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Österreich 1999

Auf dem Weg zum Epidotstollen an der Knappenwand
im Untersulzbachtal
 

Ein subjektiver Bericht von Thomas Krassmann über den 

2.ten Internationalen Bergbau - Workshop in Bramberg

vom Mittwoch,dem 25.8.99 - Dienstag, dem 31.8.99 

ausgerichtet durch die Bergbauforschungsggruppe Bramberg, auf deren Seite es auch einen offiziellen Bericht zu diesem Thema gibt.

Seitens der GAG waren zugegen Thomas Krassmann, Jens Naumann und Jürgen Ruder. 
  

Mittwoch, 25.8.99

Anfahrt von München, wo ich bei einem systematischen Mineraliensammler gastierte und nach leicht durchzechter Nacht lang ausschlief über Rosenheim und den Wendelstein mit sehenswerter Bergbahn nach Kitzbühel. Zur Einstimmung in die anstehende montanhistorische Woche suchte ich am südlichen Ortsausgang von Kitzbühel hinter einem Spar - Markt (welche in Österreich reichlich vertreten sind) das Mundloch des St.Josefi Erbstollen, der das berühmte historische Schattbergrevier entwässert. Eine grobe Lokalisierung gelang auch, das Mundloch selbst befindet sich jedoch offensichtlich auf einem Privatgrundstück (s.u.). Danach gings mit leicht überhitztem Motor vorbei am Bergbaumuseum Kupferplatte mit neuem Erweiterungsbau der Firma Innutec Über den Paß Thurn gings weiter nach Bramberg, wo ich nach einiger Suche auch den Innerhofer - Hof und etliche GAG - Mobile vorfand. Netter Abendspaziergang mit Jens, Henning, Jürgen und Barbara, der letzthin in dem mir bereits von unserem 1996- Seminar bekannten Gasthof Kirchner in Mühlbach bei den anderen bereits eingetroffenenen Tagungsteilnehmern endete.
 

Donnerstag, 26.8.99

Offizielle Eröffnung des. 2. Internationalen Bergbau - Workshops sowie zahlreiche Fachvorträge.

Interessierte Zuhörer im Tagungszentrum Bramberg lauschen einem Referenten beim 2. Internationalen Bergbauworkshop
 
 

Am Spätnachmittag Besuch des Bramberger Heimatmuseums unter Führung von Herrn Prof. Hönigschmidt sowie ausgiebige Würdigung des neuen, von Klaus Lewandowski eingerichteten Teiles "Bergbaugeschichte des Mühlbach - Brennwalder Kupferbergbaurevieres. Ausgiebig gewürdigt wurde auch die rustikale Brotzeit, die anschließend gereicht wurde.

Freitag,  27.8.99

Nach dem Vortragsteil, bei dem ich am Vormittag ebenfalls einen solchen zum Thema "Montanhistorische Aktivitäten der GAG mit zahlreichen Beispielen" zum Besten gab, fuhren wir am frühen Nachmittag ins Untersulzbachtal und wanderten hier über den steilen Knappensteig zum Besucherbergwerk Hochfeld, das bereits beim montanhistorischen Seminar 1996 eingehend geschildert wurde. Jens, Henning, ich sowie der Freiberger Montanforscher Jens Kugler und Freunde schlossen uns indessen nicht der Befahrung an, sondern kletterten heuer weiter bergauf zur klassischen Mineralfundstelle Knappenwand, von der bis zu 50 cm lange, hochglänzende Epidotkristalle bekannt geworden sind. Nach der letzten Bergungskampagne seitens des Naturhistorischen Museums Wien in den 80er Jahren präsentiert sich die Fundstelle als etwa 20 x 10 m großes Stollenportal in der Steilwand, in die man etwa 20 m weit hineinspazieren kann. Fast sämtlicher makroskopisch erkennbarer Epidot ist mittlerweile ausgebaut worden, wobei auf der steilen und abrutschgefährdeten Halde durchaus noch kleinere Kriställchen gefunden werden können. Bemerkenswerterweise gibt es indessen keinen Explorationstollen, der der "Epidotader" weiter nachgefahren wäre. Lediglich etwas weiter unterhalb gibt es den sogenannten Blauwandstollen unter einem kleinen Wasserfall, den wir etwa 100 m bergwärts bis zur Ortsbrust befuhren.

Eingang des Blauwandstollens (Explorationsstollen auf Epidot ? oder Erz ?)
am Fuße der Knappenwand, Untersulzbachtal
 

 Eine Epidotmineralisation konnten wir in diesem Stollen aber nicht feststellen. Nachdem wir noch die bereits leicht marode Hütte aus der Grabungszeit begutachtet hatten, stiegen wir über die steile Halde wieder bergab zum Knappenhaus am Besucherbergwerk, wo schon heftig gegrillt wurde. Leider mußte man bei dem an sich als "rustikal" bezeichneten Grillabend jedoch sein Bier selber bezahlen, ganz schön knauserig ! Später liefen wir am hübschen Untersulzbachfall vorbei zu den Autos am Schiedhof zurück, von wo wir abermals nach Bramberg in die Kneipe einfuhren und es uns bei Märzen und Weizen wohl sein liessen.
 

