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Materialien zur Geologie und zum Bergbau des Schaumburger Landes 

Diese Seite ist der Geologie und der Rohstoffgewinnung in Schaumburg gewidmet, wobei insbesondere auf den Wealdensteinkohlenbergbau in der Schaumburger Mulde und deren Randgebiete eingegangen wird

Das ehemalige Fürstentum Schaumburg liegt im Südwesten Hannovers am weithin bekannten Steinhuder Meer in Norddeutschland. Landschaftlich wird es durch den Abfall der letzten Ausläufer der Mittelgebirge in die norddeutsche Tiefebene geprägt, wobei die Bückeberge bis über 360 m Höhe ansteigen.

In der Vergangenheit stellte neben der Landwirtschaft insbesondere der augedehnte Steinkohlebergbau einen wesentlichen Wirtschaftsfaktor von Schaumburg dar. Zwar erreichte der hiesige nie den Bekanntheitsgrad anderer westdeutscher und ostdeutscher Steinkohlenreviere wie Ruhrgebiet und Sachsen, trotzdem handelte es sich viele jahrhundertelang um ein bedeutendes Revier, das bis zum Anfang der 60er Jahre viele Familien ernährte.

Folgende Einzelbeiträge zum Schaumburger Bergbau und dessen Umgebung sind derzeit abrufbar: 

- Einführung in die Geologie der Schaumburger Mulde

- Historischer Abriß des Steinkohlenbergbaus in der Schaumburger Mulde

- Der Steinkohlenbergbau der Rehburger Berge

- Der Steinkohlenbergbau im Mindener Revier

- Steinkohlenbergbau im Liethbachtal / Obernkirchen

- Der Georgschacht bei Stadthagen

- Der Eisenerzbergbau im Raum Minden
 

Und dann gibt es da noch die Seite von Frank Ackemann zum Thema Schaumburger Bergbau, die unter folgender Adresse zu erreichen ist: http://www.frank-ackemann.de/bergbau.htm

1. Einführung in die Geologie des Schaumburger Landes

Das Schaumburger Land und das westlich daran anschließende Mindener Gebiet stellen Teile einer größeren Muldenstruktur dar, die aus Schichten des Oberen Juras und der Unteren Kreide gebildet werden. Bückeberge im Süden und Rehburger Berge im Norden bilden die beiden Flügel dieser annähernd symmetrisch gebauten Mulde, in der das Muldentiefste etwa bei Lauenhagen liegt.

Die Füllung dieser durch Salztektonik entstandenen Struktur - hier interessanterweise Bewegungen im Salz des Münder Mergels, nicht des Zechsteins ! - besteht vornehmlich aus tonigen Ablagerungen der Unterkreide, die früher Neokomtone genannt und heute als Valangin - Hauterivetonsteine bezeichnet werden. Diese Unterkreidetone werden von einem vorwiegend schieferig - sandigen Schichtpaket von insgesamt mehr als 300 m Mächtigkeit unterlagert, das als Wealden oder als Bückeberg - Formation bezeichnet wird und das im Bereich der Bückebergeund des östlich daran anschließenden Deisters flächenhaft an der Erdoberfläche ausstreicht. Das vornehmlich durch kontinentale Sedimente geprägte Schichtpaket des Wealdens bildet hier den Übergang von dem im wesentlichen kalkig ausgebildeten Oberen Jura zur vorwiegend tonig ausgebildeten Unteren Kreide.

Die Schichten des Wealden (gesprochen: Wiilden, nach der englischen Landschaft "The Weald") bestehen in ihrer Gesamtheit im wesentlichen aus Sandsteinen und Tonschiefern mit gelegentlich darin eingeschalteten Kohleflözen.

Im Schaumburger Raum wird der Wealden dreifach gegliedert, wobei folgende Abschnitte unterschieden werden:
 

- Oberer Wealden: vorwiegend Schiefertone mit wenigen Sandsteinlagen, ungefähr 200 m mächtig

- Mittlerer Wealden: heller quarzitischer Sandstein mit ein bis zwei je 20 cm mächtigen  Kohleflözen (Flöz 1 und 2), etwa 10 - 15 m mächtig.

Dieser Abschnitt enthält den bekannten und seit Jahrhunderten als Werkstein hoch geschätzten Obernkirchener Sandstein, der auch heute noch im Steinbruchbetrieb in der Kammregion der Bückeberge gewonnen wird.
 

- Unterer Wealden: Schiefertone mit Sandstein und ein bis zwei kleineren Kohleflözen, am Top das meist etwa 0,5 m mächtige Hauptkohleflöz (Flöz 3), Gesamtmächtigkeit etwa 90 m.
 

Die einzelnen Mächtigkeitsangaben können dabei im Kilometerbereich durchaus schwanken. So erreicht der Hauptsandstein des Mittleren Wealdens im östlich benachbarten Deister zwischen 15 und 150 m Mächtigkeit, wohingegen er gegen Westen rasch auf nur wenige Meter zusammenschrumpft. Für das Gebiet der Schaumburger Mulde können jedoch die oben genannten Mächtigkeiten als auch die angegebene Gesamtmächtigkeit des Wealdens von 300 m als akzeptable Richtwerte gelten.

Der Wealden wird unterlagert von stellenweise mehrere hundert Meter mächtigen marinen Ablagerungen des Münder Mergels, die meist aus einer engständigen Wechsellagerung von bituminösen Schiefern, mergeligen Kalken und Anhydritlagen besteht. Die für den Münder Mergel typischen Salzeinlagerungen sind meist bereits herausgelaugt worden, können jedoch lokal (Rehburger Berge) mächtige Salzkissen bilden.

Oberflächlich werden die Wealdenschichten meist durch geringmächtige quartäre Lockersedimente der letzten Eiszeit - in der Regel von Lößlehm und Geschiebemergel - überdeckt.

Die folgende Abbildung zeigt ein schematisches geologisches Blockbild der oben erwähnten geologischen Strukturen der Schaumburger Mulde mit einigen der darin befindlichen, im wesentlichen ehemaligen Bergbauanlagen. Deutlich werden die beiden Muldenflügel sowie das als schwarzer Horizont eingezeichnete Hauptkohleflöz, das jahrhundertelang Gegenstand eines bedeutendes Bergbaus war, der bis 1961 betrieben wurde. Einzig das mittlere von fünf Kohleflözen (Flöz 3) erwies sich dabei als dauerhaft abbauwürdig, wobei gelegentlich auch das ein oder andere der beiden Ober-, bzw. Unterflöze mit hereingewonnen wurde.


