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1. Historisches zur Grube Hohe Grethe bei Siegen
2. Abbauverfahren

André Hellmann im Interview mit der Welt am Sonntag

1. Historisches zur Grube Hohe Grethe bei Siegen

Die Anfänge des Bergbaus auf Hohe Grethe sind unbekannt. Erstmals wird die Grube in einer Forstrechnung aus dem Jahre 1698 unter dem Namen “uf der Hohengreten” genannt [1]. Im Oranien-Nassauischer Hof-Staats und Bergwerks-Kalender für das Schaltjahr 1772 wird das Bergwerk unter den Zubus-Gruben aufgeführt [2].

1789 schreibt Johann Philipp Becher:

“Nächst dieser Grube (Pützhorn) in der Aehl, welchen Namen der Wisegrund [sic] führt, immer an dem nämlichen Abhang, wird das Hohegretchen, ein imposantes Eisensteinwerk, gebaut. Hier möchte wohl wenigstens am Tage, brauner Thonschiefer die herrschende Gesteinsart sein. Man erblickt ihn in der obern Tiefe der Grube und allenthalben am Tage. Der Eisenstein b rich t hier von 4 bis zu 15 Fuß Breite. Nur Schade, daß über dem Stollen alles Weg ist, und die Baue unter der Stollensohle in einer Tiefe von 12 Lachtern geführt werden müssen. Im Jahre 1775 förderte dieses Werk 800 Wagen Eisenstein, welches einen Begrif [sic] von seiner Einträglichkeit gibt. Die folgenden Jahre, und bis hierhin hat es freilich etwas weniger gegeben, allein immer genug, um sich im Rang mit den ersten Eisensteingruben zu erhalten, wobei zu bemerken, daß diese Grube kaum drei viertel Jahres betrieben werden kann; denn außer dieser Zeit fehlen der Kunst die Aufschlagwasser, weil die über ihr, oder höher gelegene Mühle mit dem Hammer vor der Kunst, in Ansehung des Wassers, den Vorzug haben, so daß diese stehen muß, wenn keine überflüssige [sic] Wasser vorhanden sind“ [3].

Die Grube Hohe Grethe geht aus der Konsolidierung der Einzelverleihungen Hohe Grethe, Frische Grethe, Junge Grethe, Christophzeche, Lerche, Schwarzwald, Alter Weiberborn, Hohe Ley, Vorderste Grethe und Mittelste Grethe hervor [4]. Abgebaut wurde ein NS streichender, mit 85° nach E einfallender Sideriterzgang, der in oberen Teufen stark oxidiert ist [5].

1865 erfolgte die Anlage eines saigeren Maschinenschachtes (Blindschacht), der in der Unteren Stollensohle angesetzt wurde [4]. 1870 wurde eine Dampfmaschine zur Förderung und Wasserhaltung in Betrieb genommen [6]. Tiefbausohlen wurden in 42-, und 72m unter der Stollensohle aufgefahren. In der ersten Sohle (1871) wurden in der nördlichen Auffahrung 1871 noch alte Strossenbaue angehauen [4,6]. Nach Süden hin soll der Gang unverritzt angestanden haben. Auf der zweiten Tiefbausohle wurde der Gang auf einer Länge von 158m überfahren. Die Ausfüllungsmasse bestand hier überwiegend aus Spat-, und Brauneisenstein und reichlich Quarz. So war der Gang am Schacht zwar 8,5 m mächtig, jedoch konnte durch die Verrauhung nur ein 1,3m mächtiges Mittel bebaut werden. An beiden Enden der Auffahrung keilte der Gang aus.

Beim Aufschluß der sogenannten Querzeche wurde eine stark wasserführende Kluft angehauen. Daraus resultierende Probleme mit der Wasserhaltung und un-günstige Aufschlußverhältnisse führten zur Stillegung der Grube im Jahre 1876.

Im Jahr der Stillegung wurden noch 1405 t Brauneisenstein und 97 t Spateisenstein gewonnen [4].

1917 und 1924 erfolgten Untersuchungsarbeiten im Bereich der Grube Hohe Grethe.

Im zweiten Weltkrieg wurden Teile der Grube Hohe Grethe im Auftrag des Werkluftschutzes zugänglich gemacht und für die Belegschaftsmitglieder der Firma Bertrams (?) herge rich tet [7]. Zwei weitere Ausgänge wurden im Siegtal geschaffen, und ein alter Tagesschacht oder Überbruch (vormals Esse der Dampfmaschine?) in der Nähe der Erzabbaue wurde mit eisernen Fahrten versehen und über die Abbaue mit dem Oberen Stollen verbunden.

[1] Forneberg, Helmut: “4 Wagen holtz bewilligt aus Gnaden”, Bergbaugeschichte aus alten Siegener Renteirechnungen (1992). In: Eiserfeld- Im grünen Kranz der Berge. S.59- 66.

[2] Anonym. Oranien Nassauischer Hof-Staats und Bergwercks-Calender für das Schaltjahr 1772. Herborn.

[3] Becher, Johann Philipp (1789). Mineralogische Beschreibung der Oranien-Nassauischen Lande.

[4] Hundt, T.; Gerlach, G., Roth, F. und Schmidt, W. (1887). Beschreibung der Berg-reviere Siegen I, Siegen II, Burbach und Müsen. Bonn, bei Adolph Marcus 1887.

[5] Fenchel et. al. (1985). Die Sideriterzgänge im Siegerland-Wied-Distrikt. Geologisches Jahrbuch Reihe D. Heft 77. Hannover 1985.

