwas sicht- und akustischer Deckung immer zu überwinden. Um unnötigen Aufwand zu vermeiden, geht man folgendermaßen vor: Zunächst sieht man sich nach einem guten Ansatzpunkt um. Da sich Beton und Mörtel beim Aushärten etwas dehnen, steht eine allseits ans Anstehende angeschlossene Mauer unter innerer Druckspannung. Die Werkstoffe sind sehr druckfest und lassen sich nur durch Zugspannungen zerstören, wie sie zum Beispiel seitlich der Meißelspitze entstehen. Die inneren Druckspannungen wirken dieser Zugspannung entgegen, man muß also zusätzlich zur Zugfestigkeit des Betons noch die innere Druckspannung überwinden, bevor sich das Material zerstören läßt.
Viel einfacher geht es, wenn an einer Stelle keine Druckspannung entgegenwirkt - das ist bei Löchern in der Mauer (Lutten- oder Rohrdurchführungen, unsaubere Anschlüsse an den Stoß) der Fall. Man setzt daher vorzugsweise an solchen Stellen an. Fehlt eine solche Stelle von Natur aus, muß man sich diesen sogenannten Einbruch selber aus dem Ganzen spitzen oder bohren. Dann setzt man ihn natürlich so, daß man zum einen bequem arbeiten kann, läßt aber auch die spätere bequeme Passierbarkeit des Durchstiegs nicht außer acht. Gebohrt wird, wenn keine Maschine eingesetzt werden kann, nach der klassischen Methode: der Flachmeißel wird nach jedem Schlag etwas gedreht, so daß ein rundes Loch entsteht.
Ist der Einbruch erst einmal geschafft, kann man ihn relativ bequem seitlich erweitern. Bei stärkeren Mauern wird man zunächst ein trichterförmiges Loch erhalten, der Trichterwinkel entspricht dem Druckausbreitungswinkel im Mauerungsmaterial - rund 60° bei Beton. Daran kann man zunächst nicht viel ändern, wenn erst die Mauerung durchlocht ist, kann man das Loch mit wenig Aufwand ordentlich erweitern. Für eine 24er Klinkerwand mit Zementmörtel muß man bei ordentlichem Werkzeug etwa 3 Stunden rechnen. Stahlbeton ist auch kein
Abbildung 75: "Wechsel" für teilweise aufgetrennte Verwahrungen |
1) durchgehende Schiene; 2) aufgetrennte Schiene; 3) Bolzen ≥ M16 (Gewindestab auf gewünschte Längen schneiden); 4) Profile, zum Beispiel U 50 x 100 x 8 |
unüberwindliches Hindernis, man muß die Bewehreisen nur ordentlich freispitzen und kann sie dann zersägen, per Hand oder eleganter mit dem Schweißzeug.
11.4.3 Umgang mit der Säge
Ein ebenfalls häufig anzutreffendes Hindernis sind Verwahrungen aus Grubenbahnschienen, möglichst kreuzweise verschweißt, und zwar für Schächte und Stölln. Günstig und meist möglich ist es, sich seitlich an solchen Dingen vorbeizumogeln, zur Not auch etwas im meist bröseligen Auflager zu spitzen oder sich einmal den Fußpunkt der Verwahrung anzusehen, ob dort die Schienen oder - noch fieser - Bohrstangen nicht bloß im losen Dreck stecken.
