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von Michael Kitzig

Die Fotografie untertage verlangt in der Regel nach leistungsstarken Blitzgeräten in der Größenordnung 200 – 600 Wsec.. Trotzdem ist es manchmal nützlich, noch einen kleinen Zusatzblitz mit zu führen, auch wenn er nur einige Wsec Leistung bietet:

  • als „Verlängerung“ , um einen anderen Sklavenblitz „um die Ecke“ zünden zu können
  • Seitenlicht bei Makroaufnahmen
  • zum gezielten beleuchten kleinerer Objekte, Gesichter etc.

Gerade beim letzten Punkt kommt die oft vergessene Tatsache zum tragen, dass die Intensität des Lichtes quadratisch mit der Entfernung zum Objekt abnimmt; d.h., geht man mit dem kleinen Blitz nah genug ans Objekt, wird es damit ziemlich hell ausgeleuchtet.

Weil der Blitz als Sklavenblitz durch das Licht des Hauptblitzes gezündet wird, ist das kein Problem.

Da das hier vorgestellte Gerät zudem druckwasserdicht ist, gelingen damit auch reizvolle Unterwasserbeleuchtungen – auch interessant für Taucher!

 

Hier ein Anwendungsbeispiel:

Wie man sieht, macht der kleine in der Hand gehaltene Blitz mit nur 5 Wsec gegenüber dem Hauptblitz mit 40 Wsec reichlich Licht, weil er nah ans Objekt gehalten wird und natürlich die weißen Sinter gut reflektieren.

 

Nun aber zur Sache:

Im Zeitalter des Teuro und der allgegenwärtigen Teuerung kostet dieses Projekt fast nichts! Wir erreichen dies durch konsequente Nutzung der Reste unserer Wegwerfgesellschaft: Ein echtes Aufwärtsrecycling !

Ausgangspunkt sind die verbreiteten Einmalkameras der Fa FUJI: Grüne Pappschachteln, die einen Einfachst-Fotoapparat mit Fixfocus enthalten, welcher nach Belichtung des darin enthaltenen Films komplett zur Entwicklung abgegeben wird. Allerdings wird dabei jedes Mal das darin eingebaute Blitzgerät auf Nimmerwiedersehen mit abgegeben.

Wir fragen einen befreundeten Fotohändler, ob so eine Kamera bei ihm zur Entwicklung abgegeben wurde. Der Händler braucht nämlich nur den Film zur Entwicklung einzusenden, und dieser ist eine ganz normale Kleinbildpatrone, welche sich mit etwas Geschick aus der Kamera entfernen lässt. Keine Angst, dem Film passiert nichts, weil er im belichteten Zustand in die Patrone eingezogen ist.

Mit der Kamera gehen wir nach Hause und zerlegen diese dort in aller Ruhe.

Vorsicht!!

Der Blitzkondensator (groß, schwarz, zylindrisch) kann noch auf bis zu 330 V aufgeladen sein und unangenehme Schläge austeilen!! Also zuerst die Batterie raus (ist meist noch zu gebrauchen) und den Kondensator mit einem Widerstand von ca. 1000 Ohm und einigen Watt Belastbarkeit entladen.

Die gesamte Blitzelektronik sieht dann so aus:

Unten rechts erkennt man den Zündkontakt, oben rechts den Blitzkondensator.

Die Leistung des Blitzgerätes errechnet sich:

W [ W s e c ] = 1 / 2 C [ F ] U ² [ V ]
(weil U nicht komplett zur Verfügung steht, sondern nur bis zur Brennschlussspannung von ca. 60V, setzt man Ulade² - Urest², d.h. 330² - 60² ein)

zu 5.2 Wsec.

 

Die Schaltung der Blitzelektronik:

Die zu ergänzenden Bauteile sind rot gezeichnet.

Wir brauchen:
  • Einen empfindlichen Kleinthyristor, 600V, 1A (z.B. BT 149)
  • zwei 0.25W Widerstände 1 M Ohm
  • Keramik oder Folienkondensator 0.1 uF 4 Stück Fotodioden (aktueller Typ z.B. SFH 200)

Die Fotodioden sind relativ teuer und nicht überall erhältlich. Sie müssen in der Schaltung genügend Spannung zum zünden des Thyristors aufbringen; mit stark reduzierter Empfindlichkeit gehen da schon zwei Stück; besser sind vier.

Alternative:
Der Recyclinghof; da schnappen wir uns einen ausgedienten Solartaschenrechner und bauen das kleine Solarpanel, i.d.R. vierzellig, aus und schon haben wir unseren Sensor. Dieser hat allerdings einen breiteren Öffnungswinkel als die Fotodioden, so dass letztere am besten mit einem biegsamen „Kabelschwanz“ am fertigen Gerät angebracht werden. Daneben geht es auch noch mit Fotodiodenarrays (z.B. KOM2100b), wer hat...

Wer sich weiter keine Arbeit machen möchte, lässt nun die Platine so wie sie ist, hängt die Zusatzschaltung an den originalen Blitzkontakt und baut das ganze irgendwie in ein Gehäuse ein. Richtig interessant wird es aber erst, wenn der Blitz so richtig klein und druckwasserfest wird. Damit ist er unverwüstlich und kann auch jederzeit unter Wasser betrieben werden.

Klingt teuer?