Samstag, 28.8.99

Exkursion in das berühmte Bergbaurevier Leogang (vgl. LAPIS 9/87) mit Uli Stollwitzer, Jens, Henning, Jens Kugler u.a. Zunächst gings in das dortige Bergbaumuseum, das recht nett ist und unter anderem  eine wunderschöne Bergbarte - allerdings aus dem Erzgebirgischen - zeigt. Aber auch die heilige Barbara mitsamt etlichen weiteren montanen Schutzpatronen und -ninnen ist vertreten. Alsdann fuhren wir zu Berge hoch hinauf und erklommen dann per pedes weitere Höhenstufen, bis wir am Kruppstollen des Revieres Nöckelberg anlangten. Hier zeugen zahlreiche Halden vom Fleiss der Knappen, die zuletzt um 1920 hier im Auftrage der bekannten Stahlfirma Kobalt und Nickel gruben. Leider war unser Führer nicht ganz bei der Sache und verschwand hier und da, um Stein- und sonstigen Pilzen nachzuspüren. Dabei kam in unserer Gruppe mancher Unmut auf, da wir letzthin den guten Mann nur noch mit dem lauten Ruf "STEINPILZ" dazu bewegen konnten, seinen Führungsaufgabe nachzukommen....

Weiter oben gelangten wir durch haldiges Gelände zum ehemaligen Magnesitabbau Inschlagalm - letzteres wohl von "Einschlagalm" herstammend, da man hier zu Betriebszeiten tüchtig in den Berg "hineingeschlagen" hat. Dorten wurde auf knapp 1000 m Seehöhe von 1936 bis 1970 Spatmagnesit abgebaut. Die Grube wurden in den 50er Jahren durch die Radentheimer Magnesitwerke großzügig erschlossen und ist Untertage gewiß recht interessant. Leider hatte unser Steinpilz... pardon, Führer keine Lampe dabei und lieh sich diese bei mir. Da ich meine zweite Lampe an eine ebenfalls unbelichtete Dame unserer Gruppe loswurde, blieb mir nur ein lichtschwaches Fünzelchen. Als ich dann noch eine wacklige Blockwerkhalde untertage gewahrte und der Führer wissen ließ, das er hier noch nie Untertage war, verzichtete ich auf eine Befahrung und schaute micht lieber Übertage um, wobei ich einen weiteren sehenswerten Tagebau fand und einen etwa 100 m langen Sprengstofflagerstollen (?) erkundete. Magnesit gibt es hier oben auf jedenfall noch recht reichlich und eine nähere Untertageerkundung der mit Schächten reich gesegneten Anlage wäre zweifellos reizvoll, zumal hier noch sehr hübsche Strontianite und Coelestine gefunden werden können..

Nachdem sich alle wieder trotz mangelhafter Beleuchtung wohlbehalten eingefunden hatten, stiegen wir auf steilen Pfaden wieder ab und erreichten das Grubenrevier Schwarzleo mit dem gleichnamigen Besucherbergwerk. Hier kehrten wir zunächst in der Knappenstube ein und stärkten uns an der mitgebrachten Jause, woraufhin wir bei aufziehenden Gewitter ins Besucherbergwerk einfuhren. Hier blühte unser Führer sichtlich auf und erzählte uns manch Wissenswertes über die Grube, die vom Mittelalter bis 1885 in Betrieb stand, wobei insbesondere Kobalt- und Nickelerze im Blickpunkt des bergbaulichen Interesses standen. Auch erlaubte er uns , manches Gitter zu übersteigen und die dahinter liegenden Bereiche zu explorieren. Insgesamt ein sehr schönes Bergwerk mit vielen hübschen geschlägelten Strecken, imposanten Weitungen und einem durchaus interessant und einprägsam gestalteten Führungsweg, das weiterempfohlen werden kann.

Mit Mühe schafften wir es dann noch rechtzeitig zu den Autos und nach Bramberg zurück, um noch rechtzeitig zum schmackhaften und reichhaltigen abendlichen Bauernbüffett in Mühlbach anzukommen.
 