Muß man unbedingt zur Säge, zur Flex oder zum Sauerstoff greifen, sieht man sich an, ob dadurch nicht eine Statik durcheinandergebracht wird. Auch zum Bearbeiten ist es oft zweckmäßig, den nicht aufgetrennten Teil des Verbundes in seiner Lage zu halten, einen "Wechsel" wie beim Dachdecken zwischen zwei Sparren einzuziehen, zum Beispiel durch Verschweißen mit kräftigen U-Profilen vom Schrott oder auch durch eine Klammerung mit soliden 16er Schrauben wie in Abbildung 75. Merke: hier ist der
Abbildung 76: Konstruktionen für Haspel | Quelle oben: [30] |
Oben) klasischer Haspel. a: Rundbaum, h: Haspelstützen, p: Pfühlbäume (Bühnhölzer), k: Kurbeln oder Haspelhörner, s: Hängekappe (Begrenzungsholz zur Schachtöffnung hin), r: Wehrstange (zum Festhalten während des Herausziehens des vollen Kübels, im Erzbergbau selten angewendet). Die Haspelhörner waren bis ins 19. Jahrhundert vollständig aus Holz, lediglich die Lagerbolzen bestanden aus Eisen. Das Seil war ein 5 bis 6 mal um den Rundbaum geschlungenes Hanfseil. Unten) Konstruktionsvorschlag für einen Befahrerhaspel in „Nailweb“-Technik, das heißt aus Brettern und einem halben Pfund Spanplattenschrauben: 1: Achse, 2: Beschlag für Achslager, 3: Beschlag als Aushebesicherung, 4: Aufdopplung für Stütze gegen schrägen Seilzug, eventuell beidseits, 5: Bühnholz über Schacht, 6: eine Möglichkeit der seitlichen Aussteifung, Seillauf und Kübelaushub müssen berücksichtigt werden, andere Varianten: Aussteifung gegen den Stoß, Viereck im Träger und so weiter. |
Erkundungsausbau beschrieben, der endgültige Ausbau und eventuelle nötige neue Verwahrungen in Kapitel 12!
Auch Schienen sind nicht unüberwindlich, mit einem guten Sägeblatt ist man selbst mit der Handbügelsäge in unbequemer Sägelage in 25 bis 40 Minuten durch eine Grubenschiene durch (im Werkzeugfachhandel ordentliche HSS-Blätter kaufen, die sind dort billiger als der weiche Mist im Baumarkt!). Vor dem Sägen entfernt man sogfältig alle Betonreste vom Eisen durch heftiges Abklopfen, eventuell mit dem Meißel, um die Schärfe des Sägeblattes zu bewahren.
11.4.4 Aufwältigung von Schächten
Zum Abteufen eines Schurfschachtes muß man bei entsprechender Teufe beginnen, die Masse mit einem Eimer oder Kübel auszufördern. Diesen wird man zunächst an ein dickes Stück Seil anhängen und einfach herausziehen. Bei tieferen Schächten ist das ermüdend und die Gefahr, daß man selbst hineinspringt, losläßt oder mit dem Eimer an den Schachtstößen hängenbleibt und ihn dabei auskippt, wächst. Hier behilft man sich mit einer Rolle, über die der Eimer mittig in den Schacht läuft oder stellt
Abbildung 77: Einbau eines Haspels im Schacht |
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I) Fördergefäß (Tonne oder Skip), a: eventuell erforderliche 2. Achse, b: eventuell erforderliches seitliches Führungsbrett, c: Tonnbretter (können bei gutem Stoß entfallen), d: Seilaufhängung (so einrichten, daß keine Scheuerstelle entsteht! Metallring oder Ähnliches verwenden!) II) Haspel |
einen Haspel auf. Abbildung 76 und Abbildung 81 zeigen Konstruktionen für Haspel. Als Zugseil ist altes Kletterseil oder etwas in ähnlicher Stärke und Tragfähigkeit geeignet, jedoch kein Hanfstrick oder gar eine alte Wäscheleine! Abbildung 77 zeigt den Einbau eines Haspels in einem Schacht.
