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Eine Reise ins goldene Land Rumäniens - oder "Kein Schein aus Bukarest"
von Michael Pfefferkon
Rumänien. Ein Mythos, ein Abenteuer. Viel hatte man ja schon gelesen, vom Reich Draculas, viel gehört über Chausecu, über Securitate, über Zigeuner und Armut, über Gold, welches Hoffnung birgt und Verzweiflung bringt. Und dann sind da noch Roşia Montană, der älteste urkundlich belegte Ort Rumäniens und Roşia Poieni, die der bestehenden Gier nach Gold weichen sollen. Die Salzstadt Turda, die Karpaten, die Bergwerke - all dies zog uns an, brachte uns auf den Weg und hält uns noch immer in Gedanken fest.
Diese Zeilen und Bilder sollen einen kleinen Überblick einer Reise geben, die gemacht zu haben niemand bereut.
Wie alles begann. Ein Telefonat mit Freunden in Freiberg brachte mir die Nachricht von der geplanten Fahrt, Michael Krumrei und ich schlossen uns kurzerhand an.
Tag 1 - Freitag
Zu fünft, mit zwei Autos ging es an einem Freitag im Juni am späten Nachmittag in Freiberg los. OHo, Thomas und Pfiff sowie wir beiden Michaels. OHo und Thomas hatten das größere Auto, daher kam dort alles schwere Gepäck rein, während wir uns zu dritt mit den ganzen leichten Sachen (Schlafsäcke, Isomatten und Co.) auf die Reise begaben.
An diesem Freitag hatten wir uns vorgenommen, bis Brno in die Tschechei zu fahren, was auch fast gelang, wir haben es bis ca. 30 km vor Brno geschafft, dann suchten wir uns wegen der zunehmenden Dunkelheit einen Platz zum nächtigen im Wald. Zelte aufgebaut, ein Bier getrunken und bald war es wegen der Schnarcherei mit der Ruhe im Wald vorbei.
Auf der Autobahn in Tschechien
Nachtlager bei Brno
Tag 2 - Samstag
Nach dem Aufstehen hieß es Frühstück machen und aufräumen bzw. einräumen. Weiterfahrt: Brno, Grenze nach Tschechien, Bratislava, Grenze nach Ungarn: Freie Fahrt für Bürger der EU, die Kontrollen begrenzten sich auf einen raschen Blick auf die Ausweise - prima!
In Ungarn fiel uns bei Tatabánya - 30 km vor Budapest - ein Fördergerüst auf, welches einen Berg krönte. Dieses Fördergerüst spielt im weiteren Verlauf der Reise noch eine wichtige Rolle, weil keiner es so richtig vergessen konnte. Weiter um Budapest herum nach Szeged, Richtung Rumänien. Kurz vor der Grenze zum Gummiservize, der meinen platten Reifen, der kurz hinter Prag dank eines Brettes auf der Autobahn - unter energischem Zischen - sein Leben vorerst aushauchte, selbiges Leben zurück brachte. Auch hier an der Grenze keine Probleme. Die Sonne schien, angenehme 20 Grad und der Mohn blühte - was will man mehr?
Die Reise führte uns nach Arad und bald tauchten am Horizont die ersten Berge der Karpaten auf. Weiter ging die Fahrt, auf leider langsam immer schlechter werdenden Straßen, nach Devá. Von Devá weiter nach Brad, der Goldhaupstadt des sog. "Goldenen Vierecks".
Nicht schön aber selten: Karte vom Goldenen Viereck, was manchmal auch Dreieck genannt wird, aber eigentlich fünf Ecken hat.
Nach Roşia Montană haben wir es dann nicht mehr geschafft, die Straße fehlte dann gänzlich, man konnte zwar sehen, dass gebaut wird, aber das hat uns nicht wirklich geholfen. Das Ganze war nur noch eine Buckelpiste und das sollte es für die nächsten 30 km auch bleiben.