Abbildung: Schematisches geologisches Blockbild der Schaumburger Mulde mit Lage des Hauptkohleflözes
und den beiden Muldenflügeln im Süden und Norden, Blickrichtung gen Westen
 

Neben dem erloschenen Kohlebergbau spielte und spielt der Kalibergbau und der Eisenerzbergbau in den Randbereichen der Schaumburger Mulde eine wesentliche wirtschaftliche Rolle. Bei der Verbundgrube WOHLVERWAHRT - NAMMEN  handelt es sich um die letzte noch fördernde Eisenerzgrube Deutschlands, wobei deren Erzförderung heute im wesentlichen als Betonzuschlagstoff Verwendung findet. Teile des Bergwerks sind heute in Form des Besucherbergwerk Kleinenbremen mit angeschlossenem Bergbaumuseum der Öffentlichkeit zugänglich.

Nicht der Öffentlichkeit zugänglich ist hingegen das letzte in Nordwestdeutschland noch fördernde Kalisalzbergwerk Während die ehemals bedeutenden Kaliwerke der KALI & SALZ AG im Raum Hildesheim - Hannover - Celle in den vergangenen Jahren sukzessive stillgelegt wurden, wurde das Werk SIGMUNDHALL bei Wunstorf - Bokeloh aufgrund seiner guten Kalisalzqualität in letzter Zeit weiter ausgebaut und dessen Förderung gesteigert.

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2. Abriß der Geschichte des Schaumburger Steinkohlebergbaus

Die ältesten bergbaulichen Überlieferungen des Schaumburg - Bückeberger Steinkohlenrevieres stammen aus dem 14. Jahrhundert, wobei darin auf noch ältere Baue verwiesen wird. Seither wurden vornehmlich im Obernkirchener Raum kontinuierlich Steinkohlen gewonnen. Den Höhepunkt dieser frühen bergbaulichen Aktivitäten stellt zweifellos die im Jahre 1757 - 1769 erfolgte Auffahrung des Südhorster oder Wilhelm - Wilhelmstollens dar, der auf 64 m Höhe über NN angesetzt wurde und bei einer Gesamtlänge - mit später aufgefahrenen Flügelörtern und Grundstrecken - von mehr als 12 Kilometern eine kostengünstige Entwässerung aller frühen Grubenbaue ermöglichte. Sein heute noch erhaltenes Mundloch befindet sich in etwas versteckter Lage am Ortsrand von Südhorsten. 

Während der Steinkohlenbergbau im Raum Obernkirchen auf eine sehr lange Tradition zurückblicken kann, dauerte es verhältnismässig lange, bis die weiter östlich liegenden Revierteile erschlossen wurden. Abgesehen von kleineren alten Unternehmungen, über die kaum Unterlagen vorliegen, setzte der Bergbau ab Anfang des 19. Jahrhundert hier sogleich mit Schächten ein. Diese waren zunächst flach und befanden sich oberhalb der Stollensohle. Viele von ihnen finden sich noch heute in Form kleinerer Aufhaldungen - im Schaumburgischen als "Kummerhaufen" bezeichnet - im Wiesen- und Weidemgelände verstreut. Während zahlreiche dieser Kummerhaufen in früheren Jahren im Zuge von Flurbereinigungsmaßnahmen eingeebnet wurden, werden sie heute als wertvolle Biotope anerkannt und als solche unter Schutz gestellt. So ändern sich die Zeiten !

Nach der Auffahrung des Südhorster konnte kein tieferer Ansatzpunkt für einen weiteren, noch tiefer gelegenen Entwässerungsstollen für die Schaumburger Steinkohlenreviere mehr gefunden werden. Daher begann ab 1815 der Aufschluss sogenannter "Tiefbaureviere" unter der Stollensohle, in denen das aus dem Nebengestein zufliessende Grubenwasser in speziellen Kunstschachtanlagen auf das Stollenniveau heraufgepumpt wurde. Im Laufe der Zeit entstanden hierbei die folgenden Schächte und Fördersohlen: 

- 1821 der Kunstschacht I bei Nienstädt, mit dem die A - und B - Sohlen erschlossen wurden. 

- 1854 der heute noch erhaltene Kunstschacht II in Südhorsten nahe dem Mundloch des Südhorster Stollens, mit dem die C - und D - Sohlen aufgeschlossen wurden. Hierbei wurden im östlichen Abschnitt der D - Sohle zum ersten mal Schachtteufen von mehr als hundert Metern erreicht.

- Von 1872 bis 1876 wurde der Kunstschacht III südlich des heutigen Georgschachtes bei Stadthagen abgeteuft, um die F - und E - Sohlen zu erschliessen. Etwa zeitgleich entstand je ein Förderschacht auf der E - Sohle (E0) und auf der F - Sohle (F0).
 

Einen Überblick der Bergbausohlen mit den wichtigsten Schachtanlagen gibt die folgende Abbildung:
 
 

Abbildung: Übersichtsplan der Schaumburger Steinkohlenbergwerk um 1930, roter Punkt = Südhorster (Erb) Stollen; grüner Punkt = Liethstollenportal bei Obernkirchen 
  
Ergänzend zu dieser Abbildung zeigt die folgende Tabelle eine Übersicht über die wichtigsten Sohlen des Schaumburger Steinkohlerevieres mit relevanten Daten : 

Sohle:   Auffahrung ab : Sohltiefe unter Gelände:    Schachttiefen:    Schächte:
  (Durchschnitt)
         
Stollensohle  30 - 60 m 30 - 60 m 43 Schächte
 
A - Sohle * 1825 48 m 40 - 57,5 m 29 Schächte
 
B - Sohle * 1821 62 m 44 - 84,5 m 33 Schächte
 
C - Sohle * 1857 61 m 57 - 65 m 10 Schächte
 
D - Sohle  1847 93 m 67 - 104 m WD 1 -3, OD 1 - 5
 
E - Sohle  1882 125 m 119 - 137 m WE 1, EO
 
F - Sohle  1872 175 m 168 - 184,5 m WF 1, WF 2, OF 1
 
G - Sohle  1899 240 m 239 - 251 m WG 1, Georg I + II
 
H - Sohle 1925 330 m  keine Schächte keine Schächte
 
J - Sohle  1936 420 m keine Schächte keine Schächte
 
K - Sohle  1952 540 m 557 m Lüdersfeld 

Tabelle: Hauptsohlen des Schaumburger Steinkohlenbergbaurevieres
 

Um 1900 veränderte sich der Schaumburger Bergbau durch eine starke Konzentration und Modernisierung der Bergbauanlagen. In den folgenden Jahrzehnten übernahm die PREUSSAG AG in zunehmenden Maße den hiesigen Steinkohlebergbau, bis sie 1940 zum alleinigen kohlefördernden Unternehmen in Schaumburg und im östlich benachbarten Revier Deister - Barsinghausen wurde.