Nein, kriegen wir auch fast zum Nulltarif:

Hauptproblem ist ein druckwasserdichter Batteriebehälter, wenn man nicht gleich den Akku in die spätere Heißkleberumhüllung mit einbeziehen will (was nicht übermäßig ratsam ist). So was kriegt man nicht bei Conrad oder sonst wo, sondern im nächsten Krankenhaus oder beim Arzt.

Wie schnorren ein bisschen und holen uns ein Blutentnahme-Serumröhrchen System SARSTEDT:

In dieses passt, wie dafür gemacht, genau eine Mignon (AA) Zelle.

Wir schrauben den Kopf ab, verstreuen die als Trennmittel dienenden vielen kleinen Plastikkügelchen zur Freude der Sauberkeit liebenden Familienmitglieder in der Wohnung, ziehen den Kolben nach hinten und brechen den Stempel ab.

Das sieht dann SO aus:

Als nächstes brauchen wir eine schöne Kontaktfeder für den Batteriehalter.

6V Laternenbatterien haben je zwei Stück davon – wenn wir im Altbatteriecontainer nicht fündig geworden sind:
Der Bauhof hat massig entladene aus Unmengen von Baustellenbeleuchtungskörpern herumliegen.

Am dicken Ende der Feder lässt sich gut ein flexibler Draht anlöten und durch ein kleines Loch im Kolben fädeln. Der am Kolben befindliche kleine Zylinder (wo der Stempel dran war) kommt nach innen Richtung Batterie und dient als Endanschlag.
Wir sägen das Röhrchen an der freundlicherweise vom Hersteller mit einem umlaufenden Ring markierten Stelle durch und schieben den Kolben mit oben aufsitzender Feder soweit hinein, bis der Federfuß sich exakt 60mm vom Beginn des Röhrchens am Gewinde entfernt befindet. Hinten wird dann bündig mit Heißkleber aufgefüllt und das ganze damit fixiert.

Während der Kleber erkaltet, bereiten wir den Pluspol vor:
Der Nippel an der Schraubkappe wird um etwa die Hälfte gekürzt. Wir müssen uns nun eine runde Scheibe aus Blech anfertigen, die genau in den inneren Zylinder passt. Zur Not kann man ein 1Centstück zurechtfeilen.
Es empfiehlt sich, die Oberfläche zu verzinnen. An der Rückseite wird eine flexible Litze angelötet und durch den ehemaligen (gekürzten) Ansatzstutzen für die Nadel geführt und dann die Blechplatte mit Heißkleber fixiert.
Bitte jetzt auf den Abstand der Kontaktscheibe zum Rand des inneren Zylinders achten; dieser sollte ca. 1mm weiter vorstehen: Der Clou beim fertigen Batteriehalter ist dann nämlich, dass wir keinen Ein/Ausschalter brauchen, denn man dreht die Batterie einfach rum – und fertig!
Durch den Trick mit dem inneren Zylinder kann nämlich nur der hervorspringende Pluspol der Batterie Kontakt bekommen, der Minuspol im AUS- Zustand aber nicht.

Der fertige Batteriehalter sollte dann SO aussehen:

Jetzt könnte man wieder alles zusammen bauen oder besser – kleben.
Perfekt wird es aber erst, wenn wir alles noch einmal schrumpfen lassen:

Dazu löten wir sämtliche Bauteile von der Platine:

(die zusätzlich einzubauenden Teile sind nicht mit abgebildet)

Die Platine darf entsorgt werden. Die Bauteile werden nun freitragend dreidimensional als „ugly construction“ wieder zusammengelötet; wer als Kind immer zuwenig Legos für ein bestimmtes Projekt gehabt hat, wird damit keine Schwierigkeiten bekommen.

Einige Dinge sollte man dabei beachten:
Der Zündtrafo gehört unmittelbar hinter die Blitzröhre.
Die Glimmlampe ganz hinten ans andere Ende, damit man sie später durch einen dünnen Film Heißkleber auch noch sehen kann.
Am besten geht man schrittweise vor und vervollständigt die Zündschaltung erst, wenn man sich vom einwandfreien Funktionieren der Wandlerschaltung überzeugt hat.

WICHTIG: nach jedem Test das entladen des Kondensators nicht vergessen – sonst wird man schmerzhaft daran erinnert!

Bei der Verdrahtung sollte – wer hat – möglichst Teflonleitung verwenden.

Das Resultat könnte dann etwa SO aussehen:

Mit dem - hier noch nicht angeschlossenen – Fotodiodensensor sollte die Schaltung dann ausgiebig getestet werden, denn später sind Korrekturen nicht mehr möglich. Ein normaler 40Wsec Blitz sollte aus mindestens 25m Entfernung auslösen, eine schnell darüber geschwenkte Grubenlampe dagegen nicht.

Klappt alles, wird der Kondensator entladen und die gesamte Schaltung mit dem Batteriehalter und einem bisschen Geschick mit Heißkleber umhüllt. Eine bereitgestellte Schale mit etwas Prilwasser ist sehr hilfreich, weil sich der halbsteife Klebstoff mit den benetzten Fingern dann gut formen lässt. Außerdem verewigt der Erbauer dann seine Fingerabdrücke...

Das fertige Blitzgerät könnte dann etwa SO aussehen:

klein, kompakt, wasserdicht. (hier mit Diodensensor am Schwanz)

Geht mit EINER AA Zelle oder Akku.
Zum Einschalten Kappe auf, Batterie rumdrehen, Kappe zu.

Und nun viel Glück beim Basteln!

 

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