Also hieß es wiedermal einen Schlafplatz finden und das mitten im Zigeunerland. Die Zigeuner selber sind gar nicht das Problem, sehr nette Menschen, entgegen der hierzulande üblichen Geschichten ist auch absolut gar nichts gestohlen worden, das Problem sind die Streusiedlungen. Man findet quasi keinen Ort, wo man in Ruhe sein Zelt aufbauen kann. Kaum meint man das letzte Haus hinter sich gelassen zu haben, kommt das Nächste. Es wurde dunkler und dunkler und auf für unsere KFZ absolut untauglichen Wegen ging es höher und höher den Berg hinauf. Irgendwann war Schluss und wir bauten unser Nachtlager auf. Eine Flasche Wein später war ich auch schon im Traumland.
Auf die Bäume ihr Affen...
Bei Tatabánya in Ungarn...
...das Fördergerüst, welches uns nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte.
Ungarn im Vorbeiflug
In Rumänien
Noch sind die Straßen gut, aber das Schild gibt die Zukunft preis.
Die Karpaten tauchen am Horizont auf!
Tag 3 - Sonntag
Morgenstund' hat Gold im Mund...
Aufgwacht bin ich durch die Worte "...ich hab doch gesagt "Da sind Kühe!"...". Um dieses Weckkommando zu begutachten, kroch ich aus meinen Schlafsack und betrachtete die Situation: Hier ging es nicht höher - wir waren ganz oben. Ringsherum ein herrliches Bergpanorama. Die Zelte standen auf einem Weg, der normalerweise der Weg für die Kühe zur Tränke ist. Kühe waren auch in Sicht, bewacht von ein oder zwei Kindern, die aber Abstand zu uns hielten. Im Lauf der Zeit kamen mehr Kühe und Kinder, eine Bäuerin und ein Bauer. Alle (Kuh und Mensch) schauten uns an: Die Außerirdischen, die in der Nacht auf ihrer Bergwiese gelandet waren. Kühe sind neugierig und fanden Gefallen an meinem Auto - sie begannen es abzulecken. Nachdem ich befürchten musste, dass bald eine Kuh am Steuer sitzt, jagte ich sie weg und machte die offenen Türen zu.
Wir machten Frühstück, packten unsere Sachen, gaben dem kleinsten Kind etwas Schokolade, der Bäuerin ein Päckchen Pfeffer, dem Bauern ein original deutsches Aldibier (was alle sehr freute) und den Kühen gar nichts, die hatten ja bereits am Auto genascht.
Dann ging es den Weg, den wir uns in der Nacht heraufgequält hatten, wieder herunter Richtung der Buckelpiste, die sich Hauptstraße schimpfte.
Unsere Zelte stehen mitten auf dem Weg
Grüne Berge rundum...
Dies soll ein Vulkan sein?
Die Heimstatt der Bauern
Noch mehr Panorama
Spülhalde und Aufbereitung
Die Fahrt führte uns nach Abrud und von dort weiter Richtung Roşia Montană. Kurz hinter Abrud tauchte die Spülhalde auf und ein paar Meter weiter die Aufbereitung. Zunächst dachten wir, dass es sich um eine stillgelegte Anlage handelt, als wir jedoch ausstiegen aus den Fahrzeugen, hörten wir die Kugelmühlen arbeiten. Der Schrotthaufen vor uns lebte! Ein Förderband brachte unablässlich neues Material heran. Nun begann, wofür wir da waren: Bilder, Bilder, Bilder von links, von rechts, von oben, von unten...
Die Spülhalde taucht auf...
Die Aufbereitung
Aufbereitung
das Förderband...
...bringt ständig neues Material.
Bine ati venit la Roşia Montană!
Unmittelbar hinter der Aufbereitung befindet sich das "Tor" zu Roşia Montană. Wir fuhren die Straße bis zum alten Marktplatz und machten einige erste Bilder von Roşia Montană:
Herzlich Willkommen!
Alte Häuser und Höfe mit Schlägel und Eisen über der Tür oder am Haus.
Die beiden Tafeln oben befinden sich an dieser Ruine am alten Marktplatz.
Wir machten uns auf die Suche nach dem Museum mit dem Besucherbergwerk, der "Galleria Romana"
Guck mal wer da pocht!