Als neuer Zentralschacht für den östlichen Bereich der Schaumburger Mulde wurde unter der Leitung der PREUSSAG von 1899 - 1902 der Georgschacht in Stadthagen abgeteuft, der bereits eine Teufe von 251 m erreichte. Etwa zeitgleich wurde die G - Sohle durch das ganze Revier nach Osten und Westen aufgefahren und mit dem Schacht WG 1 bei Schierneichen erschlossen. Schließlich wurde in den Jahren 1921/22 mit dem Georgschacht II mit 372 m Teufe der tiefste Schacht des "klassischen" Schaumburger Revieres niedergebracht.

Überraschend war für die Alten das rasche Vertauben der Flöze Richtung Osten gewesen, wie das abrupte Ende der Haldenlandschaft wenig östlich des Flöthbaches bei Hörkamp zeigt. Systematische Explorationsbohrungen seit Ende des 19. Jahrhunderts wiesen jedoch noch weiter im Osten wiederum abbauwrdige Kohlevorkommen nach, sodaß in der Folgezeit neue, selbstständige  Schachtanlagen bei Beckedorf und bei Blyinghausen (Ostschacht) entstanden.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde schließlich noch die Erschliessung der Kohlevorkommen im zentralen Teil der Schaumburger Mulde in Angriff genommen. Hierzu entstand mit den von 1952 - 1956 abgeteuften Schacht Lüdersfeld der mit 557 m tiefste Schacht des gesamten Bergbaurevieres. Auch der weiter nordöstlich gelegene, etwa zeitgleich erbaute Schacht Auhagen mit 319 m wies eine beachtliche Teufe auf. Im Zuge dieser Rohstoffsicherungsmaßnahmen kam es auch zu dem Bau der sogenannten "Schaumburger Untergrundbahn", einer 8 km langen Verbindungsstrecke zwischen den beiden Georgschächten bei Stadthagen und der Beckedorfer Schachtanlage.

Trotz Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe wurde der Bergbau im norddeutschen Wealdensteinkohlerevier zunehmend unwirtschaftlich. So wurde am 28. März 1960 in der Aufsichtsratssitzung der PREUSSAG AG die Einstellung sämtlicher Bergwerke und Betriebsteile in der Schaumburger Mulde beschlossen. Trotz zahlreicher Protestaktionen und Petitionen seitens der niedersächsischen Landesregierung wurden die Stillegungsmaánahmen von der PREUSSAG konsequent und zügig durchgeführt. Mit der Beendigung der Kohleförderung auf der letzten noch betriebenen Schachtanlage Lüdersfeld am 31. März 1961 endete der mit über 500 Jahren Betriebsdauer sehr traditionsreiche Schaumburger Steinkohlebergbau.

Die folgende Tabelle gibt einen abschließenden Überblick über die wichtigsten Kohlenschächte des Schaumburger Landes :

 

Bezeichnung : Name : Lage : Teufe (m) : Maße (m) : Baujahr : Schachtnutzung :
             
Kohlenschächte            
Schaumburg : Kunstschacht I nahe Bahnhof Nienstädt 63 2,5 x 2,3 1816/21 Wasserhaltung
  Kunstschacht II nahe Südhorster Stollen 75 4,4 x 1,8 1847/54 Wasserhaltung, Doppelschacht
  Kunstschacht III S Georgschacht 180 3,5 x 2,4 1872/76 Wasserhaltung
             
D - Sohle : Schacht WD 1 Strasse Gelldorf - Südhorsten 73, 6 5 x 2/4 x 2 1861/62 Bergeförderung, Wetterschacht
  Schacht WD 2 Strasse Gelldorf - Südhorsten 67 / 78 4 x 2,5 1865/66 Wetterschacht, keine Halde
  Schacht WD 3 Gelldorf, südlich der B 65 84 3x3 /3,8x3,8 1870 Wetterschacht, keine Halde
  Schacht OD  nahe Südhorster Stollen 75,1 4 x 1,8 1856/58 Wasserhaltung
  Schacht OD 1 zwischen Südhorsten und K 19 71 4,5x1,9 / 4x2,5 1861/62 Wetterschacht
  Schacht OD 2 östlich Kreisstrasse 19 79 4,7 x 1,9 1866/67 Wetterschacht, keine Halde
  Schacht OD 3 nahe Bahnhof Nienstädt 88 6,8x3,2/5,2x1,8 1870 Wetterschacht
  Schacht OD 4 Strasse Stadthagen - Ehlen 104 5 x 2 1877 Bergeförderung, Fahrschacht
  Schacht OD 5 Strasse Stadthagen - Ehlen 103 rund : 4 1884/85 Wasserhaltung, Wetterschacht
             
E - Sohle : Schacht WE 1 N Str. Südhorst. - Kirchhorst. 119 / 127 rund : 4 / 5 1882/84 Fahr/Wetterschacht
  Schacht EO S Georgschacht 119 / 137 rund : 4 / 4,6 1890/91 Förderschacht
             
F - Sohle : Schacht WF 1 SW Ortslage Meinefeld 168,7 rund : 4 1883/85 Wetterschacht, keine Halde
  Schacht WF 2 Gelldorf - Industriegebiet 158,7 rund : 4,5 / 5 1908/09 Fahrschacht, Bergeförderung
  Schacht FO S Georgschacht 175 / 184, 5  5,8x2 / 7x2,5 1873/74 Förderschacht
  Schacht OF 1 SHG - St. Annen 184 rund : 4 1883/85 Wetterschacht
             
G - Sohle : Schacht WG 1 Schierneichen 239 rund : 5 1921/22 Fahrschacht
  Georgschacht I (GO) Stadthagen - West 251 rund : 4,5 1899/1902 Wetter + Förderschacht
  Georgschacht II Stadthagen - West 372 rund : 4,5 / 5,5 1925/28 Förderschacht
             