Abbildung 78: Entleeren von Förderkübeln I | Foto: privat |
Kippbarer Kübel und verschiebbare Rutsche |
Wo man Aufwältigungsarbeiten legal durchführen kann (glückliches Frankreich), das Bergamt nicht täglich die Baustelle umschleicht und es technisch möglich ist, kann man auch motorbetriebene Bauwinden einsetzen, wobei man das Förderseil über eine an einem stabilen Bock, Dreibein oder ähnlichem befestigte Rolle laufen läßt. Damit kann man natürlich größere Gefäße herausziehen, etwa 150 bis 200 kg bei entsprechender Kippvorrichtung sind zweckmäßig. Die Winde sollte mit einem der Tragfähigkeit des verwendeten Seils und der Masse des gefüllten Kübels angepaßten schnellen Motorschutzschalter ausgerüstet sein, der dann auslöst, wenn der Motor (durch Hängenbleiben des Fördergefäßes oder ähnliche Zwischenfälle) überlastet wird. Da eine gewöhnliche Bauwinde weit mehr als 150 kg ziehen kann, muß man den standardmäßigen Motorschutzschalter herunterdrehen oder einen kleineren einbauen (Anlaufstrom beachten, wer sich nicht sicher ist, fragt einen Elektriker). Als Förderkübel sind kippbare Dachdeckerkübel (ca. 50 l = 100 kg) Inhalt gut geeignet. Man kippt sie auf eine verschiebbare Rutsche
Abbildung 79: Entleeren von Förderkübeln II | Foto: privat |
Kippgestell |
aus, die von der Schachtbühne auf die Halde oder einen Schubkarren reicht (Abbildung 78).
Abbildung 80: Baustelleneinrichtung einer größeren Schachtbaustelle | Foto: privat |
Hat man keinen kippbaren Kübel, gehört zur Baustelleneinrichtung ein Kippgestell (Abbildung 79), das nahe des Kübellochs auf der Schachtbühne steht. Da man dabei den Kübel etwas ablassen muß und das Windenseil schief zieht, wäre es ganz gut, wenn das Gestell über dem Loch stünde, aber so kann man ja nicht fördern! Kann man doch. Abbildung 80 zeigt die entsprechende Technik, die von sächsischen Bergsicherungsbetrieben eingesetzt wird. Bevor man mit dem Nachbau beginnt, ist es empfehlenswert, eine solche Baustelle möglichst in Aktion zu besichtigen, auch deshalb, weil man dort in Sachen Schachtausbau etwas lernen kann.
In längeren tonnlägigen Schächten kann man den Eimer oder Kübel nicht mehr senkrecht herausziehen, sondern muß ihn auf dem Liegenden entlangschleifen. Das ist bei flachem Einfallen mühselig, da oft der Eimer auskippt oder hängenbleibt, zur Freude desjenigen, der unten steht und alles auf den Kopf kriegt. Schurfschächte sind nämlich meist nicht so groß, daß man eine „DIN-gerechte” Kopfschutzbühne einbaut, unter die der bedauernswerte Untermann flüchten kann. Wenn man offiziell einen Schacht aufmacht, sollte man das aber tun, zumindest irgendwas einbauen, wo jemand unterkriechen kann und was einen Eimer oder Kübel voll Steine verträgt (zum Beispiel eine stabile Fahrtenbühne). Um sich den Frust zu ersparen, daß von drei eingeschaufelten Eimern nur einer voll oben ankommt und man am Ende der Schicht mit Beulen und blauen Flecken geziert ist (der Untere wegen der Steine, der Fördermann, weil der andere mehrmals unmotiviert und heftig mit dem Gezähe fuchtelnd ausgefahren ist), begradigt man das Liegende mit sogenannten Tonnbrettern, die seitlich je ein hochkant stehendes Brett
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Abbildung 81: Skip und Haspel auf Befahrerbaustellen | Links: aus [30] | |
Links) Skip zur Förderung im tonnlägigen Schacht, klassische Ausführung; Rechts) Ein Beispiel für einen Befahrerhaspel aus Gerüstrohr und -schellen (Foto:privat) und einen „Skip“ aus einem alten Kinderwagengestell | ||
Abbildung 82: Tonnbretter und Vertonnung | |
Blick von oben in einen tonnlägigen Schacht, auf dem Liegenden die Tonnbretter mit seitlichem Führungsbrett, als Abgrenzung zum Fahrtentrum (rechts) die Vertonnung | Foto: privat |
haben, damit der Eimer nicht runterrutscht (Abbildung 82). Wer Freude am Basteln hat, baut einen Skip aus Kunststoff (PVC-hart, 1 cm stark) oder Blech, der auf Rädern läuft und den Vorteil hat, daß er leichter zu ziehen ist und nicht so leicht auskippt. Sind die Räder des Skip groß genug (Kinderwagen, besserer Rasenmäher, Kinderroller, abgesägte Mülltonne (Abbildung 77) – fragt euren Schrottdealer!) und das Liegende ist relativ eben, kann auf die Tonnbretter verzichtet werden. Ein altes Kinderwagengestell und ein kleiner Haspel eignen sich übrigens auch vorzüglich zum Rucksacktransport in häufig befahrenen Schächten (Abbildung 81).
