Nur ungern erinnere ich mich an unseren Besuch im "Fortuna Stollen" in Deutschneudorf im Jahr 2003. Der kleine Ort unweit von Seiffen und direkt an der tschechischen Grenze hatte durch die Suchaktion nach dem verschollenen Bernsteinzimmer wenigstens kurzzeitig größeres öffentliches Interesse erregt. In diesem Zusammenhang wurde zwischen 1998 und 2001 die dortige Grube durch die Bergsicherung aufgewältig.
"Abenteuer-Bergwerk" steht mit großen Lettern am neu erbauten Huthaus, welches eher einer Stadthalle gleicht und im Vorraum Sitzplätze für 200 Leute bietet. Außer zur Eröffnung soll die Kapazität der Gaststätte noch nicht einmal zu den Mettenschichten ausgelastet sein und das will im Erzgebirge schon etwas heißen.
Sonntags um 10 Uhr hatten wir uns für die Führung angemeldet und da wir die einzigen Gäste waren, konnten wir uns auf dem riesigen Parkplatz auch gleich den besten Platz raussuchen. Unser Kind, damals 4 Jahre, wurde "angeschlazt" und somit ging es zur Führung. Diese dauert ca. 30 min und kostet immerhin 5,50 Euro pro Person.
Durch das Huthaus und vorbei an Getränkekisten und Bierfässern gelangt man dann über ein paar Stufen zum Mundloch. Dieses ist recht nett in traditioneller Art gestaltet. Unser Führer gab sich wortkarg und ich hatte das Gefühl, dass er nicht unbedingt meine Fragen beantworten wollte. Wenn er etwas sagte, dann ging es immer nur um das Bernsteinzimmer, die SS und die Hinterlassenschaften selbiger, die man bei der Aufwältigung gefunden hatte. Zur Bergwerksgeschichte hatte er nur die allgemeinen Fakten drauf.
Höhepunkt aus bergbautechnischer Sicht ist die wunderschön gemauerte Radkammer. Nach kurzer Erklärung meinerseits wusste dann auch unser Führer, was Röschen sind. Die Frage nach der Art des Wasserrades blieb aber unbeantwortet.
Auch nett anzusehen war das Streckenkreuz mit der Mauerung, obwohl ich nicht sagen kann, was davon Original war. Dort hatte man auch die Kriegshinterlassenschaften entdeckt und natürlich drehten sich alle Erklärungen nur darum. Inzwischen war es sogar meinem Kind zu langweilig geworden und er versuchte sich, in einen kleinen Altbergbau zu verdrücken.
Weiter ging es vorbei an Strecken, deren Zugänge durch Trockenmauerung versetzt waren. Auf meine Frage, wohin diese führen kam nur die Antwort: "Da ist ein Luftzug und somit haben die Strecken eine Verbindung nach draußen und das ist für uns nicht interessant, weil wir dort das Bernsteinzimmer nicht vermuten.". Aha, jetzt wusste ich es ganz genau. Aber es sollte noch schlimmer kommen.
Plötzlich standen wir in einer Strecke, die offenbar künstlich am rechten Stoß und der Firste erweitert wurde. Dort hatte man allen Ernstes Amethyste, Quarze, Achate, Pyrit und noch vieles mehr eingemauert, weil man doch als "Abenteuer-Bergwerk" den Kindern etwas bieten muss. Mineralien aus Südamerika und von sonst wo auf der Welt (nur nicht aus dem Erzgebirge) eingemauert in ein sächsisches Besucherbergwerk – wir waren fassungslos.
Irgendwie hatte ich nur noch einen Wunsch: Raus hier!
Südamerika im sächsischen Bergwerk.
Foto: Robert Brückl