Sonstige : Schacht Lüdersfeld W Ortslage Lüdersfeld 556,73 rund : 5 1950/52 Förderschacht
  Wetterbohrloch Lüd. N Ortslage Lüdersfeld ca. 550  40 cm ? ca. 1952 "Wetterschacht"
  Schacht Beckedorf I E Lindhorst 156,8 rund : 4,5 1912/20 Wetter + Förderschacht
  Schacht Beckedorf II E Lindhorst 233 / 240 rund : 4,5 1924/26 Wetter + Förderschacht
  Ostschacht bei Blyinghausen 137 rund : 4,5 1930 ? Förderschacht
             
Rehburg : Schacht Auhagen N Auhagen 319 rund : 5 1953/58 Förderschacht
  Münchehagen II im Erlengrund 154 rund : 3,5 1920 Förderschacht
             

Tabelle: Schachtliste Steinkohlenbergbau Schaumburger Land 
 
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Der Steinkohlenbergbau in den Rehburger Bergen

Die Rehburger Berge im Westen des Steinhuder Meeres stellen einen letzten Ausläufer der deutschen Mittelgebirge dar, die ihre Existenz einer Salzaufwölbung im Untergrund verdanken. Interessanterweise handelt es sich dabei nicht - wie sonst üblich - um Zechsteinsalze, sondern um eine flache, linsenförmige Aufwölbung des Salinars des Münder Mergels. Durch die Salzbewegung entstand eine ringförmige Sattelstruktur, deren äußere Schichten aus kohleführenden Wealdensandsteinen bestehen, wohingegen sich das Zentrum der Rehburger Sattelstruktur aus jurassischen Tonen und Mergelsteinen aufbaut. Da diese leichter erodieren als die umgebenden festen Sandsteine des Wealdens, kam es zu einem klassischen Beispiel einer Reliefumkehr: Die geologische Sattelstruktur bildet heute einen bis zu 160 m hohen, umlaufenden Höhenrücken, in dessen Mitte sich eine tiefe, wannenförmige Einmuldung mit dem darin liegenden Ort Wiedenbrügge befindet.

Frühestes Zeugnis des Bergbaus in den Rehburger Bergen gibt ein Dokument von 1590 (DROSTE 1987), in dem von einem Grubenunglück die Rede ist, bei dem ein Bergmann verschüttet wurde. Damit setzt der Steinkohlebergbau in den Rehburger Bergen nur unwesentlich später als im klassischen Schaumburger Revier ein. Grössere Stollenbauten zur Entwässerung der Grubenbaue werden in den Rehburger Bergen jedoch erst ab 1750 mit dem Georgstollen bei Hormannshausen in Angriff genommen. Dieser Stollen wurde gemeinsam mit dem etwas höher gelegenen Klosterstollen in der Folgezeit durch das gesamte Revier getrieben und hat Anschluss an die meisten der zahlreichen Schächte im Westen der Rehburger Berge.
 


Abbildung: Umfang des Steinkohlenbergbaus in den Rehburger Bergen
 

Bis 1900 blieben sämtliche Schächte in den Rehburger Bergen relativ flach und erreichten nur Tiefen von wenigen Zehnermetern. Daran ändert auch der bereits nach modernen Richtlinien im Jahr 1900 abgeteufte, 60 m tiefe Maximilianschacht = Schacht Münchehagen I wenig. Erst ab 1920 wird von der GEWERKSCHAFT EINIGKEIT, die hier seit 1917 zur Brennstoffversorgung ihrer Kaliwerke Kohle abbaute, der 154 m tiefe Erlengrundschacht = Schacht Münchehagen II geteuft. Der Betrieb auf diesem Schacht war jedoch nur von kurzer Dauer und in den Wirren der Weltwirtschaftskrise wird die neu erbaute Anlage bereits im August 1924 auf Dauer stillgelegt. Seither ruht, sieht man von kurzfristigen Schürfversuchen und Notabbauen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg ab, der Kohlebergbau im nördlichen Teil der Rehburger Berge.

Im östlichen und südlichen Teil der Rehburger Berge hingegen wurde noch nach dem Zweiten Weltkrieg mit der einfallenden Strecke = Schrägstollen Düdinghausen durch die PREUSSAG AG eine leistungsfähiges Kohlenbergwerk errichtet, das zusammen mit dem Ende der  50er Jahren geteuften, 319 m tiefen Schacht Auhagen den rentablen Kohlenbergbau weit in die Zukunft sichern sollte. Bereits etwas früher entstanden die beiden östlich von Wiedenbrügge liegenden beiden Stollenanlagen Atjebergstollen und Wiedenbrügger Stollen, in denen in den 50er Jahren Kohlebergbau umging.


Abbildung: Photo der Schachtanlage Auhagen mit in Betrieb befindlicher Seilbahnanlage zum
Schacht Lüdersfeld und heute noch stehendem Kühlturm, ca. 1960: Quelle: Archiv KNICKREHM
 

Wie jedoch bereits an anderer Stelle erwähnt , wurde trotz großer Investitionen Anfang 1960 die Stillegung sämtlicher Kohlenbergwerke in der Region beschlossen und durchgeführt.

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Das Mindener Wealdensteinkohlerevier


Auch im südlichen und östlichen Umfeld von Minden treten ehemals abbauwürdige Steinkohleflöze der Wealdenzeit auf, die Jahrhunderte lang Gegenstand eines florierenden Bergbaugewerbes waren. Hierbei fand die Kohlegewinnung beiderseits der Weser statt, wobei der Schwerpunkt der Abbautätigkeit mal auf dem westlichen, mal auf dem östlichen Weserufer lag. Im Unterschied zum Schaumburger Revier handelte es sich bei den dortigen Kohlebergwerken fast ausschließlich um Schächte, da das Gelände relativ flach ist und die Steinkohlenflöze mit etwa 25 Grad deutlich  steiler nach Norden einfallen als in Schaumburg.
 

Die Steinkohlevorkommen in der Umgebung von Minden wurden im Zuge militärischer Schanzarbeiten bei Bölhorst unter dem schwedischen General Steenbock während des dreissigjährigen Krieges entdeckt (RÖHRS 1992). Die Kohle wurde zunächst in flachen "Kohlgruben" gewonnen und erst im Jahre 1743 gründete sich eine Gewerkschaft, die den Abbau der Lagerstätte systematisch anging. In der Folgezeit wurden in der Nachbarschaft zahlreiche Schächte abgeteuft, die für die damalige Zeit einen überraschend großen Querschnitt aufwiesen.