Beim Aufwältigen eines Schachtes sollte man nicht vergessen, daß man oft nicht weiß, worauf man so herumspringt. Es kann durchaus möglich sein, daß man nur auf einer mit Masse bedeckten faulen Holzbühne steht und darunter ein Loch gähnt! Ist man sich seiner Sache nicht absolut sicher, seilt man sich an einer kurzen Fangleine mit Shunt oder Klemmknoten an einem sicher befestigten dynamischen Fixseil mit Endknoten an. Jede im Schacht arbeitende Person erhält ihr eigenes Fixseil! Die aus Kletterseil bestehende Fangleine ist so lang, wie es zum Arbeiten bequem ist und man sich nicht verfitzt, also zwischen 1 und 2 m. Sie wird am Sitzgurt (zentrales Schraubglied) befestigt, nicht etwa wie beim altertümlichen Felsklettern nur am Brustgurt (oder gar am Hosenträger, um solche Experten kümmert sich dann die Feuerwehr), denn es soll bei einem Sturz niemand gekreuzigt werden.
Abbildung 83: Baustelleneinrichtung einer weniger aufwendigen Schachtbaustelle | |
Wichtigstes Element auch hier das Dreibein und die Winde, das Dreibein ist aus Gerüstrohren geschraubt, Entleeren des Kübels siehe Abbildung 78 | Foto: privat |
Die Fangleine wird so am Fixseil befestigt, daß im Falle eines Sturzes der Hineingeplumpste noch nahe genug an einer Fahrt dran ist, um selbst herausklettern zu können. Ist das zum Arbeiten zu unbequem oder ist gleich gar keine Fahrt da, hat selbstverständlich jeder, der sich im Schacht angeseilt hat, sein Steigzeug so dabei, daß es nach einem Sturz sofort zum Hinaussteigen eingebaut werden kann (Kletterei siehe Kapitel 14). Kein Befahrer sollte sich bei Arbeiten im Schacht darauf verlassen, daß ihn nach einem Sturz gleich jemand rauszieht (was auch ziemlich schwer geht), sondern muß, solange ihm beim Fall nichts Ernsthaftes passiert ist, in der Lage sein, bei abgehender Sohle und Sturz ins Seil selbst aus dem Schacht zu steigen! Deshalb sind die kommerziell verwendeten Höhensicherungsgeräte mit Drahtseil und Befestigung am Rücken nicht zu empfehlen. Der Ausbau von Schächten während der Erkundung oder zum regulären Betrieb ist in den Kapiteln 12.1 und 12.7 beschrieben.