 

Sonntag,  29.8.99:

Besuch des Berg- und Heimatmuseums Jochberg mit einigen sehenswerten Exponaten, darunter durch Kupferlösungen grün gefärbte Schweineknochen - sogenannter Zahntürkis - sowie Resten des ehemaligen Jochberger Pochwerkes und einem schönem Diorama des prähistorischen Bergbaus. Anschließend folgte ein etwas langatmiger Diavortrag über das bis 1926 in Blüte stehende nahe Bergbaurevier Kelchalpe - das fast zeitgleich mit der Kupferplatte seine Pforten schloß. Ein ergänzender Geländebesuch war leider nicht vorgesehen, obwohl er den Diavortrag sicher bereichert  hätte.

Sodann gings abermals zum St. Josefi Erbstollen des Schattberg - Revieres, den wir nunmehr unter kundiger Führung auch exakt lokalisieren konnten. Der trotz großer Länge überraschenderweise völlig haldenlose Stollen verfügt über ein noch offenstehendes und vergittertes Mundloch und führt reichlich Wasser. Laut Aussage des gegenüber montanhistorischen Fragestellungen durchaus sehr aufgeschlossenen Grundstücksbesitzers kann man den Stollen per Boot noch mehrere hundert Meter weit befahren, wobei die Wetter gut und das Wasser mehrere Meter tief sei. Er wäre auf jedenfall "damals bei der Befahrung (!)" auf offener Strecke nach etwa 200 m umgekehrt. Das hört sich ja sehr interessant an und somit sollte einem Befahrungsversuch der legendären und ansonsten schlecht zugänglichen Kitzbüheler Reviere Schattberg und Sinnwell nurmehr wenig im Wege stehen!

Weiter stand heute eine Führung durch die schöne Kitzbüheler Innenstadt auf den Programm, die allerorten montanistische Historie aushaucht, obgleich die Stadt sich heuer dem Wintersport verschrieben hat und nichts mehr von ihrer montanen Vergangenheit wissen möchte. Bedauerlich, bedauerlich - es bleibt nur zu hoffen, das sich diese Vergangenheit  nicht ob ihrer  Mißachtung gelegentlich einmal wieder nachhaltig zu Wort meldet. Da viele der alten Bergbaureviere rigoros überbaut wurden, könnte das schneller geschehen, als den Bewohnern und den Skisporttreibenden lieb ist....

Nächster Punkt der Tagesordung war eine sehr verregnete  Befahrung des berühmten Revieres Röhrerbühel = Rerobichl wenige Kilometer weiter nördlich und an sich schon in der Gemarkung Oberdorf gelegen. Hier wurden bereits im 16. Jhd. sehr tiefe Schächte niedergebracht, von denen der Heilig - Geistschacht , der im Schrifttum meist als "Geisterschacht" geführt wird,  mit 866 m der teufste, pardon tiefste Schacht seiner Zeit gewesen sein soll. Da die markscheiderischen Hilfsmittel zur Teufenmessung damals zweifellos zu wünschen ließen, war die tatsächliche Schachttiefe aufgrund Meßungenauigkeiten (Seildehnung etc.) vermutlich geringer. Trotzdem bestanden hier bereits im vorindustriellen Zeitalter ganz unerhört tiefe Grubenbaue, die angeblich bis 1870 die tiefsten Grubenbaue der Welt darstellten. Erst zu jenem Zeitpunkt wurden die Tiefschächte von Pribram in Böhmen abgeteuft. Leider sieht man von diesem berühmten Bergrevier, das selbst bin in die jüngere Vergangenheit noch manche, u.a. südafrikanische Bergbaufirma zur Exploration angelockt hat, heute nurmehr ein durch und durch duchgewühltes Waldgelände mit reichlich Halden und Pingen. Wo sich nun exakt der Heilig Geistschacht und seine nur wenig flacheren Nachbarschächte befunden haben, bleibt daher leider weitgehend unklar. Auch eine Art sich durch das Gelände schlängelnder montanhistorischer Lehrpfad vermag hier keine Aufklärung zu bringen und mißfällt durch sein schlechtes Deutsch. So verließen wir etwas unbefriedigt - dafür aber gut durchnäßt - diese hochberühmte Stätte frühneuzeitlicher bergbaulicher Tätigkeit.

Letzter Punkt des Tagespogrammes war die erneute Befahrung des Besucherbergwerkes Kupferplatte. In den letzten 3 Jahren hat man sich seitens der Firma INNUTEC  im wesentlichen der Sicherung der bestehenden Grubenräume gewidmet sowie der Aufwältigung eines weiter oben am Berg liegenden Tagesstollens als zweiten Ausgang. Offensichtlich sitzt die Berghauptmannschaft den Jochberger Perckmännlein seit den Geschehnissen in Lassing im Sommer 1998 etwas im Nacken, sodaß man seine Aktivitäten auf besagte Sicherungsarbeiten konzentrierte.