Bereits 1784 hatte der Bergbau hier eine Tiefe von über 100 Metern erreicht, zu einem Zeitpunkt also, in dem im östlich benachbarten und an sich bedeutenderen Schaumburger Revier die durch- schnittliche Schachttiefe erst etwa 50 m betrug. Auch in anderen Revieren bewegte sich der Kohlebergbau in jenen Zeiten noch in oberflächennahen Regionen, sodaß der Minden - Bölhorster Bergbau um 1800 mit zu den tiefsten Steinkohlenbergwerken des Deutschen Reiches zählte.

Abbildung: Querprofil in Nord - Südrichtung durch das Steinkohlerevier Böhlhorst im
Niveau des Schachtes Bölhorst (aus: ROEHRS 1992)

In dem sanft nach Norden abfallenden, ziemlich flachen Gelände liessen sich keine tiefen Entwässerungsstollen anlegen Um der zunehmenden Wasserprobleme dennoch Herr zu werden, wurde ab 1799 der zunächst 163 m tiefe Feuermaschinenschacht niedergebracht, der später den heutigen Namen Schacht Bölhorst bekam. Seinen eigenwilligen früheren Namen verdankt der Schacht den durch eine Feuermaschine = Dampfmaschine angetriebenen Pumpenkünsten. Auch die Kohleförderung wurde durch diese Dampfmaschine bewerkstelligt, womit das Bölhorster Kohlenbergwerk zum Pionier dieser Technik im deutschen Steinkohlebergbau wurde. Die neue Technik erwies sich jedoch als sehr reparaturanfällig, sodaß der Schacht letzthin absoff und von 1812 an nurmehr ein geringfügiger Nachlesebergbau auf den oberen Abbausohlen stattfand.

Ab 1820 begann man nach erfolgreichen Versuchsbohrungen mit dem Abbau von Steinkohle auf dem östlichen Weserufer in der Zeche "Preussische Clus" bei Meissen. Dieser Bergbau erwies sich als wenig rentabel und währte mit Unterbrechungen zunächst bis 1847.

Im selben Jahr erfolgte ein neuerlicher Bergbauversuch in Bölhorst, wofür die neuen Schachtanlagen Aurora und Laura mit jeweils 60 m Teufe erbaut wurden. Den Schacht Laura verlängerte man unterhalb dieser Tiefe als tonnlägige Strecke im Flözverlauf, sodaß er letzthin eine Länge (nicht Tiefe !) von 350 m erreichte. Auch der der frühere Feuermaschinenschacht wurde als Schacht Bölhorst wieder in Betrieb genommen, erweitert und vertieft, 1855 mit einer neuen Dampfmaschine ausgerüstet und forthin als 270 m tiefer Hauptförderschacht genutzt.

Der Betrieb der "Vereinigten Zechen Laura und Bölhorst" währte bis 1886, als die Grube wegen mangelnder Kohlevorräte stillgelegt wurde. Damit endete der Steinkohlebergbau auf dem westlichen Weserufer endgültig. Bereits vorher hatte man jedoch ab 1876 einen erneuten Ausbau der östlich der Weser gelegenen Grube "Preussische Clus" in Angriff genommen. Hier wurde von 1876 bis 1878 der Schacht Meissen mit 190 m Tiefe abgeteuft. Die weitere Entwicklung des Bergbaus in diesem Revierteil verlief trotz Kriegseinwirkungen recht zufriedenstellend.

 

Abbildung 2: Der Steinkohlenschacht Meissen auf dem östlichen Weserufer um 1900: das Bild weist im
Schachtbereich (Pfeil ) leider nur einen geringen Farbkontrast auf
 

1924 übernahm die ILSEDER HÜTTE AG die Schachtanlage Meissen und teufte in der Folgezeit 800 m weiter nördlich den neuen Schacht Notthorn ab, der eine Tiefe von zunächst 420, später von 480 m erreichte. Das Schachtabteufen erfolgte dabei mit einem imposanten hölzernen Abteufgerüst, von dem bei Archivrecherchen das folgende Bild aus der Werkszeitschrift der Ilseder Hütte gefunden werden konnte

Abbildung 3: Das hölzerne Abteufgerüst des neuen Schachtes Notthorn im Jahre 1928
 

Im östlichen Feld teufte man 1940/41 schließlich noch den 120 m tiefen Förderschacht Röcke ab und verband diesen über Sohlstrecken mit den beiden anderen Schachtanlagen.

In den letzten Betriebsjahren arbeitete die Meissener Steinkohlenzeche mit Verlust, da die Flöze im Vergleich zu anderen Kohlerevieren nur sehr geringmächtig waren und der Abbau daher schlecht zu mechanisieren war. So wurde auch dieses Bergwerk als Opfer des Mitte der 50er Jahre einsetzenden Strukturwandels im November 1958 stillgelegt, nachdem kurz zuvor noch eine 11.te Tiefbausohle in über 500 m Teufe aufgefahren worden war.

Eine Zusammenstellung der wichtigsten im Raum Minden abgeteuften Steinkohlenschächte kann der folgenden Übersichtstabelle entnommen werden.

Bezeichnung : Name : Lage : Teufe : Maße (m) : Baujahr : Schachtnutzung :
             
Kohlenschächte            
Minden : Schacht Bölhorst  Wohngebiet Bölhorst 272 m  5 x 5,50 ~ 1800 Hauptförderschacht
  Schacht Glück Auf Wohngebiet Böllhorst 133/174 m 5,4 x 5,5 1800 Förderschacht
  Schacht Laura Zollern 60 m  3 x 4 1847 Förderschacht
             
Kohlenschächte            
Meissen : Schacht Meissen N Meissen 189,5 m 3 x 4 1876/78 Förderschacht
  Schacht Notthorn Notthorn - Grillestr. 420/480 m rund : 4,5 1927/30 Förder / Wetterschacht
  Schacht Röcke Röcke - Sandfurtstr. 125 m rund : 7 1938 Förderschacht
             
             