[6] Anonym. Zeitschrift für das Berg-, Hütten und Salinenwesen in dem Preussischen Staate.Berlin. 1871, 19. Bd. S.84.

[7] Flender, Hans-Martin: Der Raum Siegen im Zweiten Weltkrieg : eine Dokumentation. Siegen 1979.

Erklärungen:

1 Fuß ~ 0.3m


2. Abbauverfahren

Wie aus den historischen Quellen hervorgeht, wurde in vorindustrieller Zeit auf Hohe Grethe Strossenbau betrieben, welcher typischerweise auf den steilstehenden Ganglagerstätten des Siegerland-Types vor Beginn des 19. Jhd. durchgeführt wurde. Aus dem Bericht von Becher (Becher, 1789) geht weiter hervor, dass im Altbergbau auf Hohe Grethe mit Gangmächtigkeiten zwischen 1,2 und 4,5 m gerechnet werden kann. Bei gering mächtigen Gängen mit Mächtigkeiten < 2m wurde im Strossenbau mit Bergekästen, bei Mächtigkeiten von 2-12m im Strossenbau mit Bergfesten und bei noch größeren Mächtigkeiten im Teilsohlenbruchbau mit Bergfesten gearbeitet. Erst im beginnenden 19 Jhd. wurden diese Verfahren nach und nach durch den Firstenbau abgelöst, was eine Änderung der Abbaurichtung bedeutet [8].


Im Fall Hohe Grethe kann daher geschlossen werden, dass im „vorindustriellen“ Zeitalter, d.h. vor der Anlage des Blindschachtes die Abbauverfahren Strossenbau mit Bergekästen und Strossenbau mit Bergfesten zur Anwendung kamen [8, 9].

Bei den Abbauverfahren im Strossenbau wurden in jedem Fall Hohlräume im Berg hinterlassen. Besonders ungünstig für die Befahrbarkeit von Gangstrecken, durch die oftmals auch die Förderung aus anderen Grubenabschnitten erfolgte, ist der Strossenbau mit Bergekästen. Bei diesem Verfahren wurde der Hohlraum treppenartig im Erzgang abgeteuft. Bühnenlöcher wurden im Hangenden und Liegendem des Erzganges in regelmäßigen Abständen eingebracht und mit Holzstempeln versehen, die mit Holzbrettern abgedeckt wurden. Darauf wurde der Versatz, d.h. das als wertlos betrachtete gelöste Material eingebracht. Diese sogenannten Kästen wiederholten sich nun in regelmäßigen Abständen, wobei nach einigen aufeinanderfolgenden Bergekästen eine Gangstrecke offengehalten wurde

Der Versatz hatte eine stützende Funktion und konnte somit in der Grube gelassen werden. Ebenso brauchte er nicht an die Tagesoberfläche gefördert werden.

Es gehört nicht viel an Vorstellungskraft dazu, was passiert wenn diese Hölzer verfaulen. Dies ist übrigens mit ein Grund warum so viele Stollen wo dieses Verfahren zur Anwendung kam im ausgeerzten Gangraum zusammengebrochen sind. Der andere Grund ist, dass viele Stollen so angelegt wurden, dass sie nach kurzer Stollenstrecke im tauben Gestein den Gang erreichten. Durch das steile Einfallen der Gänge tut die Schwerkraft das Übriges dazu.

Eine Chance zur Befahrung in der Gangstrecke besteht meistens dann, wenn der Versatz durch Oxidation versintert wurde, oder der Gebirgsdruck den Versatz zusammengepresst hat. Im ersteren Fall ist es zwingend notwendig, dass mit Gangart verwachsenes Primärerz im Versatz in ausreichender Menge vorhanden, und der Versatz nicht zu trocken ist. Besonders „reaktionsfreudig“ ist Versatz, der sulfidische Erze enthält.

Bei größeren Gangmächtigkeiten kam, wie bereits erwähnt, der Strossenbau mit Bergfesten zur Anwendung. Dabei wurden in bestimmten Abschnitten Erzpfeiler im Gang stehen gelassen. Die Gangstrecken wurden durch sogenannte Schweben, Etagenböden aus Erz offengehalten. Auf diesen Etagenböden wurde ebenso Versatz eingebracht. Nach der Beendigung des Abbaus in einem bestimmten Grubenstockwerk wurden die Erzpfeiler häufig noch abgebaut, was nicht selten den Einsturz der Abbaue nach sich zog (sog. Raubbau, der später bergpolizeilich verboten wurde). Die Schweben wurden durch eine Trockenmauerung ersetzt.

Zusätzliche Hohlräume entstanden auch, wenn später Firstenbau unterhalb dieser alten Anlagen durchgeführt wurde. War nun in den „edleren“ Gangmitteln nicht genügend Versatzmaterial für die entstehenden Hohlräume vorhanden, hat man den Versatz einfach aus alten bereits versetzten Gängen bezogen. Den „Alten Mann springen lassen“ ist eine Redewendung aus der Bergmannssprache, die diesen Vorgang treffend bezeichnet.

[8] Gleichmann, H.-D. (1983). Siegerländer Erzbergbau. Erzmetall 36, S. 136-146.

[9] Quiring, H. (1930). Die Anfänge des Bergbaus im Siegerlande. Siegerland, Blätter des Vereins für Heimatkunde und Heimatschutz im Siegerland. Siegen 1930, S.2-15.