Das Museum war dank der Hilfe von Einheimischen zu finden, obgleich die Werbung dafür wohl nicht gewünscht ist, kein Schild, kein Hinweis zeigt darauf. Nun wurde es noch obskurer: EIn Wachmann fragte uns, ob wir das Museum sehen wollten. Nach dem wir dies bestätigten, rief er einen Führer per Telefon an und teilte uns mit, dass es 10 Minuten dauern würde. In der Zwischenzeit verlangte er unsere Pässe bzw. Ausweise, von denen er alle Daten im Detail abschrieb und sie uns danach zurück gab. Ängstliche Menschen! Rechts: Römischer Steigbaum im Museum |
Römischer Weihealtar aus dem 1. Jh nach Chr. vom "Heiligen Hain" in Roşia Montană
Tafel mit Jahreszahl 1852 aus der Grube von Roşia Montană
Erzhandmühle
Pochstein
Flotationskammern und Kugelmühle
oben und unten: Förderkörbe vom Cetate - Blindschacht
Kalifornisches Pochwerk aus dem 19. Jahrhundert, in England von "Fraser & Chalmes" gebaut.
dito.
Pochwerk aus Roşia Montană. Lt. Führer aus dem 16. Jahrhundert - bis 1945 in Betrieb gewesen
dito. Welle mit Zapfen sowie Wasserrad für Antrieb
dito. Welle mit Zapfen und Pochstempel.
Lager aus Stein.
Rüttelbehälter für das zu pochende Erz
Pochstempel
Holzhunt und Holzschiene im Nachbau.
Galleria Romana - endlich im Berg.
Das Besucherbergwerk erreicht man über eine Treppe im Berg, die einen zunächst rund 80 Stufen in die Tiefe führt.
Zur Belohnung findet man sich dann in einem römischen Stollenkomplex wieder. Er stammt aus der Zeit um das 1. Jh. nach Chr. Viel kann dazu leider nicht gesagt werden, da auch hier im Prinzip nur das Gesehene widergegeben werden kann.
Die römischen Stollen sind überraschend geräumig: die Höhe liegt zwischen 1,80 m und 2 m, die Breite um 1 m . Die Strecken sind sauber geschlägelt. Kleine Lampennieschen sind zu finden, leider keine Inschriften.
Das Mundloch hinter dem die Treppe ist. ALBURNUS MAIOR ist der römische Name für Roşia Montană (das spricht man übrigens ungefähr so: Roschiea Montana).
Römischer Stollen
Strecke aus dem 18. oder 19. Jh. mit rezenter Schlitzprobe des kanadisch-rumänischen Konsortiums EUROGOLD. Die Firma will Roşia Montană und den Nachbarort Roşia Poieni zugunsten von Goldtagebauen und eines Zyanidlaugungssees komplett platt machen.
oben und unten: Römischer Abbau
Abbau aus dem 18. od. 19 Jh.
Haspelort
komplette Haspelwelle
Römische Strecke
Römische Strecken
Römische Strecken mit ausgehauener Wasserseige
Hof der Grubenverwaltung
Schauen erlaubt!
Schauen erlaubt - das ist normalerweise nur mit einem "Schein aus Bukarest" möglich. Das wussten wir zu dem Zeitpunkt aber noch nicht und die Arbeiter an der Übergabestelle wohl auch nicht. Und so durften wir auf das Gelände zum Filmen und Fotografieren.
An dieser Übergabestelle wird das Erz vom Tagebau Cirnic per Kipper angeliefert, dort in einer Kippstelle in Hunte verladen und per Grubenzug weiter zum Zwischenbrecher gefahren.
Das Erz wird vom Kipptrichter zur Verladerolle transportiert.
oben und unten: Stollenmundloch auf dem Gelände
Der Zug wird zusammengestellt...
Weitere Stollen auf dem Gelände
Von hier startet der Zug Richtung Zwischenbrecher
Das Material ist etwas älter...
Die Schmiede ist noch in Betrieb.
Beladung der Hunte
Pension verzweifelt gesucht
Kreuz am Wegrand
Was nun folgte, war recht nervig. Hotelsuche bzw. Pensionssuche. Um es kurz zu machen: da wo ein Hotel sein sollte - in Câmpeni - gab es keines mehr. Nach ca. 40 km Fahrt, einem Restaurantbesuch und viel Nerven-lassen später, haben wir eins gefunden.