Schachtliste des Mindener Steinkohlerevieres 

Ein interessantes "Nachspiel" war den beiden Schächten Bölhorst und Laura auf dem westlichen Weserufer beschieden. Seit den frühesten Betriebszeiten wurden hier Zuflüsse heilkräftiger Salzsolen in den Grubenbauen beobachtet, die "zum Baden mit gutem Erfolg gebraucht" wurden. So erwarb der Eisenbahn - Mechaniker SCHNEIDER 1888 - also zwei Jahre nach Stillegung - den ehemaligen Schacht Laura bei Zollern und richtete hier einen Badebetrieb mit Sole - Grubenwasser ein. In ganz ähnlicher Weise wurde bereits 1876 der benachbarte Schacht Bölhorst zur Einrichtung des "Hermanns - Solbades" genutzt. 1893 kaufte Gastwirt BEHRENS den Schacht Bölhorst und legte eine Soleleitung bis zur Gastwirtschaft Tivoli, dem heutigen Hotel Bad Minden (MICHEL 1980). Während die weitere Entwicklung des Badebetriebes Laura sich im Dunkel der Geschichte verliert, ist das Solbad Minden auch heute noch in Betrieb und über die Jahre zu einer beachtlichen Kureinrichtung herangewachsen. Nach wie vor wird dabei die Sole aus dem auch heute noch bis etwa 40 m Teufe offenstehenden Schacht Bölhorst bezogen. 

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Das Liethstollenrevier bei Obernkirchen

Der Steinkohlebergbau im Raum Obernkirchen begann sehr früh und gehört zu den ältesten Gewinnungsstätten der Steinkohle in Deutschland überhaupt. Im Gegensatz dazu begann der Kohlebergbau im Liethbachtal bei Obernkirchen selbst erst ab etwa 1900. Dieser überraschend späte Beginn des Bergbaus begründet sich offensichtlich darin, das vorher abgeteufte Kohleversuchsschächte im Gebiet des Liethbachtales stets nur ungünstige Ergebnisse erbrachten.

So wurde 1899 mit der Auffahrung des Liethstollen begonnen, der zunächst der geologisch - bergmännischen Erkundung des vierten Flözes diente. Als dieses unbauwürdig angetroffen wurde, wurde die Konzeption des  Liethstollens völlig verändert und dieser als Förderstollen für die weiter südlich noch anstehenden Steinkohlevorkommen des 3. Flözes eingerichet. Zu diesem Zweck wurde er weiter verlängert und erreichte im Jahr 1912 bis zum Liethschacht IV eine Gesamtlänge von über 2300 m.

Nachdem sich herausstellt hatte, das entgegen den früheren Annahmen die Bauwürdigkeit des Flözes 3 mit 0,7 m Mächtigkeit in diesem Gebiet durchaus weiträumig gegeben war, wurden in den folgenden Jahrzehnten weitere Stollen vorgetrieben, die bisher stehengebliebene Kohlerestpfeiler hereingewannen. Hierzu gehörten in den Jahren der Kohlenot nach dem zweiten Weltkrieg die Neuanlagen Wehewegstollen und Röser Heide Stollen I und II. Der Kohlebergbau im Liethbachtal ist somit im wesentlichen ein sehr junger Bergbau, der erst in den letzten Jahrzehnten vor der Einstellung des gesamten Schaumburger Kohlebergbaus Anfang der 60er Jahre seine eigentliche Blütezeit erreichte. Im Folgenden sollen einige der im Liethtal aufgefahrenen Stollenanlagen näher beschrieben werden.


Der Liethstollen

Mit dem seit 1899 aufgefahrenen Liethstollen als Hauptförderstollen des gesamten Obernkirchener Steinkohlerevieres wurde ein Großteil des unter den westlichen Bückebergen vorhandenen Hauptkohleflözes 3 erschlossen und abgebaut. Hierzu wurde von dem nur mit relativ schwacher Steigung vorgetriebenen Liethstollen aus drei Bremsschächte im Stollenverlauf (Liethschacht I ,III und IV ) nach Übertage hochgebrochen und das nur wenige Meter unter der Erdoberfläche befindliche Flöz 3 über Bremsberge abgebaut.
 

Die Nutzungsrechte am Liethstollen wurden nach seiner Stillegung 1960 der Stadt Obernkirchen übergeben, die seither im Liethschacht III in einer Wassergewinnungsanlage in etwa 30 m Schachttiefe Trinkwasser von guter Qualität gewinnt. Die noch aus der Kohlebergbauzeit stammende Schachtinstallation mit der Fahrleiter zur Wasserfassung wurde erst vor wenigen Jahren durch ein Spezialunternehmen für Untertageerkundung saniert. Das in einer Ringfassung gesammelte Wasser gelangt über eine Falleitung auf das Liethstollenniveau, von wo es über etwa 1000 m Stollenstrecke Richtung Mundloch fließt, um hier über eine Steigleitung in den noch zu beschreibenden Wasserstollen zu gelangen.

Heute ist der Liethstollen noch auf 1320 m begehbar, wo sich der besagte, etwa 80 m tiefe Liethschacht III befindet, der reichlich Tropfwasser führt. Der weitere Stollenverlauf ist halbhoch abgemauert, aber grundsätzlich noch zugänglich, obwohl bei einer Befahrung wegen der Verfüllung des weiter südlich liegenden Liethschachtes IV mit erheblichen Wetterproblemen zu rechnen ist.

Der fast zur Gänze in Ziegelmauerung gehaltene Liethstollen befindet sich derzeit in einem baulich schlechten Zustand, wobei stellenweise insbesondere Druckschäden in der Ziegelmauerung zu beobachten sind. Falls hier nichts getan wird, ist in wenigen Jahren mit einem Zubruchgehen dieses bedeutenden Stollenbauwerkes zu rechnen.
 
 

Der Wasserstollen

Etwa 150 m nordöstlich des auch heute noch architektonisch imposanten Mundloches des Liethstollens liegt an der Oberkante der ehemaligen Ziegeltongrube Röser Heide der sogenannte Wasserstollen. Laut dem Abbauplänen handelte es sich dabei ursprünglich ebenfalls um einen Kohleförderstollen, der anscheinend um einige Jahre älter als der Liethstollen ist, da er einen Flözbereich unterhalb des späteren Liethschachtes 1 abbaute. Nach Stillegung der Förderung wurde er 1923 in einen Wassergewinnungsstollen umgebaut und zu diesem Zweck in seinem vorderen Teil vollständig ausgemauert. Seit Stillegung des Liethstollens wird das dort im Liethschacht III gewonnene Wasser über eine Rohrleitung in den Wasserstollen geleitet, der somit bis heute praktisch als unterirdisches Trinkwasserreservoir und Hochspeicher für die Trinkwasserversorgung von Obernkirchen dient.
 