Als Highlights der Befahrung erwiesen sich auch diesmal die spiegelverkehrte Jahreszahl am Stollenmeter 500 sowie das optoakustische Spekatukulum mit der simulierten Sprengung, die auch diesmal wieder die Gemüter erregte. Weiteres ist nachzulesen im Bericht über die 1996er Exkursion der Roten Bären nach Bramberg.
 
 

Montag, 30.8.99:

Befahrung des Pyrit / Kupferkiesbergbaus Rettenbach bei Bramberg, der bis 1945 in Betrieb stand und seit etwa 2 Jahren von der Bergbauforschungsgruppe Bramberg in vorbildlicherweise Weise als Forschungsbergwerk wieder aufgewältigt wird. Eine sehr detaillierte historische Beschreibung dieses Revieres aus der Taste von Klaus Lewandowksi kann im Netz abgerufen werden.

Im Bergwerk, daß über eine Bauhöhe von etwa 100 m verfügt, stehen mehrere kupferarme Pyritbänder bis 40 cm Mächtigkeit an, die seit dem Mittelalter in Abbau standen. Wir begnügten uns mit der Befahrung der Stollensohle und den Abbauen, da man auf der 2. Sohle Watstiefel benötigte. Zu bestaunen und beklopfen sind geologisch ausgesprochen interessante Aufschlüsse der vermutlich synsedimentär - exhalativen Vererzung. Besonders bemerkenswert die Akkuratesse und Sorgfalt, mit der Stollenmundloch und Fahrungsweg durch die BFB wiederhergestellt werden. Führung durch Uli Stollwitzer (welch passender Name) und Manfred Strauss. Meine Bohrstange, die mir Klaus Lewandowski vor nunmehr anderthalb Jahren entführte und die ich seither schmerzlich vermisse, fand sich trotz gegegnteiliger Beteuerungen leider nicht wieder ein. Als Abschluss des Themas Rettenbach schauten wir uns noch die auf Talsohle gelegene, vor wenigen Jahren hübsch gestaltete Barbarakapelle an, die vermutlich längste Kapelle der Welt,. da sich in ihrer Rückseite der etwa 120 m lange tiefe Förderstollen der Grube Rettenbach auftut. Der Stollen ist gut befahrbar, in seinen hintersten Teilen jedoch stark verockert.

Anschließend fuhr ich mit Jens und Henning ins nahegelegene Felbertal und schauten uns dort den schön gelegenen Hintersee an sowie die Schönwendklamm mit skurillen wasserumstrudelten Naturbögen aus zähem Hornblendefels. Eine Besichtigung des seit etwa 2 Jahren wieder in Förderung stehenden Scheelitbergbaus Mittersill erschöpfte sich in den wenig imposanten Aussenanlagen, Befahrungserlaubnisse sind offensichtlich schwer zu kriegen. Schließlich Fahrt zum Felbertauerntunnel, wo wir ein weiteres Stollenmundloch knapp unterhalb inspizierten, das sich als 7260 m langer Öltunnel herausstellte, in dem eine wichtige Ölpipeline die Alpen quert. Abends letzter Umtrunk der Tagung, wobei diesmal allerdings deutliche Ermüdungserscheinungen aller Teilnehmer beobachtet werden konnten.
 
 

Dienstag, 31.8.99:

Bei einem abschließenden Besuch bei einem sichtlich ermatteten  Klaus Lewandoswki schauten wir uns noch einen netten Video über das Erlebnisbergwerk Merkers an, indem unter anderem die Schatzsuche der Amis in eben jenem Bergwerk in beeindruckender und durchaus realistischer Art  nachgestellt wurde. Dann zerstreute man sich in alle Winde und ich fuhr via Kitzbühel und Wörgl weiter nach Schwaz, wo bereits von ferne der neue Bergsturz am Eibelschrofen zu erkennen ist. Man darf gespannt sein, wie sich die Verhältnisse hier weiterentwickeln. Unterwegs entdeckte ich noch eine Baustelle bei Rattenberg, wo sich ein Erkundungsstollen zum Bau eines Eisenbahntunnels seit dem 15. 4. 1999 in Auffahrung befindet. Ganz zweifellos hat man auch hier mit der Durchfahrung von Altbergbau zu tun. Anschließend gings über den Achensee nach Wildbad Kreuth und weiter über München, Augsburg, Ulm, Stuttgart nach Karlsruhe, endlich über Darmstadt, Frankfurt und Giessen nach Gummersbach, wo ich um 00:15 ankam und alsbald ins Bett sank.

Insgesamt ein sehr gelungener und hochinteressanter 2. Internationaler Montanhistorischer Workshop, zu dem den Organisatoren zu gratulieren ist. Man darf gespannt sein, was von Jens Kugler und seinen Knappenim Herbst 2000 bei dem dann stattfindenden 3. Internationalen Montanhistorischen Workshop in Freiberg / Erzgebirge geboten wird.