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„Krieg und Frieden“ ist das diesjährige Thema am Tag des offenen Denkmals 2005 in der Bundesrepublik Deutschland. An diesem Tag soll die Öffentlichkeit durch die Öffnung von sonst allgemein unzugänglichen Bauwerken und durch spezielle Führungen in öffentlichen Baudenkmalen auf die Belange des Denkmalschutzes aufmerksam gemacht werden. Die Früchte dieser Bemühungen sind jedoch faul im Kern, wie folgendes Beispiel zeigen mag:

Denselben Namen, wie das Motto zum Denkmalstag trägt ein Freiberger Bergwerk, dessen Spuren im Stadtbild - bis auf die Halde - in absehbarer Zeit völlig beseitigt sein werden. Diese Grube und ihr Huthaus haben Kriege und Mangel überstanden - im Frieden und Überfluß fallen sie.

Die Grube Krieg und Frieden befindet sich im östlichen Stadtgebiet von Freiberg in der unteren 11. und 12. Maß auf dem Thurmhof Stehenden. Die erste urkundliche Erwähnung von Bergbau in diesem Gebiet erfolgte im Jahr 1384. Im Bereich der abgebildeten Baustelle (Auftraggeber: Sächsisches Oberbergamt) ist ab 1544 die Grube Abraham belegt, die bis Anfang 17. Jh. betrieben wurde. Unter dem Namen Krieg und Frieden findet man Betriebszeiten von 1730 bis zum Aufkauf des Grubenfeldes durch die Himmelfahrt Fundgrube 1846.
Das durch die Verwahrungsmaßnahme mit Billigung der Unteren Denkmalbehörde zerstörte Huthaus der Grube wurde im späten 18. oder beginnenden 19. Jh. erbaut (Datierung anhand der Bauweise) und erfuhr später wahrscheinlich einen Umbau auf ein massives Obergeschoß und ein flaches Satteldach. Das Haus befand sich schon etliche Jahre in einem ruinösen Zustand, da der / die Grundstücksbesitzer nichts zu seiner Erhaltung taten. Der jetzt geöffnete Schacht in unmittelbarer Nähe des Hauses machte sich schon früher durch Setzungs-erscheinungen bemerkbar.

Es wird wohl wieder so ablaufen, wie schon bei zwei anderen Schächten im Feld von Krieg und Frieden: ausgraben bis auf die Schachtsohle des Tagschachtes, dann in den abgehenden Strecken Dämme errichten und das Ganze mit Beton vollaufen lassen. In den Altbergbau des im schlimmsten Falle 14. Jahrhunderts hinein, ohne vorherige historische Dokumentation, Sinn und Verstand. Man kann die relativ kleinen Schächte des 16. Jahrhunderts (oder älter) zwar auch preiswerter als mit -zig Kubikmeter Beton verschließen, auch so, daß von ihnen keine Gefährdung für die Tagesoberfläche ausgeht und sie trotzdem kontrollierbar bleiben, aber das will offensichtlich keiner. Voraussetzung dafür ist nämlich etwas ingenieurtechnische Geistesgymnastik und Verständnis für den in Sachsen - lediglich auf dem Papier- komplett als Bodendenkmal geschützten Altbergbau. Solches Engagement wird auf keinem Amt mit Anerkennung honoriert geschweige denn wird jemand dafür bezahlt. Sondern lediglich für die Durchführung des in solche Fällen üblichen bürokratischen Ritus: Herstellung der öffentlichen Sicherheit mit einer möglichst großen Menge an Beton. Und fertig.

Spätere Generationen, die vielleicht nach den historischen Wurzeln des Freiberger Bergbaus suchen und in deren Zeit montanhistorische Feldforschung nicht als unrentierliche Spinnerei von ein paar Experten abgetan wird, werden mit Fingern auf unseren Zeitabschnitt im Geschichtsbuch zeigen! Aber dann ist es zu spät.

Deshalb seien nochmals alle kultur- und geschichtsbewußten Altbergbauforscher aufgerufen, hier an diesem Schwarzbuch mitzuarbeiten und die unzivilisierten Freveltaten an Denkmalen und den wertvollen Hinterlassenschaften unserer Vorfahren mit Namen und Adressen der Verantwortlichen an den Pranger zu stellen.

Um auf das Thema der Überschrift und des diesjährigen Denkmalstages zurückzukommen: Führen wir also Krieg auf vielfältige und bunte Weise gegen Bürokratie, Abriß- und Verwahrungswahn, Geldverschwendung, Geschichtsfälschung und kulturelle Verwahrlosung. Diesen Kampf soll jeder auf seine ganz eigene Art führen, dem unser Land und unsere Kultur am Herzen liegen. Sei es mit Protestschreiben gegen Abriß und Verwüstung, Veröffentlichung von Schandtaten oder, wenn möglich, gleich Aufkauf und Restaurierung von denkmalgeschützen (Hut-)Häusern entgegen den sogenannten „fachlichen“ Bedenken von Architekten, Statikern oder Wärmedämm-Verrückten und entgegen den Verlockungen des Baumarkt-Ramsches.
Frieden werden wir auf diesem Gebiet jedoch erst finden, wenn die Wertvorstellungen dieser Gesellschaft andere geworden sind. Also irgendwann bis nie.

In diesem Sinne werden hier in den nächsten Wochen in loser Folge weitere Artikel über zerstörte oder verschandelte Denkmale folgen.


Das Huthaus 1908


Vor dem Abriß


Der Beginn der Baustelleneinrichtung


Die Baustelle.


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