Der Lieth - Bremsberg

Ebenfalls zum Liethstollensystem gehört der südlich des Liethstollens auf 176 m über NN gelegene Lieth - Bremsberg, der in südöstlicher Richtung aufgefahren wurde. Auch dieser Stollen diente zunächst zur Kohlegewinnung, daneben wurde er aber auch zur zentralen Abförderung der Berge / Abraummassen aus dem Liethstollensystem genutzt, wodurch sich die heute als Golfbahn genutzte große Halde vor dem Stollen erklärt (wohingegen die Halde des Liethstollens selbst verhältnismässig klein erscheint).

Das Mundloch des Lieth - Bremsberges ist heute verschüttet und eingegrünt, allerdings tritt nach wie vor klares Wasser über eine Röhre aus dem Stollen aus und wird weiter Richtung Liethbach abgeleitet.

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Die Georgschächte bei Stadthagen 

Als neuer Zentralschacht für den östlichen Bereich des Schaumburger Wealdensteinkohlereviers wurde von 1899 - 1902 zum Aufschluss der G - Sohle der 251 m tiefe Schacht GO 1 abgeteuft, welcher wenig später nach dem damaligen Schaumburger Landesfürsten in Georgschacht umbenannt wurde. Der neue Schacht traf das Kohleflöz in 250 m Tiefe mit einer Mächtigkeit von 0,5 m an und wurde hier mit einem großzügig dimensionierten Füllort ausgestattet.  Vom Füllort des Schachtes aus wurde die G - Sohle 8500 m nach Westen und 3000 m nach Osten bis an die Bauwürdigkeitsgrenze des Kohlenflözes aufgefahren. Einen Eindruck von der Auffahrarbeit der Förderstrecken mit deutlich erkennbaren Kohleflöz gibt die folgende Abbildung.

Der Georgschacht I wurde als Rundschacht mit einen lichten Durchmesser von 5 m abgeteuft. Übertage wurde zeitgleich mit dem Abteufen mit dem Aufbau einer großzügigen und architektonisch sehr eindrucksvollen Zechenanlage begonnen, die neben den eigentlichen Bergwerksgebäuden auch eine Kohlenaufbereitung und eine neue Kokereianlage umfasste. In den Jahren 1925 - 1928 teufte man etwa 60 Meter südlich des Georgschachtes I einen weiteren Förderschacht ab, der neben einer Erweiterung der Förderung von der G - Sohle insbesondere dem Aufschluss der H - Sohle etwa 900 m weiter nördlich diente. Hierfür wurde in 352 m Tiefe ein Querschlag in nördlicher Richtung aufgefahren, der durch das Liegende der Wealdenschichten - hier Mergelkalke und Anhydrit des Münder Mergels - hindurch getrieben wurde. Der Georgschacht II verfügte bei einer Gesamtteufe von 372 m über einen runden Querschnitt mit einem Durchmesser von 4,5 m.
 

 

Die Georgschächte bei Stadthagen um 1930 (Quelle : Archiv KNICKREHM, Obernkirchen)
 
 

Die folgende Abbildung, die dankenswerterweise von Herrn KNICKREHM / Obernkirchen zur Verfügung gestellt wurde, zeigt dasGebäudeensemble der Georgschächte um 1930. Inzwischen wurde der Georgschacht II fertiggestellt und verfügt nunmehr über ein eisernes Fördergerüst, das sich aus dem darunter liegenden Schachtgebäude erhebt. Rechts daneben erkennt man fünf nebeneinanderliegende Gebäude, bei denen es sich um den heute noch vorhandenen und erst unlängst teilsanierten Gebäudetrakt der Grubenwerkstätten und der Grubenschmiede handelt. Hinter diesen erkennt man den gleichfalls noch erhaltenen Wasserturm sowie einen heute nicht mehr vorhandenen hölzernen Kühlturm. Im Vordergrund des Bildes schließlich sieht man große Mengen an Rundhölzern für den untertägigen Streckenausbau liegen. Die aus den beiden Schächten geförderte Kohle wurde in der Kohlenwäsche am linken Bildrand aufbereitet, die Waschberge über die ganz links erkennbare Bandbrücke auf die heute als Erddeponie genutzte Bergehalde befördert.

Nach der Stillegung 1961 wurden die meisten Gebäude der Doppelschachtanlage und der Kokerei abgerissen, einige blieben jedoch ungenutzt stehen und verfielen im Laufe der Jahrzehnte. So stellt sich das Georgschachtgelände heute in einem ziemlich trostlosen und ungepflegten Zustand dar. Insbesondere der kaum mehr aufzuhaltende Zerfall der gewiß erhaltenswerten "Kohlenkirche" stimmt dabei traurig. Lediglich der auf der obigen Abbildung im Vordergrund sichtbare Werkstättentrakt wurde in den letzten Jahren wieder in Stand gesetzt. Die Anlage Georgschacht  selbst wurde in mehrere Parzellen aufgeteilt, die von mehreren Industriefirmen genutzt werden.


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Eisenerzbergbau im Weser- und Wiehengebirge

Der Eisenerzbergbau im Weser- und Wiehengebirge gehört zu den bedeutendsten Anlagen seiner Art in Deutschland, auch wenn er stets im Schatten anderer großer Eisenerzreviere wie Salzgitter oder dem Siegerland stand. Trotzdem kann er zwei Rekorde für sich verbuchen : zum einen war mit der auf 2 Millionen Tonnen Jahresförderung hin dimensionierten Grube Porta seinerzeit die größte Eisenerzgrube Deutschlands geplant, zum anderen ist die auf dem östlichen Weserufer bei Nammen betriebene Grube "Wohlverwahrt - Nammen" die letzte noch fördernde Erzgrube der Bundesrepublik Deutschland !