"Perla Ariesului" heißt das Haus, ist gar nicht schlecht und im Internet vertreten unter http://www.perlaariesului.3x.ro
Sonntags ist der Weg abenteuerlich: Alles was Beine hat ist auf der Straße, überall ist Markt (auch direkt auf der Hauptstraße) und die Rumänen sind leise Autos nicht gewohnt, daher muss man, um durchzukommen immer den Motor röhren lassen, sonst macht keiner Platz.
Endlich der Blick aus dem Hotelzimmer.
Tag 4 - Montag
Panorama im Dutzend billiger...
Ab heute sollte alles besser werden, er war da, unser lange erwarteter Führer. Der Mensch, der die Menschen kennt, Rumäne ist, aber sehr gut deutsch kann, also unsere Schnittstelle zu unserer Umwelt. Pünktlich trafen wir uns und nachdem wir bei einem Privatmann (von Herrn K. - nennen wir ihn mal so - vermittelt) Quartier bezogen hatten, ging es los.
Über Rosia Poieni fuhren wir bergan, bis wir an einem großen Kupfertagebau angelangt waren. Dann weiter auf den Cirnic-Berg hin und her, bis alle Art von Panoramabildern gemacht und auch der letzte Steinhaufen erklommen war. Noch einen Blick auf den Cirnictagebau und schon war ein halber Tag dahin gegangen.
Rosia Poieni - im Hintergrund der Cirnicberg, eine der beiden (neben Cetate) großen Erzlagerstätten.
Cirnic
Cirnic und zum Cu-Tagebau gehörende Aufbereitung und Werkstätten
wolkenverhangener Kupfertagebau
dito.
dito.
zum Cu-Tagebau gehörend
Blick nach Rosia Poieni
Cirnic - alte Abbaue im Fels
Cirnic - Bohrstelle einer australischen Goldfirma - nur aus der Ferne gesehen, der Wachmann mochte keine Fotografen
Schlitzproben von EUROGOLD überall
Cetatetagebau - allein hier wurden mehre tausend Kilogramm Gold gewonnen
Roşia Montană
Roşia Montană
Cirnic und Roşia Montană
Alte Abbaue im Cirnic
Das Gezähe eines Goldsuchers
Gold in Blechform, Bildbreite 5 cm
Im Dunkeln ist sehr gut munkeln!
Nun wollten wir aber nach untertage. Durften wir auch, denn wir fragten gar nicht erst. Es ging durch einen relativ modernen Stollen in die Baue des 19. und 20. Jahrhunderts. Großzügige Stollen, sehr große Weitungen und der ein oder andere interessante Gang wechselten einander ab. Hier gibt es alles: Kammerpfeiler-, Strossen-, Firstenbau etc. Uralt und neu fließen ineinander, purzeln übereinander, durcheinander.
Übersichtsriss Cirnic; Quelle: rosiamontana.org
Die eigentliche Überraschung sollte noch kommen: Irgendwann zeigt uns unser Führer einen Stollen, in dem plötzlich alles anders wurde: Es wurde sehr, sehr alt. Eine römische Grube, ohne Frage. Er sagte uns, dass hier ein französisches Team Ausgrabungen durchgeführt hat. Die Berichte dieser Arbeitsgemeinschaft sind eindrucksvoll und unter rosiamontana.org herunterladbar. Nur soviel: Die Grube ist knapp 2000 Jahre alt. Hier einige Bilder als Beispiele. Über diese Grube wird es sicherlich noch einen separaten Bericht geben.
Erztrog aus Holz.
Geschlägelte Treppe
Das Wasser ist rot-gelb von Eisen und Schwefel
Noch eine Treppe. Unserer Führer will nicht erkannt werden.
...
nach der Ausfahrt...
...gab es Schnaps...
... und gegrilltes Kalbsfleisch ...
...und Bier! In der Plastikflasche ist übrigens der Selbstgebrannte vom Gastgeber. 53%iger Apfelschnaps ... aber gut!
Tag 5 - Dienstag
"Das war Roşia Montană "
Am Dienstag hatten wir uns vorgenommen, Rosia Montana einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Das heißt: Ortsrundgang und alles fotografieren, was irgendwie mit Bergbau zu tun hat. Das hat dort so ziemlich alles.
