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Kurz vor Beginn des außergewöhnlich gut besuchten Einwohnerforums zum neuen Bergwerk in Gehren klangen in die gespannte Stille die umgestülpten Gläser auf den Mineralwasserflaschen der Präsidiumsreihe. Und lieferten einen Vergleich zu mancher Wohnzimmervitrine in der Schleusinger Straße, die die Zufahrt zum Abbaugelände sein wird.

GEHREN. Brisanz versprach schon der Veranstaltungsort - nämlich das Gehrener Rathaus. Was die Menschen aus der Michael-Bach-Stadt für das Naheliegendste überhaupt hielten, nämlich den Bergwerksstandort im Schobsetal für zu ihnen zugehörig zu betrachten, hat einen Pferdefuß in Gestalt einer Gemarkungsgrenze.Gehrens amtierender Bürgermeister Ronny Bössel roch die Falle förmlich und bemühte sich ganz ausdrücklich, neben Gehren auch Langewiesen als die beiden Orte zu benennen, denen diese Investition sehr am Herzen liegt.
Und auch Langer-Berg-VG-Chef Rainer Zobel wollte die Frage, wie die Lasten und Nutzen des künftigen Bergwerks zwischen den Anrainern verteilt werden, nicht etwa in einer offenen Argumenteschlacht entschieden wissen: Das Finanzamt wird am Ende zu entscheiden haben, wohin die Betreiber ihre Gewerbesteuer überweisen werden, wenn sie nach den Investitionsjahren dann welche zahlen werden, wies Zobel auf die gültigen gesetzlichen Regeln hin.
Ilmenaus Finanzamtsvorsteher Johannes Haubold jedenfalls hat den Fall noch nicht konkret auf seinem Tisch, wie er gestern gegenüber dieser Zeitung erklärte. Aber er sei schon einmal neugierig geworden, bekannte er weiter.
Bis Steuereinnahmen aus dem Schobsetal herabkommen, wird aber erst einmal wieder mehr Wasser in den viel zu oft kärglich fließende Bach gelangen. Im kommenden Monat, so berichtete Christian Weiß, Geschäftsführer der neuen Firma Phönix Fluss- und Schwerspat Bergwerk GmbH, hoffe man, alle Genehmigungen vorliegen zu haben, um mit der Einrichtung eines völlig neuen Bergwerkes zu beginnen. Das Alte werde nicht mehr genutzt, weil heute völlig andere Technologien angewandt werden. Wie ein unterirdisches Parkhaus dürfe man sich den Nachfolger vorstellen, also mit einem schraubenförmig, nach unten angelegten Tunnel, von dem jeweils geschossweise Seitenstiche in die einzelnen Strecke führen, in denen hauptsächlich Fluss- aber auch Schwerspat abgebaut werden wird.
Mit dem Vortrieb der "Förderschraube" haben man eine Arbeitsgemeinschaft beauftragt, in der auch ein Thüringer Unternehmen die Federführung hat. Die Externen vom Schachtbau Nordhausen haben sich schon bei Bau des Alte-Burg-Tunnels an der A71 Meriten erworben. Bis zum Jahresende wird der Vortrieb dieses Abschnittes brauchen. Parallel werden in dem bisherigen Aufbereitungsgebäude die technischen Großversuche beginnen, die das geförderte Material so aufbereiten, dass es abtransportiert werden kann.
Vom Gelände aus wird dies jedenfalls mit Lastkraftwagen vollzogen werden. Aller Wahrscheinlichkeit nach über die Schleusinger Straße durch Gehren, obwohl man auch Alternativen noch prüfe. Wie es von dort aus zur Weiterverarbeitung in die anderen Firmenstandorte in Dohna (bei Dresden) und Stulln (Oberpfalz) geht, das sei noch nicht entschieden. Rainer Zobel bestätigte Gespräche mit der Rennsteigbahn GmbH, die sich parallel bei der Bahn AG darum bemüht, die endgültige Entwidmung der Bahnstrecke zwischen Ilmenau und Gehren hinauszuschieben.
Wann und wie die Zufahrt instandgesetzt wird, hängt von der Finanzkraft Gehrens, also auch dem Spruch des Finanzamtes ab. Die Anwohner jedenfalls müssen nicht befürchten, dass der Mehraufwand für das Bergwerk auf ihre Ausbaubeiträge aufgeschlagen wird. Henry TREFZ

 

19.01.2005  

 

Quelle: Thüringer Allgemeine