11.5 Nutzung vorhandener Zugänge
Zahlreiche Grubenanlagen wären über vorhandene Zugänge schnell und sicher erreichbar (Lehrgrube Freiberg, Schaubergwerksanlagen, alte Wasserkraftanlagen, zeitweilig während Verwahrungsmaßnahmen, und so weiter), wenn man diese nur benutzen dürfte! Der Hürdenlauf, den die Bergämter als zuständige Behörde (man bekommt dort Zustände, deshalb diese Bezeichnung) vor eine solche Befahrung setzen, ist im Kapitel 16.5 und, was wenige wissen, auch in einem wichtigen Werk der französischen Gegenwartskunst beschrieben [37]. Der bergamtliche Segen ist jedoch zur Befahrung genauso notwendig wie der TÜV, damit das Auto fährt. Daher sollte man sich vor umfangreichen Aufwältigungsarbeiten Gedanken machen, ob sich das Befahrungsziel nicht auf dem Weg über solche Zugänge erreichen läßt.
Am komplikationslosesten geht das, wenn man die oder einen der Schlüsselgewaltigen oder Grundstückseigentümer für die Sache begeistern kann. Dieser muß bei weitem nicht offiziell einer Befahrung zustimmen, für alle Beteiligten besser ist es (auch in Sachen Haftung bei eventuellen Unfällen!), wenn die Befahrungsmöglichkeit lediglich stillschweigend eingeräumt wird. Grade die Eigentümer von Huthäusern oder vergleichbarer Gebäude haben oft einigen Bezug zu den von ihnen bewohnten Anlagen und deren Vergangenheit, so daß sich die Nachfrage durchaus lohnen kann. Schaut der Betreffende dann mal in einer bestimmten Zeit grade nicht zum Fenster ´raus, ist den Befahrern schon geholfen und sie können sich dann bei Gelegenheit mit einigen schönen Fotos und Neuigkeiten oder einem bunten Stein von unter Tage revanchieren.
In diesem Zusammenhang ist es von Vorteil, daß man heutzutage von ziemlich jedem Schlüssel beim Schlüsseldienst in einer halben Stunde eine Kopie ziehen lassen kann. Wie schnell bleibt nicht bei einer amtlichen Befahrung mal ein Schlüssel außen stecken, den ein zufällig des Wegs kommender Befahrer kopieren lassen kann und so, ohne jemanden mit Verantwortlichkeiten unnötig zu belasten, einen sicheren Zugang zu einer Grube bekommt! Sind Schlösser mit den herkömmlichen Schießerkastenschlüsseln zu bedienen, so reicht übrigens ein Foto des Schlüssels aus, um einen solchen nachzuarbeiten, da diese Schlüssel in einer recht groben Rasterung hergestellt werden, die man durch Nachmessen an zwei Schlüsseln leicht herausbekommen kann.
Auch die Bergsicherungs- und sonstigen Sanierungsbetriebe haben mittlerweile erkannt, daß ein DDR-Schloß, ein loses Brett oder ein etwas weiter Abstand zwischen zwei Balken einer Bühne in einem sichtgeschützten Winkel günstiger ist, als jede Woche das Schloß oder am besten gleich die ganze Tür zu wechseln. Umgekehrt sollte man bei Befahrung eines solchen Objektes erst mal nach einem solchen „weichen“ Weg des Hereinkommens suchen und diesen nach der Befahrung entsprechend wieder schließen, als gleich zu böser Gewalt zu greifen. Hier ist aber Verantwortung auch von Seiten der Befahrer gefragt. Wer solche Gelegenheiten mißbraucht, um seine private Werkzeugkiste zu füllen oder groben Unfug unter Tage zu verüben, braucht sich über Frust auf beiden Seiten nicht wundern.
Natürlich gibt es auch hunderte Spießer oder amtlich angelegte Personen, bei denen man durch Logik oder Argumente nichts erreicht. Da muß man sich eben selber helfen und sehen, ob und wie man einen vorhandenen Zugang nutzen kann. Da feiert dann ein Bergbautraditionsverein auf einer fauligen Holzbühne Mettenschichten und lobpreist im Geiste Diederich Heßlings die Obrigkeit und weigert sich stur, Befahrern durch kurzes Weggucken die Möglichkeit zu geben, in den sich unter dieser Bühne befindlichen Schacht abzuseilen. "Es könnte ja was passieren“. Dagegen ist kein Kraut gewachsen - und wenn doch, ist es verboten!