Es ging vom Ortsanfang den Berg hinauf, vorbei an Häusern aller Art und Größe, die, ob ihrer Bergbausymbole, eindeutig für uns relevant waren. Die EUROGOLD hat schon gut ein Drittel des Ortes aufgekauft, wovon allgegenwärtig die blauen Schilder der Firma zeugen, die einem sagen "VERBOTEN! - ALLES UNS!" (oder so).
Halden auch direkt im Ort
Kompressorenstation "Irina"
ehem. Sprengmittellager
Kompressorenstation "Irina"
Kompressorenstation "Irina" - Micha Krumrei ging einfach rein - ohne "Schein aus Bukarest" - gemerkt hat es keiner!
Kompressorenstation "Irina"
Kompressorenstation "Irina" - Kühlturm
Haldenlandschaft
Denkmalschutz und Abriss gehen einher: Oben das blaue Verbotsschild von Eurogold, unten das etwas neuere Denkmalschutzschild vom Kulturministerium, welches gegen das Eurogold-Projekt kämpft.
Ortsstraße
(Sehr) frei übersetzt: "Wir danken denen, die sich um unsere Zukunft den Kopf zerbrechen, aber wir Leute von Rosia wollen unsere Zukunft selbst bestimmen" - Die breite Masse der Bevölkerung will ihre Heimat nicht aufgeben!
Nicht zuletzt deshalb:
Der (illegale) Abbau von Gold bringt den Menschen kleine Geldbeträge, die zum Überleben helfen. Bildbreite gut 30 cm!
Gediegen Gold XX auf Quarz
Blick über den Ort zum Cirnic
Für kein Geld der Welt: Unverkäuflich!
Ekaterina Munulesti Stolln (wird gerade aufgewältigt und soll später, wenn die EUROGOLD alles umgräbt, als Ersatz für das Besucherbergwerk herhalten; Stand bei etwa 40 m) - hier wurden um 1830 zwei Arbeitsverträge auf Wachstafeln aus römischer Zeit und Reste eines römischen Wasserrades gefunden.
Blick auf den Vaidoaia-Felsen
Cirnic
Roşia Montană: von links: Piciorag, Igre und Vaidoaia Felsen
Ohne "Schein aus Bukarest" kein Eintritt
Haldensturz
Nachdem wir den Ort mehr oder weniger komplett durchquert hatten und am Ortsrand durch die Haldenlandschaft zu unserem Ausgangspunkt zurückkehrten, stellte unser Führer fest "...das war Roşia Montană". Er meinte damit, dass wir diesen Programmpunkt (für ihn endlich) hinter uns haben, aber ich meine in diesen Worten liegt eigentlich mehr.
Zlatna - der Tod ist kein wählerischer Geselle
Die Fahrt führte uns weiter nach Zlatna, einem bedeutenden Zentrum für das Bergwesen der Region.
Wir trafen uns dort mit Herrn Aron, dem ehemaligen Direktor der Grube in Zlatna. Er erzählte uns etwas über die Lagerstätte. Sie enthält neben Gold Zinkblende, Molybdän, Blei, Gold und Kupfer. Herr Aron berichtet, dass Erzfälle von bis 100 kg Gold durchaus gefunden wurden.
Nach dem Gespräch machten wir uns gemeinsam auf, den ungarisch-deutschen römisch-katholischen Bergfriedhof anzusehen. Der Tod ist wahrhaftig kein wählerischer Geselle - Bergwerksdirektor, Probennehmer und andere bergmännische Berufszweige sind hier einträchtig im Tode vereint.
Auf dem Weg zum Friedhof kommen wir an der Bergschule vorbei, welche 1900 gegründet wurde.
Die Bergschule von Zlatna vom Friedhof aus gesehen.
Die Kirche des unteren Friedhofs (rumänisch-orthodox).