 

Eisenerzbergbau im Wiehengebirge westlich der Weser :

Im Gegensatz zu dem im Umfeld schon sehr frühzeitig einsetzenden Steinkohlebergbau ist der Abbau von Eisenerzen im Wesergebirge und Wiehengebirge ein weitaus jüngerer Wirtschaftszweig, der im wesentlichen erst um die letzte Jahrhundertwende in Schwung kam. Zuvor warem schon ab 1857 durch die "Porta Westfalica Actiengesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb" verschiedene kleinere Erzgruben in Betrieb gewesen, so die Grube Georg am Wittekindsberg und weitere kleinere Stollenbetriebe in der weiter westlich gelegenen Wallücke und bei Luttern. 1872 ging die Gesellschaft in Konkurs und der Bergbau wurde vorerst eingestellt (ROEHRS 1992).

Nach einer kürzeren Betriebsperiode durch die GEORGSMARIENHÜTTE / Osnabrück zwischen 1894 - 1917, wo zwei Stollenbetriebe in der Wallücke etwa 0,5 Millionen Tonnen Erz förderten, fanden die Eisenerze westlich der Weser erst um 1935 erneut in der Rohstoffpolitik des beginnenden Nationalsozialismus Beachtung. Nach mehreren Gutachten und zahlreichen Erkundungsbohrungen stand fest, das hier eine grössere zusammenhängende Erzlagerstätte existierte, die den Aufbau eines Großbergwerkes im Stile der Salzgitterer Bergwerke rechtfertigte. Nachdem zunächst mehrere Stollen vorgetrieben wurden, um die flözartige Erzlagerstätte auf 5 km streichender Länge zu erschliessen, wurde 1937 die Gewerkschaft Porta gegründet. Diese begann mit dem großzügigen Ausbau der Tagesanlagen bei Dützen, die auf eine Jahresförderung von 2 Millionen Tonnen Erz hin konzipiert wurden. Zeitgleich begann man mit dem Abteufen des Peckeloh - Schachtes auf dem Gelände der heutigen POTTS Park Freizeitanlage, der bei einer Teufe von 317 m und einem lichten Durchmesser von 6,8 m der Hauptförderschacht des Großbergwerkes werden sollte.

Am 2. August 1940 traf man beim Auffahren der 2. Tiefbausohle in 281 m Teufe auf erhebliche Wassermassen, die mit 50 - 6O cbm pro Minute hereinbrachen und den Schacht rasch absaufen liessen. Vergeblich versuchte man den Schacht zu sümpfen. So mußte man sich in der Folgezeit mit den Abbau oberhalb der bereits vorhandenen Stollensohle mit deutlich zurückgeschraubter Jahresproduktion begnügen. Trotz Kriegs- und Nachkriegseinwirkungen wurde der Betrieb der Erzgrube Porta aufrecht erhalten und währte bis 1962, wobei im Gesamtzeitraum insgesamt etwa 5,5 Millionen Tonnen Erz durch die Stollenbetriebe gefördert wurden. Im Anschluss an die Erzförderung baute man bis zum 31.März 1967 noch Kalkstein im Untertagebetrieb ab, bevor die Grube endgültig stillgelegt wurde (ROEHRS 1992). Im Rahmen der Stillegungsmaánahmen wurde 1964 auch der bis dahin offenstehende Peckeloh - Schacht mit feinkörnigem Material verfüllt.
 

Eisenerzbergbau im Wesergebirge östlich der Weser :

Östlich der Porta Westfalica treten im Korallenoolith mehrere eisenoolithreiche Flöze auf, die seit 1835 Gegenstand von Untersuchungsarbeiten waren und seit 1881 systematisch abgebaut wurden. Zunächst ging die Grube Victoria bei Lerbeck in Betrieb, die hier im Stollenbetrieb zwischen 1881 und 1898 das mit über 40 % recht hochwertige Victoriaflöz abbaute. 1902 endete dieser Betrieb, nachdem in dieser Grube zuletzt noch das zwar bedeutend mächtigere, jedoch deutlich eisenärmere Klippenflöz versuchsweise abgebaut wurde.

Fast zeitgleich, nämlich 1883, erschloss die Gewerkschaft Wohlverwahrt die gleichnamige Grube bei Kleinenbremen. Aus dieser entwickelte sich ein kontinuierlich gedeihender Betrieb, wobei die Förderung über eine zuletzt mehr als 2000 m lange, flach einfallende Förderstrecke erfolgte. Abgebaut wurde hier das etwa 2 Meter mächtige Wohlverwahrtflöz mit einem durchschnittlichen Eisengehalt von 28 %.

1938 wurden nach einer ausgedehnten Explorationskampagne auch der mittlere Teil des Revieres mit dem eisenarmen Klippenfloz erschlossen. Hierzu wurde bei der Ortschaft Nammen die Stollengrube Nammen in Betrieb genommen, die bereits 1940 eine Förderung von etwa 200.000 Tonnen Erz erreichte.

Da sich der Abbau der Grube Nammen ständig nach Osten ausweitete, die Förderung der Grube Wohlverwahrt sich hingegen nach Westen entwickelte, mußten beide Bergwerke bei fortdauernden Betrieb zwangsläufig zusammenwachsen. Dies geschah 1952 und führte zur Gründung des Verbundbergwerkes "WOHLVERWAHRT - NAMMEN", das bis in die Gegenwart von der Firma BARBARA - ROHSTOFFBETRIEBE GmbH wirtschaftlich erfolgreich betrieben wird. Seitdem die norddeutschen Httenbetriebe seit Anfang der 90er Jahre das Interesse an dem im Grubenbetrieb geförderten eisenreichen Zuschlagstoffen verloren, wurde von der Firma mit der Lieferung von roten "Farberzen" als Betonzuschlagstoff ein ganz neues Marktsegment erschlossen, das den Fortbestand des Bergwerkbetriebes für die absehbare Zukunft sichert.

Ein Teil des Verbundbergwerkes "WOHLVERWAHRT - NAMMEN" steht heute als Besucherbergwerk Kleinenbremen mit angeschlossenem Bergbaumuseum für Besichtigungen zur Verfügung. Eine Befahrung dieses Bergwerkes mit ihren teilweise wassererfüllten Weitungsbauen und der Einfahrt mit Grubenbahn ist sehr zu empfehlen.
 
 

Literatur :

ROEHRS (1992) : Erz und Kohle - Bergbau und Eisenhütten zwischen Weser und Ems                  Ibbenbürener Vereinsdruckerei 1992

SLOTTA (1986) : Technische Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland : 5/1 - Der Eisenerzbergbau
                             herausgegeben vom Deutschen Bergbau Museum Bochum 1986