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Stams schreibt seine Geschichte neu

Stams ist ein geschichtsträchtiger Ort, das ist bekannt. Jetzt kommen noch ein paar Jahrhunderte dazu - in der Zeit vor Christus.

Von GERHARD JÄGER

Bei einer Wegverbreiterung oberhalb des Campingplatzes in Stams entdeckte Jochen Tschavoll die verdächtigen Mauerreste. Mittlerweile gräbt Gerhard Tomedi vom Institut für Ur- und Frühgeschichte mit Studenten und Freiwilligen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Und bereits in den ersten Tagen der Grabung überschlagen sich die archäologischen Ereignisse. Mauerreste von mehreren Häusern, Keramiksplitter und Spuren von Schlacke werden gefunden, dazu ein alter riesiger Schlüssel, der aber noch nicht genau zu datieren ist.

Bei den Keramikresten finden die Ausgräber die für unseren Raum typische rätische Keramik, aber auch keltische Importstücke - eine kleine Sensation: "Das ist in Tirol äußerst selten", freut sich Tomedi. "Die rätischen Bewohner haben also ein gewisses wirtschaftliches Potenzial gehabt."

Vier Häuser sind beim derzeitigen Stand erkennbar, die Ausgräber vermuten aber, dass es mehr waren. Tomedi spricht von einem dorfartigen Weiler, der sich an dieser Stelle befunden haben könnte. Er datiert die Funde in die Zeit von 600 bis 15 vor Christus.

Rätsel gibt die Lage der uralten Siedlung auf. Immerhin ist das Gelände relativ steil und im Winter drei Monate lang ohne einen Tropfen Sonne. Die Menschen müssen also einen Grund gehabt haben, sich in diesem kalten Eck anzusiedeln. Tomedi hat dazu eine Idee: Bergbau. "Wir haben schon Spuren von Schlacke gefunden. Bergbau könnte der Grund gewesen sein, dass die Menschen sich hier angesiedelt haben."

Näheres werden die Grabungen erweisen und die sind jetzt einmal auf zwei Jahre anberaumt. 26.000 Euro sind veranschlagt, die Hälfte davon kommt über den Leader-Verein von der Europäischen Union.

"Entlang des Jakobweges geht es um die Erhaltung des kulturellen Erbes", erklärt Leader-Chef Werner Kräutler. "Das wird in diesem Falle gefördert."

Das Land Tirol zahlt mit und auch private Sponsoren haben ihr Herz für die Ausgrabung entdeckt. Die Firmen Schenker, Felbermayr, Waldhart, der Rotary-Club Seefeld-Telfs und der TVB Tirol-Mitte beteiligen sich an den Kosten. Der Verein Archaeo Tirol stellt die Geräte zur Verfügung.

Beeindruckt von dem neuen Fenster in die Vergangenheit ist auch der Stamser Bürgermeister Franz Gallop. "Wir müssen wohl unsere Geschichte neu schreiben", vermutet der Dorfchef.


Mitarbeiter des Institutes für Ur- und Frühgeschichte und Freiwillige von der Kulturkooperative Stams auf Spurensuche