Die Gruft der Familie Albini, denen die Grube von Zlatna (oder zumindest ein Großteil) gehörte.
vorn: Bergingenieur Nicolaae Deoanca und Gattin - hinten: Grabmal der Familien Jurinits und Herberger mit Schlägel und Eisen sowie Froschlampe
Janos Kadar
ungarisch-deutscher römisch-katholischer Bergfriedhof
Bergrat Jozef Koss
Probennehmer Johan Veizer
Die Hütte braucht kein Holz mehr
Nachdem wir nun ausreichend Friedhofsluft geschnuppert hatten, wollten wir mal was Lebendigeres aus dem Montansektor sehen. Wir machten uns auf, ein paar Meter weiter zum Hüttengelände von Zlatna. Wir hätten es wissen müssen: Wie immer (in Vergangenheit und Zukunft) geht hier ohne den berühmten Schein aus Bukarest nichts. Die Hütte ist stillgelegt und man hat den Eindruck, als arbeite die Hälfte der ehemaligen Belegschaft jetzt als Pförtner, um den Schrott zu bewachen. Jedenfalls stürmten, kaum waren wir vor dem Tor vorgefahren, knapp 10 Leute aus dem Pförtnerhaus und beugten uns Exoten aus Deutschland. Man war recht freundlich und erklärte uns, dass wir am nächsten Tag wieder kommen sollten, dann könnten wir die (Reste der) Hütte besichtigen (vielleicht). Wir haben am nächsten Tag zu Gunsten anderer Programmpunkte dann aber darauf verzichtet. Wir sind dann noch etwas um das Gelände herum geschlichen.
Der Haupteingang zur Hütte
Tafel von 1997, welche an das 250jährige Jubiläum der Hütte erinnert.
Hier wohnt es sich nett... direkt an der Hütte eine 1a Wohnlage. Eigentumswohnungen sind hier für 500 Euro zu haben.
Halde und Hüttenschornstein (mit Rauchkanal)
Zigeunerwohngegend
Die Seilbahn führt von der Grube 8 km bis zur Hütte. Sie wurde als Schrott verkauft.
Die Seilbahnstation der Hütte.
Das gesamte Hüttengelände mit Rauchkanal und dem Hüttenschornstein: Stahlbeton, 205 m Höhe, Basis 17 m Durchmesser, Kopf 6 m Durchmesser. Die fehlende Vegetation auf dem rechten Berg ist eine Folge der giftigen Hüttenabgase.
Seilbahnstation - auch hier laufen Wichtigtuer rum, die den Schrott bewachen. Uns haben sie auch versucht zu vertreiben, mit viel Geschrei und der Drohung die Polizei zu rufen. Unser Führer erklärte, dass man sich nicht verunsichern lassen darf - wer viel schreit hat oft wenig zu sagen und will wahrscheinlich nur ein paar Euro Schmiergeld. Da wir aber an Schrott kein Interesse hatten konnten wir uns die Euros sparen.
Spanngewichte der Seilstrecke.
Was man hätte sehen können
Was man nicht unbedingt sehen will: Armut ist Volkskrankheit. Hier verstärkt durch ein Unwetter.
Auf dem Rückweg von Zlatna kamen wir an diesem äußerst repräsentativen "Haus" vorbei, welches ich Karpatenschloss nannte und unbedingt fotografieren wollte und dies auch tat. Zum Glück. Nachdem wir die Region verlassen hatten (Donnerstag), sah ich das Haus wieder: In einem Buch. Dieses Buch hatte ich mir in Turda gekauft, es behandelt die technischen Denkmale in Rumänien. Wie sich herausstellte war dies das Verwaltungsgebäude der ehemaligen Quecksilbergrube. Gerne hätten wir uns dort umgesehen, wenn wir das gewusst hätten. Das Buch zeigte weitere Bilder - Reste der Aufbereitung, Halde, Mundloch. Unser Führer und Herr Aron aus Zlatna, meinten aber, dass es davon (vom Hg-Bergbau) nichts mehr zu sehen gäbe. Na gut - hübsches "Nichts":
Tag 6 - Mittwoch - Das bist du Brad!
Goldenes Brad
Brad ist die Goldhauptstadt. Und Brad ist ausgesprochen hässlich.
Das Zentrum von Brad
Noch mehr Zentrum.
Wir wollten ins Goldmuseum und dies hatte es wirklich in sich - man sollte es unbedingt besuchen.
Das Museum von außen.
römische Tonlampen
römische Tonlampen
römisches Werkzeug: Steinmeißel und Steinschlägel
Rad eines hölzernen Huntes
Golddrähte, Bildbreite ca. 6 cm
Goldbleche, Bildbreite ca. 6 cm
Berggoldstufe, Bildbreite ca. 10 cm
Goldkristalle - auf dem Bild unten sieht man die ungefähre Größe von ca. 7-8 cm
Bildbreite ca. 7 cm
Bildbreite ca. 10 cm
Aragonit. Das Stück ist gut 40-50 cm hoch.