12.10 Verwahrung
Bisweilen kann es erforderlich werden, einen Zugang zeitweise oder dauerhaft zu verschließen. Das kann bei den „Befahrerzugängen“ der Fall sein, wenn im Gebiet etwa umfangreiche „Sich-Sanierungs-Maßnahmen“ selbsternannter Bergsicherer bevorstehen, bei Eigentumswechseln von Grundstücken und dergleichen. Bisweilen wird auch bei Baumaßnahmen der Verschluß eines Zugangs erforderlich.
Handelt es sich um den einzigen Zugang zu einem Grubenbau, liegt es im Interesse der bergbauhistorischen Forschung, zuvor eine möglichst gründliche Dokumentation anzufertigen und verstärkt nach Möglichkeiten zu suchen, einen anderen Zugang zu öffnen oder dessen Öffnung weitestgehend vorzubereiten. Auf alle Fälle wird die Lage des Zugangs genau dokumentiert, und zwar von dauerhaft verfügbaren Punkten aus (Grenzsteine, trigonometrische Punkte, lagerichtige Eintragung in topografische Karten 1:10.000).
Zuweilen läßt sich entgegen den ursprünglichen Absichten dennoch ein Zugang erhalten. Argumente sind beispielsweise der Fledermausschutz (nach dem sächsischen Naturschutzgesetz dürfen unter anderem Fledermausquartiere nicht zerstört werden!) und der Denkmalsschutz, vergleiche auch Kapitel 16.5.3.
Liegt der Zugang auf Privatbesitz, ist der Eigentümer oft für eine Aufklärung über die überhaupt aus bergbaulicher Sicht bestehenden Risiken (oft eben keine) und die Rechtslage dankbar. Er hat dafür zu sorgen, daß von seinem Grundstück keine Gefahren für die Allgemeinheit ausgehen und daß Altbergbauanlagen so gesichert sind, daß keiner unbeabsichtigt hineinfallen kann. Aber ob er daß mittels einem Gitter im gesetzten Mundloch (mit Schloß!) oder mit 100 m³ Beton sicherstellt, den ihm vielleicht irgendein Spezialist einreden will, ist seine Sache – schließlich muß es das auch bezahlen. Wann sich die Verantwortlichen im Staate Sachsen an eine entsprechend vernünftige Verwaltung der Steuergelder gewöhnen, statt sinnlose Teufen der Bergsicherungsbetriebe mitten auf dem Acker zu finanzieren, steht leider in den Sternen.
Soll ein inoffizieller Zugang dauerhaft verschlossen werden, meist um seine Entdeckung und Vernichtung zu vermeiden, erreicht man sein Ziel am sichersten, indem man einen halben bis einen Meter tief abteuft, ein Auflager schafft (Größe nach Erfordernis der zu erwartenden Belastung festlegen) und das Mundloch oder den Schacht mit Steinplatten (oder Hohldielen oder entsprechende Betonelemente) verwahrt. Ist das betreffende Loch zu groß für die Abdeckung mit Steinplatten, verwendet man Schienen oder entsprechende Stahlelemente oder gießt – am allerbesten – eine bewehrte Ortbetonplatte, natürlich mit einem Loch in der Mitte! Drüber kommt zunächst eine Plastefolie, um das Auswettern und Ausspülungen aus der Deckschicht zu verhindern. Dann folgen zunächst großformatige Natursteinplatten aus der betreffenden Gegend, grobstückiges Haufwerk und schließlich ein Bodenaufbau wie ringsum vorhanden. Bei der Gestaltung der Oberfläche lasse man seine Phantasie walten! Eingemessen wird ein solcher Zugang zweckmäßigerweise ein dauerhaft verwahrter.