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erschienen in:
Berichte der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft, Beihefte 1 zum European Journal of Mineralogy 9, Seite 393

Mineralogische Untersuchungen an einer historischen Anlage zur Gewinnung von "Zementkupfer" in Freiberg/Sachsen

WITZKE, T.; KUGLER, J. & SCHUMANN, T.

Einer der bedeutenden Freiberger Erzgänge ist der NNE-SSW streichende, etwa 1 km südöstlich der Freiberger Altstadt vorbeiführende "Thurmhof Stehende", der bei guter Ausbildung eine Mächtigkeit von 2,5 - 6,0 m erreicht. Er führt u.a. Chalcopyrit, Tetreadrit, Sphalerit und Galenit. Die wichtigste Grube auf diesem Gang war Thurmhof untere 3./4. Maas, die zwischen 1535 und 1610 etwa 37 t Silber und 800 t Kupfer lieferte. 1618 wurde die Förderung eingestellt.
Im Niveau des Tiefen Fürstenstollens (ein Entwässerungsstollen) im Bereich von Turmhof untere 3./4. Maas konnte eine kleine Anlage zur Gewinnung von sogenanntem Zementkupfer aus kupferführenden Grubenwässern entdeckt werden. Eine derartige untertägige Gewinnung von Kupfer ist im Erzgebirge aus Altenberg beschrieben worden. CHARPENTIER (1778) berichtet über eine "Cementquelle, wo [...] jährlich etwas präcipitirtes Kupfer, durch Einlegen von altem Eisen" erhalten wurde. Die Altenberger Anlage lieferte wöchentlich auf 5 kg eingelegtes, ausgeglühtes Eisen etwa 3,5 kg reines Kupfer. Aus dem Freiberger Revier sind bisher keine schriftlichen Quellen über die Gewinnung von Zementkupfer bekannt. Die kleine, durch die Grubenwässer gut konservierte Anlage in Freiberg besteht aus einer Holzkiste mit einem Fassungsvermögen von ca. 20 Liter, in die aus einem Stoß austretende Wässer über Bretter eingeleitet wurden. Wann die Anlage errichtet und betrieben wurde, ist gegenwärtig nicht bekannt.
Der Kasten selbst enthielt keine Eisenteile mehr, in unmittelbarer Nähe des Kastens konnten jedoch einige ehemalige Nägel geborgen werden, deren Substanz vollständig oder fast vollständig durch elementares Kupfer, Allophan und "Grünen Rost" ersetzt war. Das Kupfer bildet konzentrische Lagen, z.T. alternierend mit Allophan-Lagen, kleine Kristalle und dendritische, in Allophan eingewachsene Aggregate. Der Grüne Rost (Fe2+-Fe3+-Hydroxid-Schichtstruktur mit Sulfat, Hydroxid oder Chlorid in der Zwischenschicht) bildet bis etwa 1 mm große, dünntafelige Kristalle mit hexagonalem Umriß.
Der Stoß unterhalb des Wasseraustrittes war mit grünem, schwach kupferhaltigem Allophan und weißem, kupferfreiem Allophan bedeckt.
Das Wasser wies bei einer Beprobung 1997 einen pH-Wert von 5.5 auf. Der Cu-Gehalt lag bei nur 0.3 ppm, Zn bei 20 ppm, Cd bei 0.2 ppm und Al bei 0.6 ppm. Ein erfolgreicher Betrieb der Anlage bei einem derartigen Cu-Gehalt im Wasser ist nicht möglich. Es ist anzunehmen, daß sich der Wasserchemismus seit der Betrieszeit geändert hat. Der Zn- und Cd-Gehalt weist auf eine Auslaugung von Sphalerit hin.

CHARPENTIER, J.F.W. (1778): Mineralogische Geographie der Chursächsischen Lande.- Leipzig, Siegfried Lebrecht Crusius