Fluoritoktaeder, Bildbreite ca. 15 cm
Proustit aus Sachsen, Bildbreite ca. 8 cm
Treppe, Kaue, Heizung, Ludwig
Ruda-Brad: Eingang zur römischen Treppe. Die Treppe (untertage in den Fels geschlagen) war der Haupteingang in die Grube von Brad zur Römerzeit. Die Bilder von der Treppe sind leider mangelhaft geworden.
Der Ludwigstollen in Ruda-Brad. Hier arbeiten noch 48 Bergleute (zum Teil Häftlinge).
Die beheizte Kaue.
Neueste Technik ist im Einsatz.
High-Tech Heizung: Eine Asbestwellplatte und darauf ein dicker Drehspan. Dieser ist direkt an eine Starkstromleitung angeschlossen. Auf einen Schalter hat man verzichtet.
Die Bergleute fahren aus - Schichtende.
Aufbereitung von Gura Barza bei Brad - Kupferhütte. Kein Schein aus Bukarest, kein Eintritt für uns. Die Zigeuner trugen parallel dazu, alles was Metall war, zum Nebeneingang hinaus, die Wächter machten nichts.
Gura Barza - die Grube, wir versuchen es zunächst am Hintereingang:
Das war aber nichts. Am Vordereingang durften wir ganz kurz rein, aber ohne Fotoausrüstung. Nach 3 Minuten wurden wir auch hier vertrieben, jemand war wieder wichtiger als der Rest.
ehem. Verladebunker
Pfiff bei der Nacharbeit.
Tag 7 - Donnerstag - Was Gutes zum Schluss!
Und noch ein Panorama
Am Donnerstagmorgen verlassen wir die Region und fahren Richtung Turda. Auf dem Weg dorthin kommt man durch Baia de Aries. Baia de Aries ist die nördlichste Stadt des Goldenen Vierecks. Auch hier ist die staatliche Grube noch in Betrieb. Und auch hier gilt: Kein Schein aus Bukarest - kein Eintritt.
Daher: Wieder einmal drum herum, wieder Fotos durch den Zaun.
Haupttor mitten im Ort
Aufbereitung
Bergmannsdenkmal im Ort
Ein Haus in der Bergmannstraße
Grubenbahnhof und Kompressorstation
Baia de Aries
Baia de Aries - mittendrin die Grube
Es liegt was in der Luft
... Salz! Wir sind in Turda und in Turda darf man rein - auch ohne Schein aus Bukarest. Dafür braucht man eine Eintrittskarte. Die kostet ca. 2 Euro. Das Geld lohnt sich aber wirklich.
Man braucht gar nichts - kein Geleucht, keinen Helm. Eine Jacke ist nicht schlecht bei 8-9 Grad Temperatur. Man fährt über den Josefstollen ein (das Ganze sieht aus wie eine Hinterhof-KFZ-Werkstatt!). Ohne Führer. Der Weg ist eindeutig, Führungen gibt es ab 15 Personen, sonst einfach alles selbst entdecken. Gut für uns, da kann man in Ruhe Fotos machen.
Die Grube im Seiger- und Grundriss.
Vortriebstafel im Stollen
Vortriebstafel im Stollen
Tafel im Stollen
In der Grube angekommen.
Schachtfüllort der Grube Rudolf
Seildrift
Seilscheibe über dem Schacht
...und dann das Highlight: EIN ORIGINALER PFERDEGÖPEL AM ORIGINALSTANDORT! Kein Nachbau - alles echt!
Jahreszahl für den Abbaufortschritt in der Rudolfgrube
Inschrift am Rudolfschacht
Schrämwand der Rudolfgrube
Bis zu 3 m lange Salzsinter
Die Weitung der Rudolfgrube: 80 m lang, 64 m breit, 40 m tief, begonnen 1867
Weitung der Grube Theresa: 112 m hoch, 4-8 m Durchmesser oben, 70 m Durchmesser unten. Begonnen um 1690.
Rudolfgrube: Inschriften
Rudolfgrube
Rudolfgrube
Rudolfgrube
Rudolfgrube
Rudolfgrube
Rudolfgrube
Fahrtreppe (um 1700) zu einem Altarraum in dem einmal pro Woche eine Messe gehalten wurde. Diese Treppe wurde die "Treppe der Reichen" genannt.
Ausgelaugte Bohrungen - Diese Treppe führt zum Notausgang der Grube. Ganz in der Nähe ist eine Kammer, in der Atemwegskranke therapiert werden. Da es in der Grube keine Toilette gibt, riecht es hier im hintersten Eck streng nach Urin und auch so manches Häufchen ist zu entdecken - lecker!
(Gründungs-?)Tafel im Josefstollen
Nun endet die Reise durch Rumänien. Nachdem wir Turda verlassen hatten, fuhren wir Richtung Grenze. Ungarn erreichen, dann ein Lager für die Nacht suchen und weiter nach Hause.
Tag 8 - Freitag
Bergbaudisneyland
Ungarn. Da waren wir wieder. In der EU. Kein Schein aus Bukarest hat mehr Bedeutung. Obwohl uns niemand etwas getan hatte, so kam es mir dennoch so vor, als fühlte ich mich leichter, sicherer - irgendwie mehr zu Hause.
Unser Nachtlager im ungarischen Flachland - Frühstück machen!
Ja und da war noch etwas. Eine Aufgabe wartete. Ein Name den wir nicht vergessen hatten: Tatabánya - und das Fördergerüst auf dem Berg. Zunächst führt die Fahrt nach Budapest und durch Budapest hindurch. Der Verkehr ist die Hölle. Alles rast wie angestochen durch die Gegend und wir rasen erstmal in die falsche Richtung, beeindruckt von all den Verkehrsunfällen um uns herum. Dennoch waren wir schnell wieder auf Kurs und unterwegs nach Tatabánya.
Da war es. Oben auf dem Berg. Und kein Weg schien hinzuführen. Alles Sackgassen bergan. Keine Chance. Entnervt beschloss ich an einer Aral-Tankstelle eine Karte zu kaufen - Fehlanzeige, ich hatte wohl die einzige moderne Tankstelle der Welt erwischt, an der es keine Karten gab. Null - nicht den kleinsten Schnipsel.
Also weitersuchen. Wir fuhren die Sache nun im großen Bogen an und kamen nach ca. 15 km Fahrt wieder in die Nähe, jedenfalls glaubten wir dies. Ich fragte einen alten Mann nach dem Weg, er sprach deutsch oder bayrisch oder österreichisch oder irgend so was. Ich verstand ihn leidlich. Er sagte wir müssen ein paar Kilometer zurück und dann einem Waldweg folgen. Wir folgten dem Waldweg, der die Bezeichnung "Weg" eigentlich nicht mehr verdiente. Durch Rumänien abgehärtet, kämpften wir uns das ausgespülte Gebilde entlang, aber es wollte kein Bergwerk kommen. Was kam war eine Kirchenruine, hübsch zurecht gemacht und wir machten Mittag. Noch ein paar Kilometer weiter und wir waren wieder auf einer normalen Straße, diesmal ganz nah dran. Die Straße endete bald auf einem Parkplatz, von dem aus nur noch Wanderwege abgingen. Nun, wir hatten schon so ein Gefühl.... Nach weiteren Minuten durch den Wald irren wussten wir es genau: DIESE SCH****, PIEP, DIESE ELENDEN PIIIIIEEEEP hatten doch tatsächlich einfach altes Fördergerüst auf den Berg gestellt. Als Aussichtsturm. Prima - dafür waren wir also 3 Stunden umher geirrt.
GPS - Koordinaten nehmen zur Warnung für alle.
Nun hielt uns nichts mehr. Ungarn schien uns nun auch nicht mehr sicher und die Slowakei haben wir auch schnell noch hinter uns gelassen - man kann ja nie wissen - und unser guter alter Wald bei Brno sollte uns wieder einmal beherbergen. Da weiß man was man hat.
Endlich. In Tschechien ist gut den Abend und die Nacht verbringen - schnell noch Mutti anrufen. Am nächsten Morgen sind wird dann nach Hause gefahren und eine interessante und erlebnisreiche Woche war vorbei.